Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Homöopathie und die Öko-Partei: Grüne streiten über Globuli
> Ein homöopathiekritischer Artikel in der taz provoziert eine Debatte bei
> den Grünen. Die einen wittern eine Kampagne, andere gefährliche Esoterik.
Bild: Globuli wirken nicht nur bei den Grünen diskursanregend
Die Grünen streiten über Homöopathie. Anlass ist ein homöopathie-kritischer
[1][taz-Artikel], der Anfang März in der Wochenendausgabe erschien. Die
Bundestagsabgeordnete Ulle Schauws warf der taz per Twitter vor, sich in
eine „Kampagne gegen homöopathische Mittel“ einzureihen. „Es ist peinlic…
twitterte Schauws, die frauenpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion
ist. Sie legte nahe, dass die Pharamaindustrie, namentlich Bayer, Einfluss
genommen haben könnte. „Ohne zu hinterfragen, wem das nützt! Wer daran
verdient! #bayer“, kritisierte sie die taz.
Die bayrische Grünen-Politikerin Birgit Raab pflichtete ihr bei. „Vielen
Dank liebe Ulle Schauws für deine richtigen und wichtigen Worte – einige
Wenige führen eine Kampagne gegen Homöopathie. Und viele gehen dieser auf
den ‚Leim‘“, schrieb sie ebenfalls auf Twitter. Und machte klar: Die taz
habe eine langjährige Abonnentin verloren.
Dagegen lobte die bayerische Grünen Fraktionsvorsitzende Katharina Schulze
den taz-Beitrag. „Toller Artikel, der den Hokuspokus mit der #Homöopathie
perfekt auf den Punkt bringt“ – und verbreitete ihn über ihren
Twitter-Account.
Sie sei klar auf der Seite der Kritiker*innen, sagte sie der taz auf
Nachfrage. „Homöopathie ist im Trend, aber wissenschaftlich ist keine
Wirkung belegt. Da bin ich Fan der Faktenlage.“ Die Art der Diskussion
erinnere sie stark an die Debatten zum Thema Impfen. „Auch da werden
wissenschaftliche Fakten häufig ignoriert. Das besorgt mich.“
Der taz-Artikel geht auf die Ursprünge und Fehlschlüsse der Homöopathie
ein. Als Protagonistin tritt unter anderem eine Ärztin auf, die ehemals
eine homöopathische Praxis führte und heute Vorträge hält, in denen sie die
Alternativmedizin kritisiert.
## Homöopathie und Impfkritik
Die bayerische Grünen-Politikerin Birgit Raab, studierte Agrarökonomin und
in der Landespartei und für die Themen Verkehr und Bauen zuständig,
kandidiert gegenwärtig für das EU-Parlament. Ehrenamtlich ist sie Mitglied
im Vorstand der [2][Selbsthilfegruppe für klassische Homöopathie] Ansbach.
Die Gruppe veröffentlicht auf ihrer Seite auch Hinweise für impfkritische
Literatur („Impfen. Das Geschäft mit der Angst“ oder „Impfungen, der
Großangriff auf Gehirn und Seele“). Darauf wies auch eine Twitter-Nutzerin
hin und bat die bayerischen Grünen um ein Statement. Dieses blieben sie ihr
bislang schuldig. Die entsprechende Literaturliste auf der Raab als
Ansprechpartnerin genannt wird, ist seit Donnerstag nicht mehr auf der
Seite zu finden.
Schauws und Raab haben sich auf Anfrage der taz bislang ebenfalls nicht
geäußert.
Gegenwind bekommt Schauws vor allem aus der Grünen Jugend. Auf ihren
taz-kritischen Tweet antwortete ihr ein Mitglied: „Solche Positionen sind
echt gefährlich für unsere Partei. Und ein Schlag ins Gesicht für alle, die
sich bei den Grünen seriös und wissenschaftlich für eine nachhaltigere und
gerechtere Welt einsetzen.“
Die Bundessprecherin der Grünen Jugend, Ricarda Lang, erklärte über
Twitter, im Gesundheitssystem müsse sich viel ändern. „Pseudo-Wissenschaft
hilft dabei aber niemand. Im Gegenteil.“ Ein anderes Mitglied forderte, die
Grüne Jugend müsse der rationale Gegenpol sein zu den „leider immer noch
existierenden esoterischen Einflüssen“ in der Partei.
