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# taz.de -- Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
> Grindel als Uhrensohn: Zeit, den gemeinnützigen Breitensport mit 7
> Millionen Aktiven abzusprengen vom Geschäftsmodell Profifußball.
Bild: Brexit and so on: Seegurkengleich stülpt die Demokratie im Falle der Gef…
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergange-nen Woche?
Friedrich Küppersbusch: CDU kündigt an, ohne Merkel auf Plakaten und bei
Kundgebungen Europawahlkampf zu führen.
Und was wird besser in dieser?
SPD widersteht Versuchung.
Weiterhin kein Deal im britischen Unterhaus: EU-Ratspräsident Donald Tusk
[1][möchte die Frist für den Brexit um zwölf Monate verlängern]. Theresa
May schlägt dagegen einen Aufschub bis 3. Juni vor. Schauen Sie sich die
Brexit-Opera eigentlich noch an?
Mit zunehmender Freude. Weil gehen wir auf null und betrachten: „Politik
ist Kungelei im Hinterzimmer …, die Bürger werden vor vollendete Tatsachen
gestellt …, Europa ist eine Tarnkappe finsterer Machenschaften dubioser
Eliten …“ und so weiter. Tja. Wohlfeiles Geknödel mit sicherem Applaus. Man
demoliert ein bisschen an der Demokratie herum. Beim Brexit dagegen gibt es
offensichtlichst kein vorab ausbaldowertes Ergebnis, keine Regie lenkt das
Gewimmel von Interessen. [2][Seegurken]gleich stülpt die Demokratie im
Falle der Gefahr ihr Gedärm nach außen und trübt ihr Habitat. Doch niemand
jubelt, keiner versteigt sich zum Lob auf die Sternstunden demokratischen
Ringens. Sondern. Derselbe Nörgelton drischt nun auf Unfähigkeit, zähes
Gefeilsche, planlose Politik ein. Hier liegt es fein präpariert
nebeneinander: „Wir kriegen nur fertige Beschlüsse und werden überfahren“
vs. „Die haben keinen Plan und wir kriegen keine fertigen Beschlüsse!“ Bei
Licht: Nullsumme. Das hebt sich auf. Herr Premierminister, bitte.
„Democracy is the worst form of government except all those other forms
that have been tried from time to time.“ Winston Churchill, 11. Januar 1947
im britischen Unterhaus.
423 Nein-Stimmen zu 199 Ja-Stimmen: Die AfD stellt weiterhin nicht die
Bundestagsvizepräsidentin, denn [3][Mariana Harder-Kühnel ist auch im
dritten Anlauf durchgefallen]. Wie geht es weiter?
Harder-Kühnel empfahl sich als „persönlich und fachlich tadellose
Kandidatin“ – just wie der bayerische Fraktionschef Plenk, der in derselben
Woche hinschmiss, weil er es „satthabe, die bürgerliche Fassade einer im
Kern fremdenfeindlichen und rassistischen Partei zu sein“. Die Nein-Stimmen
mögen die Kandidatin vor einer Karriere als vorzeigbarer Irrtum behütet
haben; wie zuvor Lucke, Henkel, Petri, Dutzende. Der Preis ist das
Opferrollengesuhle der AfD – doch unter uns: Die AfD würde auch mit
Vizepräsidentin weiter märtyrern; [4][Donald Trump] kann das sogar als
mächtigster Mann der Welt. So wird nun „bei jeder sich bietenden
Gelegenheit“ irgendein AfD-MdB um Ohrfeigen betteln. Und die Abgeordneten
der anderen Fraktionen, trotz Zurufs von Brinkhaus und Lindner, werden
liefern. Es schadet Wolfgang Schäubles Amtsführung als Bundestagspräsident
nichts, dass eine Partei gegen ihn gestimmt hat: die AfD. Umgekehrt geht’s
auch. Wenn bis zum Ende der Legislatur kein AfD-Vize durchkommt, hat sie
was zum Jammern und der Rest des Hauses Haltung.
Geht es nach [5][Justizministerin Katarina Barley] (SPD), wird die
Urheberrechtsreform nun verabschiedet: Artikel 17 soll bleiben, die
Uploadfilter aber nicht zur Anwendung kommen. Ist es trotzdem bald aus mit
der schönen Freiheit im Netz?
Bitte fragt mich nicht. Die Sache ist inzwischen so kompliziert, dass ich
den CDU/Ziemiak-Vorschlag gut finde: Die großen Plattformen sollen eine
Abgabe zahlen, aus dem dann die Verwertungsgesellschaften bedient werden.
Nun müssten nur noch diese Gesellschaften demokratisiert werden, sprich: an
die Urheber zahlen, nicht an die Vermarkter – und die Sache wäre rund. Und,
hey, bevor ich als CDU-Fan geoutet werde, installiert bitte Uploadfilter,
damit niemand meine Fieberfantasien verbreiten kann.
[6][Reinhard Grindel muss sein Amt als DFB-Präsident niederlegen], weil er
vom ukrainischen Fußballverband eine Armbanduhr angenommen hat. Hat der
Verband nun alle Probleme gelöst?
Vielleicht ist es Zeit, den gemeinnützigen Breitensport mit 7 Millionen
Aktiven abzusprengen vom Geschäftsmodell Profifußball. Die Grenze verläuft
zwischen dritter und vierter Liga; drüber herrscht Business, drunter kommt
wenig bis nichts an. Gesellschaftlich relevant ist es von der Regionalliga
an abwärts; Nachwuchsarbeit, Vereinsmeierei, volkstümliche Unterhaltung in
der Pampa. Gemessen daran wird die Personalie Grindel als Uhrensohn in den
frequenten Wechsel an der DFB-Spitze eingehen; ohne Strukturreform gilt
scheiter heiter weiter.
E-Tretroller könnten bald in Deutschland unterwegs sein. [7][Das Kabinett
hat diese Woche die Zulassung beschlossen]. Sind die Fußgänger jetzt in
Gefahr?
Rrrrreeeembremmbremm! Mit der Verpflichtung, diesen Ruf beständig
auszustoßen, sind Tretroller harmlos in einer Welt, wo Fußgänger nach Gehör
den Gehweg wechseln. Hier schreibt ein erfahrener Radfahrer.
[8][Und was machen die Borussen]?
5:0 in Bayern war sehr demütigend. Noch demütigender wäre für die Bayern,
wenn der BVB jetzt Meister würde.
Fragen: mord, cas
7 Apr 2019
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Friedrich Küppersbusch
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