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# taz.de -- taz U24: Berlin: Denk global, schreib lokal
> Wie steht es um die letzte Bastion authentischer Berichterstattung? Hat
> der Lokaljournalismus bei U24-tazlern noch eine Chance?
Bild: Das gesamte U24-Team im taz-Konferenzraum
## Lisa, 20, bei München
Warum wolltest du nicht ins Lokal-Ressort?
Ich finde den lokalen Bereich echt cool und habe da auch mein erstes
Praktikum gemacht. Es lag eher an meinem Thema, das nicht in den Lokalteil
passt. Ich habe über meine Blindheit geschrieben und wie man Klischees
umgeht, mit denen man konfrontiert wird. Zum Beispiel trauen sich manche
Leute nicht, mit uns über das Sehen zu sprechen. Dabei wollen wir, dass man
sich ganz normal mit uns über alles unterhält.
Siehst du denn eine Zukunft für den Lokaljournalismus?
Ja, er ist sehr wichtig. Berichtet man nur überregional, werden viele
Menschen ausgeschlossen. Lokale Berichterstattung hilft ihnen dabei, sich
über Dinge in ihrer Nähe zu informieren und darüber, wie sie sich
beteiligen oder etwas verändern können.
Findest du die Berichterstattung in kleinen oder großen Städten spannender?
Ich habe den direkten Vergleich: Ich wohne selbst in einer Kleinstadt, habe
es aber nicht weit nach München. Die Großstadt ist oft unübersichtlich. In
Kleinstadt-Zeitungen findet man Artikel zu Themen, mit denen man sich
besser identifizieren kann. Dadurch erfährt man Dinge im Detail.
## Paula, 14, Berlin
Warum bist du heute nicht im Lokal-Ressort?
Ich weiß gar nicht genau, was das bedeutet. Ich bin durch meine
Schülerzeitung hierhergekommen. Unser Chef-Redakteur hat sich hier
beworben, da habe ich es auch versucht. Ich wurde genommen, er nicht. Es
war eher eine Kurzschlussreaktion, in die Auslandsredaktion zu gehen. Ich
bin Halb-Russin, da habe ich viele Kontakte ins Ausland.
Glaubst du, es ist wichtig, dass man auch über Städte schreibt?
Ja, klar! Wenn man nur über das Ausland oder Deutschland schreiben würden,
würde doch alles was in Berlin passiert, untergehen. Berlin ist so eine
große Stadt, hier passiert so viel.
Was denkst du, ist der Unterschied zu Journalismus in kleineren Städten als
Berlin?
Bei einer wirklichen Kleinstadt ist es vielleicht ein bisschen familiärer.
Aber trotzdem ist es wichtig, dass sie wissen, was in ihrer Stadt los ist –
sonst leben sie ja hinter dem Mond. Ich finde den Journalismus aber
wichtiger. Über Berlin würde ich auch später gern mal schreiben. Ich bin
mir zwar noch nicht ganz sicher, ob ich Journalistin werden möchte, würde
aber mit Praktika anfangen und mir dann eine Zeitung suchen.
## Theresa, 17, Eberswalde
Du wohnst nah an Berlin, kennst die Themen, wolltest aber nicht in die
Lokalredaktion, wie kommt’s?
Das war keine bewusste Entscheidung, ich habe einfach vorab einen Text
geschrieben und überlegt, wo dieser am besten passen könnte.
Hat Lokaljournalismus denn überhaupt noch eine Zukunft?
Auf jeden Fall, ein paar Sachverhalte verdienen einfach Aufmerksamkeit. Man
braucht ein gutes Gespür dafür, was die Leser*innen interessiert, sodass
man sich der Zielgruppe anpasst. Aber natürlich würde ich immer nur den
Lokalteil meiner eigenen Region lesen.
Wo willst du einmal arbeiten?
Das kann ich so pauschal nicht sagen. Ich lebe in einer Stadt mit 40.000
Einwohnern und kann mir gut vorstellen, in einer ähnlich großen Stadt auch
später zu leben und arbeiten.
## Thilo, 23, Stade
Du bist der Koordinator der heutigen Ausgabe, hast als
Gewässerprobennehmer aber kaum etwas mit Journalismus zu tun – wie siehst
du die Zukunft des Journalismus?
Ganz klar digital, schneller muss er werden und gleichzeitig zurück zum
Punkt. Im Internet kocht alles so schnell hoch, da braucht es weiterhin
klare Fakten. Im Journalismus wirken momentan viele Themen vereinheitlicht,
obwohl im Internet so unterschiedliche Inhalte kursieren. Das sieht man ja
auch daran, dass plötzlich jeder Hanswurst mit Mikrofon eine Zuhörerschaft
hat, die der Auflage der taz entspricht.
Braucht es den Lokaljournalismus in der Zukunft noch?
Auf jeden Fall, lokal wird auch Politik gemacht, und wenn es keinen
Lokaljournalismus gibt, dann geht es drunter und drüber, und am Ende wird
alles korrupt.
## Malte, 21, Frankfurt a. M.
Warum bist du heute nicht im Berliner Lokalteil?
Ich bin nicht so der Anhänger von Berlin. Den besonderen Fokus auf
Großstädte halte ich für eine schlechte Entwicklung.
Braucht die taz den Lokaljournalismus?
Ich fände es gut, wenn aus unterschiedlichen Orten lokal berichtet werden
würde. Warum nicht einmal die Woche in eine andere Region gehen. Man könnte
etwa den Ruhrpott näher beleuchten, um eine größere Vielfalt zu haben.
Willst du Journalist werden?
Nein, wahrscheinlich nicht. Ich arbeite ehrenamtlich bei einem Radio mit,
aber ich glaube nicht, dass ich hauptberuflicher Journalist werde, das ist
mir finanziell zu unsicher. Wenn man es schafft, den Beruf von der
monetären Abhängigkeit zu lösen, könnte ich mir vorstellen, weiter
ehrenamtlich als Journalist zu arbeiten.
17 Apr 2019
## AUTOREN
Joana Nietfeld
Anima Müller
## TAGS
Schwerpunkt u24 taz
Lokaljournalismus
Zukunft
Lokaljournalismus
Schwerpunkt Zeitungskrise
Funke Mediengruppe
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