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# taz.de -- Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
> Zündeln mit der „Werte-Union“, der ganz gemütliche Militärische
> Abschirmdienst, die spröde Mesut-Özil-Konstruktion. Und: Scheißfragen.
Bild: Der Wirtschaftsminister findet, dass die SchülerInnen lieber außerhalb …
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche?
Friedrich Küppersbusch: Die „Werte-Union“ zündet aus Versehen die eigene
Bude an mit der Forderung, AKK statt Merkel zu verkanzlern.
Und was wird besser in dieser?
SPD spendet für „Werte-Union“.
Die Bundeswehr hat [1][erstmals einen Soldaten suspendiert], weil dieser
Reichsbürger ist. Wird der Staat nun endlich aktiv?
Staat – ja, Armee – hm: Der Soldat hatte bereits 2016 behördlich kundgetan,
im Herzogtum Oldenburg des Königreichs Preußen zu wohnen und so lautende
Papiere beantragt. Danach brauchten Bundeswehr und MAD drei Jahre, um den
auch privat solide bewaffneten Kameraden auszusortieren. Fällt der Russe
morgen in Berlin ein, ist gegen 2022 mit ersten Reaktionen der Bundeswehr
zu rechnen. Neckisch also die Formulierung der Bild, dass „die Bundeswehr
einen Extremisten in ihren Reihen enttarnt“ habe: Sie hat den alerten
niedersächsischen Zivilbehörden drei Jahre lang zugeschaut. Umgekehrt
verschweigt die Armee bis heute Dienstgrad und Machtbefugnis des losen
Kanoniers.
Einer der Gründer des Vereins Uniter, dieser Sammlung aktiver und
ehemaliger Soldaten und Polizisten, ist laut dem baden-württembergischen
Innenministerium [2][Mitarbeiter des Landesverfassungsschutzes]. Raten Sie
von Reisen nach Baden-Württemberg ab?
Michèle Kiesewetter, [3][die vom NSU ermordet wurde], war zeitweise
Arbeitskollegin des Mannes. Ein weiterer Polizist dieser Einheit coachte
illegal Schergen des Gaddafi-Regimes. Und pflegte Kontakt mit dem [4][als
„Hannibal“ berüchtigten KSK-Mann], der Prepper-Chats administrierte. Dort
chattete Oberstleutnant „Franco A.“, der 2017 festgenommen wurde – unter
dem Vorhalt, sich als „syrischer Asylbewerber“ auf einen Terroranschlag im
Kuckucksmodus vorzubereiten. Was die taz da – Ehre, wem Ehre gebührt – an
Netzwerk freipräpariert hat, spricht für ein intensives Coaching der
Sicherheitsbehörden durch taz-Einheiten. Die Auskunft der Landesregierung,
es handele sich um Vereinsmeierei „rein privater Natur“, lässt ahnen, wie
viel Arbeit das wird.
Ärgern Sie sich noch, am vorletzten Samstag nicht bei der
[5][Geburtstagsparty von Matthias Matussek] gewesen zu sein? Und haben Sie
nun Selbstzweifel, nicht mehr zu den Alphajournalisten zu gehören?
Matussek hat im Laufe seiner Karriere nicht nur mehrfach die Meinung
gewechselt, sondern nun auch krönend den Zeitstrahl gedreht. Viele
Teilnehmer begründen ihre Anwesenheit mit einem Textbaustein aus dem
Beerdigungsbaukasten. „Hier enden politische Verschiedenheiten“ und so. Man
muss sich nicht umbringen, um sich umzubringen.
Auch Mesut Özil lädt heikle Gäste ein: Nach dem Skandal im vergangenen
Sommer um Özils Erdoğan-Foto überreichte der Ex-Nationalspieler nun [6][dem
Autokraten persönlich eine Hochzeitseinladung], soll ihn sogar gebeten
haben, sein Trauzeuge zu werden. Geht die Diskussion jetzt von vorne los?
Die spröde Konstruktion ums Nationale im Nationalspieler war damals
brüchig, nun ist sie hinfällig – er isses nicht mehr.
[7][Am Freitag demonstrierten weltweit] Schüler*innen bei „Fridays for
Future“ für mehr Klimaschutz. Wirtschaftsminister Peter Altmaier findet,
dass sie das doch lieber außerhalb der Schulzeit machen sollten. Erklären
Sie es uns: Was bringt ein Streik außerhalb der Arbeitszeiten?
Es ist unsere heilige Pflicht, als Erwachsene altklug daherzureden, feige
zur Mäßigung zu rufen und insgesamt die frustrierten Mürbeteilchen zu
sein, gegen die unsere Kinder aufbegehren. Bundeshüpfburg Altmaier gibt
hier ein gutes Beispiel. Eislauf-, Helikopter- und neuerdings „Mein Sohn
soll Robert Habeck werden“-Eltern posten Pappschildschnappschüsse auf
Facebook. Kinder! Das hätten wir uns damals nicht bieten lassen!
Das britische Parlament [8][konnte sich letzte Woche] nur auf eines
einigen: Es will den Brexit verschieben. Was soll noch geklärt werden, was
bisher nicht geregelt werden konnte?
Mays Vertragsentwurf ist wesentlich eine Liste der Themen, die noch
geregelt werden müssen. Es geht also nicht um den Aufschub der
Hausaufgaben, sondern um den Aufschub des Zettels, auf dem die Hausaufgaben
draufstehen. Die britische Wirtschaft braucht Zeit, um so abzurauchen, dass
man sich besinnt. Das geht nicht in ein paar Wochen.
DFB-Präsident Reinhard Grindel [9][bricht ein Interview mit der Deutschen
Welle ab] und läuft weg. Der Mann war jahrelang leitender Redakteur beim
ZDF. Was hat ihn bloß so ruiniert?
Was ist das denn für eine Scheißfrage? Muss ich mir das bieten lassen?
Und was machen die Borussen?
Das Olympiastadion voll. Gern geschehen.
Fragen: Jürn Kruse
17 Mar 2019
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## AUTOREN
Friedrich Küppersbusch
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