## Alternativmedizin kein Wundermittel mehr
Kordula Schulz-Asche, Sprecherin der Grünen für Pflegepolitik, sagte der
taz, ihr persönlich helfe Homöopathie zwar nicht. Trotzdem sehe sie die
therapeutischen Erfolge der Therapie: „Die Grünen begrüßen, dass
Komplementärmedizin von einigen Krankenkassen getragen wird.“ Schulz-Asche
besteht auf dem Begriff „komplementär“. Die Homöopathie und andere
Therapieformen seien nie ein Ersatz, sondern müssten in die Schulmedizin
eingebettet werden.
In Deutschland erstatten seit 2005 viele gesetzliche Krankenkassen auch
homöopathische Behandlungen.
Die Grünen setzen sich schon seit längerer Zeit zunehmend kritischer mit
alternativen Heilmethoden auseinander. Forderte die Partei im
Bundestagswahlprogramm von 2009 noch einen gleichberechtigten Stellenwert
der Naturheil- und Komplementärmedizin in der Gesundheitsversorgung, heißt
es im [3][Programm zur Bundestagswahl (pdf)] 2017 nur noch, dass die
bessere Erforschung von alternativmedizinischen Verfahren mit anerkannten
Methoden erforderlich sein.
Auch zum Thema „Impfen“ vertreten die Grünen in ihrem Wahlprogramm übrige…
eine klare Position: Sie wollen einen „möglichst großen Infektionsschutz
der Bevölkerung.“
8 Mar 2019
## LINKS
[1] /Kontroverse-ueber-Homoeopathie/!5574123
[2] http://www.homoeopathie-ansbach.de/index.html
[3] https://www.gruene.de/fileadmin/user_upload/Dokumente/BUENDNIS_90_DIE_GRUEN…
## AUTOREN
Jolinde Hüchtker
## TAGS
Homöopathie
Katharina Schulze
Grüne
Impfung
Homöopathie
Homöopathie
Kassenärztliche Bundesvereinigung
Homöopathie
Homöopathie
Homöopathie
Homöopathie
Psycho
Homöopathie
## ARTIKEL ZUM THEMA
Homöopathie-Streit bei Grünen: Globuli-Frieden erstmal gescheitert
Homöopathie-Kritiker der Grünen lehnen das Angebot der Parteispitze ab, den
Globuli-Streit in ein Fachgespräch auszulagern. Aus der SPD kommt Kritik.
Grüne und Homöophatie: Glaubenskrieg um Globuli
Sanfte Heilung oder Hokuspokus? Den Grünen droht auf ihrem Parteitag ein
Streit über den Sinn und Unsinn von Homöopathie. Der Vorstand ist
alarmiert.
Homöopathie als Kassenleistung: Wahlfreiheit muss bleiben
Homöopathische Medikamente sollten nicht nur für Gutverdienende zugänglich
sein. Auch Placebo hilft.
Kassenärzte gegen Homöopathie: „Kein Beleg für Wirksamkeit“
Viele Krankenkassen übernehmen die Kosten für Homöopathie – trotz unklarem
Nachweis der Wirksamkeit. Die Kassenärzte wollen das nun unterbinden.
Auseinandersetzung um Homöopathie: Frankreich will bei Globuli sparen
Eine staatliche Empfehlung könnte bewirken, dass die umstrittene
Homöopathie nicht mehr bezuschusst wird. Das löst eine aufgeheizte Debatte
aus.
Kontroverse über Homöopathie: Das weiße Nichts
Für die Wirksamkeit von Globuli gibt es keine ernsthaften Belege. Warum
kommt das bei den Anhänger*innen der Homöopathie nicht an?
MedUni Wien streicht Homöopathiekurs: Studierende: 1, Globuli: 0
Wundermittel oder Scharlatanerie? Nach Beschwerden von Student*Innen
streicht die Medizinische Universität Wien das Wahlfach „Homöopathie“.
Kolumne Psycho: Angst in homöopathischen Dosen
Ein Arzt empfiehlt bei psychischen Erkrankungen Globuli. Dabei gibt es
kostenlose Tipps, die im Gegensatz zu Zuckerkügelchen wirklich helfen.
Krankenkassen und Homöopathie: Das Geschäft mit dem „Öko-Trend“
Viele gesetzliche Krankenkassen zahlen für Homöopathie-Leistungen –
aufgrund der großen Kundennachfrage. Das stößt auch auf Kritik.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.