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# taz.de -- Sri Lanka diskutiert Konsequenzen: Anschläge werden Wahlkampfthema
> Nach den Selbstmordangriffen mit Hunderten Toten warnt Sri Lanka vor
> neuen Anschlägen. Politiker lasten ihren Gegnern Versäumnisse an.
Bild: Offensichtliche Versäumnisse: ein Sicherheitsbeamter vor einer Kirche in…
BERLIN taz | In Sri Lanka ist die Zahl der Opfer der
[1][Selbstmordanschläge vom Ostersonntag auf Kirchen und Hotels] auf 359
gestiegen. Noch 400 Personen würden in Krankenhäusern behandelt. Zugleich
warnte Vizeverteidigungsminister Ruwan Wijewardene, dass noch mutmaßliche
Attentäter mit Sprengstoff unterwegs seien. „Wir bitten die Leute, wachsam
zu sein“, sagte Wijewardene am Mittwoch vor der Presse. Er versprach, die
Regierung werde die Situation bald unter Kontrolle haben. Am Mittwoch
wurden mehrere verdächtige Gegenstände kontrolliert gesprengt. Es waren
aber Fehlalarme.
Am Vorabend hatte Staatspräsident Maithripala Sirisena in einer
Fernsehansprache verkündet, die Führungen der Polizei und anderer
Sicherheitskräfte schnell auszutauschen, nachdem Warnungen des indischen
Geheimdienstes und des stellvertretenden Polizeichefs vor Anschlägen auf
Kirchen und andere Ziele nicht weitergeben worden seien.
Sirisena ist zugleich Verteidigungsminister und behauptete, auch selbst
keine Warnungen erhalten zu haben. Manche Beobachter halten dies aber für
sehr unwahrscheinlich. Zuvor hatte bereits Premierminister Ranil
Wickremesinghe gesagt, die Warnungen nicht erhalten zu haben. Präsident und
Premier sind politisch und inzwischen auch persönlich verfeindet. Im
Oktober hatte Präsident Sirisena über Wochen vergeblich versucht,
Wickremesinghe zu entlassen. Da bis Jahresende 2019 ein neuer Präsident
gewählt werden muss, treffen die Anschläge jetzt ein Land im Vorwahlkampf
und auf Politiker, die offensichtliche Versäumnisse möglichst ihren Gegnern
anlasten wollen.
## Acht Personen vor IS-Flagge
Vizeverteidigungsminister Wijewardene bezeichnete es am Mittwoch als
„großen Fehler“, dass wichtige Informationen über islamistische
Attentatspläne nicht weitergegeben worden seien. 58 Verdächtige seien
inzwischen im Zusammenhang mit den Anschlägen festgenommen worden.
Wijewardene machte auch einige Angaben über die mutmaßlichen Attentäter.
Demnach sprengten sich neun Personen, acht Männer und eine Frau, am Sonntag
in drei Kirchen und drei Luxushotels, in einem Wohnviertel und in einem
Gasthaus in die Luft. Sie sollen bis auf eine Person identifiziert worden
sein, stammten alle aus verschiedenen Regionen Sri Lankas und gehörten der
oberen, gebildeten Mittelschicht an. Einer soll in Großbritannien und
Australien studiert haben. Über Verbindungen zur Terrorgruppe „Islamischer
Staat“ (IS) sei den Behörden nichts bekannt.
Am Dienstag hatte [2][der IS die Anschläge für sich reklamiert]. Eine
mögliche Verbindung der von den Behörden beschuldigten lokalen Gruppe
National Thowheed Jamath (NTJ) zum IS wird nach Regierungsangaben
untersucht. Inzwischen publizierte der IS ein Foto, das acht Personen vor
einer IS-Flagge zeigt und vor den Anschlägen aufgenommen worden sein soll.
Bis auf eine Person, die eine Kalaschnikow hält und nach sri-lankischen
Medienberichten den radikalislamischen Prediger Zahran Hashim zeigen soll,
sind alle vermummt. Hashim gilt als Führer der 2014 gegründeten Gruppe NJT,
stammt aus der Stadt Batticaloa und ist auch als Mohamaed Zahran oder
Moulavi Hasmin bekannt.
Über einen Ableger des IS in Sri Lanka war den Behörden bislang nichts
bekannt. Sie wussten aber sehr wohl, dass eine verhältnismäßig kleine
Gruppe lokaler Muslime zur Unterstützung des IS nach Syrien gezogen war.
Die meisten von ihnen sollen dort bei Kämpfen getötet worden sein. Die
Regierung traut der beschuldigten Gruppe NJT nicht zu, die komplexen
Anschläge ohne auswärtige Unterstützung durchgeführt zu haben.
24 Apr 2019
## LINKS
[1] /Terroranschlaege-in-Sri-Lanka/!5590481
[2] /Nach-Anschlaegen-auf-Kirchen-in-Sri-Lanka/!5586396
## AUTOREN
Sven Hansen
## TAGS
Sri Lanka
„Islamischer Staat“ (IS)
Islamismus
Australien
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