# taz.de -- Dienstgeheimnisse an der HU?: Humboldt-Uni macht dicht | |
> Der Akademische Senat der HU diskutiert, ob Unterlagen öffentlicher | |
> Sitzungen künftig geheim sein sollen. | |
Bild: Denkmal für Alexander von Humboldt vor dem Eingang der nach ihm benannte… | |
Vertraulich soll alles sein. Keine Öffentlichkeit, schon gar keine Presse. | |
Im Akademischen Senat (AS) der Humboldt-Universität wurde am Dienstag ein | |
Antrag zur Änderung der Geschäftsordnung diskutiert, der die Unterlagen zum | |
öffentlichen Teil seiner Sitzungen quasi zu Dienstgeheimnissen erklären | |
würde. Deren Verrat durch Debatte in sozialen Medien oder die Weitergabe | |
gar an Medien würde so zum Dienstvergehen. Anlass war der „enorme | |
Reputationsverlust“ durch einen „unschönen Übergriff“, wie die Leiterin… | |
Gremienabteilung der HU die Berichterstattung der taz in einem konkreten | |
Fall nannte. | |
In einem Bericht im Februar war aus eher negativen Gutachten für die | |
Einrichtung eines „Interdisziplinäres Zentrum für vergleichende | |
Diktaturforschung“ unter Federführung des Historikers Jörg Baberowski | |
zitiert worden. Die Papiere namhafter Fachkollegen, die den | |
Beratungsunterlagen zum öffentlichen Teil der AS-Sitzung beilagen, | |
erklärten Baberowskis Konzept für nicht hinreichend, um eine Gründung zu | |
befürworten. | |
Öffentliche Zitate aus Gutachten, die die Uni als vertraulich ansieht, | |
sollen in Zukunft verhindert werden. Zu diesem Zwecke soll der | |
Personenkreis der ohne weiteres Zugriff auf die Unterlagen hat, verringert | |
werden. Die geplante Regelung beträfe unter anderem Mitglieder des | |
Kuratoriums, Leiter der Kommissionen des Senats und ironischerweise selbst | |
Mitlieder des Uni-Präsidiums. Entsprechend breit fiel die Kritik an dem | |
Antrag im AS aus. Von „Überregulierung“, „Aktionismus“ und „unglück… | |
Formulierungen“ war die Rede aus allen Statusgruppen. | |
## Eine Körperschaft öffentlichen Rechts | |
Dass Ziel des Antrages jedoch, (Presse)Öffentlichkeit generell im Vorfeld | |
von inneruniversitären Debatten auszuschließen, wurde lediglich von | |
studentischen Vertreter*innen im AS vehement in Frage gestellt. Auch wenn | |
es so vielleicht gar nicht beabsichtigt war, debattierte das Gremium | |
zumindest in Ansätzen dennoch die ganz grundsätzliche Frage, wie öffentlich | |
die akademische Selbstverwaltung überhaupt sein will. | |
Ob das jedoch allein im AS der HU entschieden wird, ist offen. Schließlich | |
ist die HU eine Körperschaft öffentlichen Rechts, die allein vom Land | |
Berlin mehr als 250 Millionen Euro zugeschossen bekommt. | |
Die Senatsverwaltung für Wissenschaft wollte die Diskussion gegenüber der | |
taz nicht kommentieren, „um keinen Einfluss auf die Willensbildung des | |
gewählten Gremiums“ zu nehmen. Die Beschlussfassung über den dann | |
vermutlich überarbeiteten Antrag ist für den Mai zu erwarten. | |
9 Apr 2019 | |
## AUTOREN | |
Daniél Kretschmar | |
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