# taz.de -- Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch? | |
> Ab einem gewissen Grad drohender Niederlage kann man sich den Luxus | |
> eindeutiger Haltung schon wieder günstiger leisten. Und: Frühlingsanfang. | |
Bild: Rassisten in den Zuschauerreihen? Es ist zum Haare raufen! | |
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche? | |
Friedrich Küppersbusch: Gar nix! Vollmond! Frühlingsanfang! Sonne! Knospen! | |
Und was wird besser in dieser? | |
Das Priming für das Framing dieses Beitrags. | |
Die Deutsche Bank zahlt 1,9 Milliarden Euro Boni an ihre Mitarbeiter aus. | |
Reicht das? | |
Friedrich Merz nicht. Wer vor zwei Jahren Deutsche-Bank-Aktien kaufte, | |
steht nun mit 56 Prozent Verlust da. Der hastig vorübergehende CDU-Kandidat | |
forderte, „einen kleinen einstelligen Milliardenbetrag“ aus dem | |
Staatshaushalt auszuschütten, damit die Deutschen mehr Aktien kaufen. Es | |
wäre also einfacher, wir blieben bei der deutschen Leitkultur – Sparstrumpf | |
statt Börsenzockerei – und Merz schickte unser Steuergeld direkt an seine | |
Hangarnachbarn am Privatrollfeld. Die Boni werden oft damit begründet, dass | |
ohne sie die Spitzenbanker weggehen würden. Das spricht gegen Boni. | |
Die Erklärung von US-Präsident Trump [1][zur Anerkennung der israelischen | |
Souveränität auf den 1967 von Syrien annektierten Golanhöhen] hat heftige | |
Kritik ausgelöst. Stimmen Sie mit ein? | |
Ja, auf Russisch. Israel hat die Golanhöhen 67 militärisch erobert und 81 | |
annektiert. Im selben Jahr verabschiedeten die UN einstimmig die Resolution | |
497, wonach die Annexion illegal und rechtlich unwirksam sei. Heißt: Putin | |
muss sich 52 Jahre gedulden, bis ein US-Kumpel die Annexion der Krim | |
durchwinkt, hat aber jetzt viel bessere Laune dabei. | |
Brexit – [2][es fällt uns schwer, eine Frage zu formulieren]. Könnten Sie | |
das bitte übernehmen? Und die Antwort auch? | |
Brits! Do you still have all cups on the board? And do you know our German | |
relationship-bestseller „Love yourself and don’t mind whom to marry“? So | |
well then, go on! | |
[3][Die EVP hat die Mitgliedschaft von Orbáns Fidesz-Partei ausgesetzt]. | |
Ein vertretbarer Kompromiss? | |
Manfred Webers Wahlkampfsong: Lavier en rose. Mit einem autokratischen, | |
antisemitischen Europagegner nur noch verlobt zu sein statt verheiratet | |
ähnelt der Kunst, alle im Boot zu halten, während das Boot absäuft. Webers | |
Spitzenkandidatur wird misslingen, weil die Franzosen keinen Deutschen | |
vorne wollen, weil Merkel lieber den Zentralbankchef deutsch besetzt sähe, | |
weil die Südländer das Teutonenregiment satthaben. Ab einem gewissen Grad | |
von drohender Niederlage kann man sich den Luxus einer eindeutigen Haltung | |
schon wieder günstiger leisten. | |
Beim Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft in Wolfsburg ist es zu | |
neonazistischen Äußerungen und Gesten gekommen. Hat „die Mannschaft“ ein | |
Fanproblem? | |
Oder die Fans ein Problem mit der Mannschaft? Hört man das, unten auf dem | |
Platz? Gewiss die Pfiffe und Schmähungen gegen Özil und Gündoğan bei der | |
WM-Vorbereitung. Reaktion der DFB-Auswahl damals: null. Der | |
Sportjournalist, der seine Erschütterung über Ekelgröhl in seinem Fanblock | |
vlogte, tat, was man tun kann, ohne sofort auf die Fresse zu kriegen. Ich | |
gehe auch nicht in den Hoolblock und sage, ich sei Claudia Roth. Müsste man | |
vielleicht. Mit „da müsste mal jemand was dagegen tun“ kommt man nicht | |
weiter; der jemand ist man selbst. | |
„[4][Das Finanzamt Berlin wird Campact sehr wahrscheinlich nicht länger als | |
gemeinnützig anerkennen]“, schreibt Campact. Liegt das an Berlin, am | |
Finanzamt, an Campact? | |
Am Kalender. 1970 wäre das vielleicht okay gewesen, als vor allem die | |
Parteien an der politischen Willensbildung mitwirkten. Sie dürfen | |
steuerbefreite Spenden annehmen und bekommen gar noch einen Bonus dafür | |
obendrauf. Inzwischen übernahmen NGOs und Bürgerbewegungen viele Funktionen | |
der ehemaligen „Volksparteien“. Warum nicht gleichstellen? Wegen Pegida und | |
all denen, die mehr gemein als nützig daherkommen. | |
Im Fachmagazin Nature – International journal of science steht, dass erst | |
komplexe soziale Strukturen den Bedarf an moralisierenden Gottheiten | |
erzeugten. Sollten wir diese Strukturen abschaffen? | |
Ich dachte bisher, ich hätte einfach solide einen an der Klatsche. In | |
Sozialkunde die miese Sportnote ausgeglichen oder so. Doch natürlich bin | |
ich sofort bereit, als moralisierende Gottheit der komplexen sozialen | |
Struktur taz, die keinesfalls abgeschafft gehört, beizutirilieren. | |
Und was machen die Borussen? | |
Sich ärgern. Das ARD-Magazin „ttt“ hat Ultras, Nazis, Trikotsponsor Evonik | |
ist gleich Degussa ist gleich IG Farben ist gleich Auschwitz | |
zusammengerührt, und fertig war der fehlerhafte Fünfminüter. Selten eine so | |
gute TV-Kritik gelesen wie diesmal im Fanzine „schwatzgelb.de“. | |
Fragen: cas, waam | |
24 Mar 2019 | |
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Friedrich Küppersbusch | |
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