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# taz.de -- Kommentar UN-Bevölkerungsbericht: Bildung, Bildung, Bildung
> In Entwicklungsländern haben Frauen oft keine Macht über die
> Familienplanung. Bundesentwicklungsminister Müller (CSU) reagiert
> unangemessen.
Bild: Familienplanung ist eine Frage der Bildung
Es ist ein fataler Kreislauf: Wer arm ist, hat erst recht kein Geld für
Kondome oder ein Diaphragma. Mit jedem Kind aber, das, weil
Verhütungsmittel fehlen, (meist ungewollt) auf die Welt kommt, wächst die
Armut. Kinder kosten nun mal Geld. Das macht einmal mehr der aktuelle
[1][UN-Bevölkerungsbericht] deutlich. Fatal ist ebenso, dass die meisten
Frauen, die dieses Schicksal zuvörderst trifft, gar nicht so viele Kinder
haben möchten. Wehren können sie sich nicht, aus den eben genannten
Gründen.
Die meisten Betroffenen leben in Afrika, auf einem ohnehin schwer
ausgebeuteten und traumatisierten Kontinent. Frauen und Kinder stehen dort
weit unten auf der Rangliste, wenn es um Menschenrechte geht. Das hat zur
Folge, dass Mädchen seltener und kürzer als Jungen zur Schule gehen, Frauen
häufiger arbeitslos sind und erwerbstätige Frauen weniger als Männer
verdienen.
Grundsätzlich gelten Frauen in ärmeren und in der Regel patriarchal
geprägten Ländern als wenig „wert“: Sie müssen sich nicht selten dem Wil…
ihres Mannes beugen und wissen erst gar nicht, wie sie eine Schwangerschaft
verhindern können. Dahinter steckt nicht nur eine desaströse hegemoniale
Männlichkeit, sondern eine ebenso falsch verstandene Sexualmoral: Männer
dürfen tun, was sie sexuell wollen, Frauen nicht.
Gerd Müller, der Entwicklungsminister von der CSU, gibt vor, diesen Gender
Gap schließen zu wollen. Aber die Länder, die dafür Unterstützung
benötigen, sollen Müllers Aussagen zufolge selbst nach der Hilfe rufen. Ist
das die neue Leitlinie der deutschen Entwicklungshilfe?
Wer wirklich will, dass Frauen und Mädchen die Familienplanung selbst in
die Hand nehmen, dass sie sich wehren gegen männliche Gewalt und nicht mehr
bei heimlichen Abtreibungen sterben müssen, muss vor allem investieren: in
Bildung, Bildung, Bildung. Das hat nichts mit autoritärer und von außen
aufgedrückter Entwicklungshilfe zu tun. Im Gegenteil: Das ist ein zutiefst
humanistischer Ansatz.
10 Apr 2019
## LINKS
[1] /Weltbevoelkerungsbericht-der-UN/!5584745
## AUTOREN
Simone Schmollack
## TAGS
Selbstbestimmung
Bevölkerung
Familienplanung
Globaler Süden
Bevölkerung
Gründer*innentaz
Entwicklung
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