# taz.de -- Österreichs Geheimdienst ausgeschlossen: Keine Interna von der Fam… | |
> Europäische Geheimdienste schneiden den Partner in Wien. Grund sind wohl | |
> die Verbindungen von Innenminister Kickl zu Neonazis. | |
Bild: Schwärmte vor Identitären, wie wohl er sich „unter Gleichgesinnten“… | |
Wien taz | Österreichs Geheimdienste werden von den internationalen | |
Partnerorganisationen geschnitten. Grund dürften die [1][rechtsextremen | |
Verflechtungen der FPÖ] sein. Das wurde eher zufällig bekannt, als Peter | |
Gridling, Chef des Bundesamtes für Verfassungsschutz und Terrorbekämpfung | |
(BVT) am Montag vor Gericht aussagte. Er trat als Zeuge in einem Prozess | |
auf, den [2][Innenminister Herbert Kickl (FPÖ)] gegen die Liste Jetzt von | |
Peter Pilz anstrengt. Der Innenminister klagte auf Unterlassung der | |
Aussage von Pilz, er, Kickl, sei „eine Gefahr für die öffentliche | |
Sicherheit“. | |
Gridling bestätigte, dass das BVT am Berner Club, dem Netzwerk europäischer | |
Geheimdienste, weiterhin nicht teilnehme. Die Regierung hatte zuletzt den | |
Eindruck vermittelt, dass man nach einem vorübergehenden Rückzug im Vorjahr | |
wieder voll in die Geheimdienstfamilie integriert sei. Ein von der | |
Wochenzeitung Falter vor einiger Zeit veröffentlichtes Geheimpapier des | |
finnischen Geheimdienstes dokumentierte aber, dass bestimmte Informationen | |
„an alle Dienste außer in Österreich“ gehen sollten. | |
Peter Pilz sieht das als Bestätigung seiner Einschätzung: „Wir sind | |
draußen.“ Europäische Partnerdienste, so schloss er, „sehen Österreich a… | |
Sicherheitslücke in Richtung Rechtsextreme und Russland. Deswegen sind wir | |
blind und taub. Wir sind vollkommen isoliert.“ Die Opposition forderte am | |
Dienstag geschlossen Kickls Rücktritt. | |
Der internationale Druck hat auch den sonst in Sachen FPÖ sehr schweigsamen | |
Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) alarmiert. Er dulde „keinen schwammigen | |
Umgang mit dieser rechtsextremen Bewegung. Daher erwarte ich, dass die FPÖ | |
klar Position bezieht und, wenn es hier Verbindungen gibt, auch durchgreift | |
und diese trennt“, erklärte Kurz am Montag. Er will jetzt durchsetzen, dass | |
die Geheimdienste, die alle zu FPÖ-geführten Ministerien gehören, auch dem | |
Kanzler berichten müssen. | |
## Nicht schwammig, sondern ziemlich eindeutig | |
Als schwammig kann man das innige Verhältnis der kleinen Regierungspartei | |
allerdings schwerlich bezeichnen: In den sozialen Medien zirkuliert etwa | |
ein Video, das Herbert Kickl 2016 auf dem „Kongress der „Verteidiger | |
Europas“ als Redner zeigt. Vor dem Publikum aus Identitären und anderen | |
rechtsextremen Gruppen schwärmt er da, wie wohl er sich „unter | |
Gleichgesinnten“ fühle. | |
Jüngster Stein des Anstoßes ist eine Gründerzeitvilla in Linz, wo neben | |
einer schlagenden Burschenschaft auch die Identitären eingemietet sind. Die | |
Villa gehört einem Verein, dessen Vorstand aus führenden FPÖ-Leuten | |
zusammengesetzt ist, darunter der Ehemann der Dritten | |
Nationalratspräsidentin Anneliese Kitzmüller. | |
„Dieser Verein hat überhaupt nichts mit der FPÖ zu tun“, versuchte der | |
oberösterreichische Landesparteisekretär Erwin Schreiner am Dienstag im Ö1 | |
„Morgenjournal“ glaubhaft zu machen: „Es sind viele FPÖ-Mitglieder in | |
unterschiedlichsten Vereinen und Organisationen tätig.“ Er verwies auf | |
einen Beschluss der Landesparteileitung vom Februar 2018. Wenige Wochen | |
nach dem Eintritt in die Regierung hat die FPÖ dort „jegliche | |
Mitgliedschaft bei Identitären und Reichsbürgern“ zu einem | |
Ausschließungsgrund erklärt. | |
Peter Pilz interessiert, „wie viele Mitglieder seither aus der FPÖ | |
ausgeschlossen wurden?“ Er würde sich über eine Leermeldung nicht wundern, | |
so Pilz. Vom Kanzler erwarte er sich mehr Interesse für die rechten | |
Umtriebe seines Koalitionspartners. Am Montag, bei einem von der Opposition | |
einberufenen Nationalen Sicherheitsrat in Sachen FPÖ und Rechtsextremismus, | |
sei Kurz unbeteiligt dabeigesessen und habe „die ganze Zeit mit dem Handy | |
gespielt“. | |
2 Apr 2019 | |
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## AUTOREN | |
Ralf Leonhard | |
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