# taz.de -- BMW und Daimler basteln Roboter-Auto: Sie wollen gemeinsam schrauben | |
> Die Entwicklung selbstfahrender Autos verschlingt Milliarden. Zwei harte | |
> Konkurrenten machen nun gemeinsame Sache. | |
Bild: Like, NOW. Harald Krüger, VV der BMW AG, und Dieter Zetsche, VV der Daim… | |
MÜNCHEN/STUTTGART dpa | Die Autokonzerne Daimler und BMW bauen ihre | |
Zusammenarbeit aus und bündeln künftig auch beim automatisierten Fahren | |
ihre Kräfte. Eine knappe Woche nach dem offiziellen Start ihres | |
fusionierten Carsharing-Angebots gaben sie am Donnerstag gleich die nächste | |
Kooperation bekannt: Fahrerassistenzsysteme sowie die Technik für das | |
automatisierte Fahren auf der Autobahn und das Parken wollen sie in einem | |
ersten Schritt gemeinsam weiterentwickeln. Beide strebten eine | |
„langfristige und strategische Kooperation“ an, um die nächste Stufe der | |
Technologie schon vor 2025 breit verfügbar zu machen, teilten sie mit. | |
Experten sehen in dieser Taktik die einzige Möglichkeit, den Anschluss an | |
mächtige Konkurrenten wie die Google-Schwesterfirma Waymo nicht zu | |
verlieren. Waymo ist besonders weit und startet gerade einen | |
Robotaxi-Service in einem Vorort der Stadt Phoenix in Arizona. Weil die | |
Entwicklung der Technik sehr teuer und aufwendig ist, dürften selbst | |
Schwergewichte wie Volkswagen, Daimler und BMW allein wohl auf der Strecke | |
bleiben, sagen Branchenexperten. | |
Um sich in allen wichtigen Zukunftsbereichen der Mobilität eine gute | |
Position zu verschaffen, müsste ein typischer Autohersteller mehr als 60 | |
Milliarden Euro investieren, hat die Unternehmensberatung McKinsey | |
ausgerechnet. Das schaffe keiner allein. | |
Wie die Kooperation von BMW und Daimler im Detail aussieht, blieb erst mal | |
offen. Mit der Zusammenführung der Kompetenzen „erhöhen wir die | |
Innovationskraft und beschleunigen die Verbreitung dieser Technologie“, | |
sagte BMW-Entwicklungsvorstand Klaus Fröhlich. Ola Källenius, derzeit | |
Forschungsvorstand und bald Vorstandschef bei Daimler, sagte: „Statt | |
individueller Insellösungen geht es uns um ein zuverlässiges Gesamtsystem, | |
das unseren Kunden einen spürbaren Nutzen bringt.“ | |
## Vielleicht bald draußen: der BMW Mercedes E | |
Soll auch heißen: Daimler oder BMW könnten auch allein ein Roboterauto auf | |
die Straße bringen. Doch das wäre teuer und würde viel länger dauern. Jetzt | |
können beide ihre Daten aus unzähligen Testkilometern, ihre Erfahrung in | |
einen Topf werfen – ein großer Sprung nach vorn. | |
Die Kooperation sei daher erwartbar und notwendig, sagte Stefan Bratzel, | |
Leiter des Center of Automotive Management an der Fachhochschule der | |
Wirtschaft in Bergisch Gladbach. „Man muss es schaffen, einen Standard zu | |
setzen, und das schafft man besser zusammen.“ Letztlich wird der | |
Gesetzgeber ohnehin gemeinsame Sicherheitsvorgaben vorgeben, wie beim | |
Airbag oder ABS auch schon. | |
Neu sind Partnerschaften in der Branche nicht. Seit Jahren unterhalten | |
Daimler und BMW eine Einkaufskooperation. Viele Mercedes-Fahrzeuge haben | |
Renault-Motoren unter der Haube. Und auch beim automatisierten Fahren | |
betreten die Konzerne kein völliges Neuland. Der Online-Kartendienst Here | |
etwa gehört gleich mehreren großen Autoherstellern, Zulieferern und anderen | |
Unternehmen gemeinsam. Möglichst exaktes Kartenmaterial ist eine wichtige | |
Voraussetzung dafür, dass Autos allein fahren können. | |
## Vorsprung auch ohne Fahrer | |
Unklar ist auch noch, wie BMW und Daimler ihre bestehenden Bündnisse in | |
ihre Kooperation integrieren wollen und können. BMW testet das | |
automatisierte Fahren heute weltweit mit 70 Fahrzeugen, unter anderem auch | |
in München, und arbeitet mit Intel, Mobileye, FiatChrysler, Continental und | |
Magna zusammen. Daimler will dieses Jahr zusammen mit dem Zulieferer Bosch | |
in San José im Silicon Valley in den USA selbstfahrende Fahrzeuge auf die | |
Straße bringen. Eine Bosch-Sprecherin sagte, die neue Kooperation zwischen | |
Daimler und BMW berühre dieses Projekt nicht – prinzipiell sei man aber | |
auch offen für Ergänzungen, sprich: weitere Partner. | |
BMW und Daimler wollen zusammen zunächst die Technik für Autos | |
vorantreiben, die auf der Autobahn selbstständig fahren können, aber noch | |
Gaspedal und Lenkrad haben und von einem Fahrer gesteuert werden können. | |
Mehr Daten aus Testfahrten, mehr Rechenleistung und mehr Sensorik | |
verbessern die Technik. Danach wollen die Konzerne aber auch das komplett | |
selbstfahrende Auto im Stadtverkehr angehen. „Das unterstreicht den | |
langfristig und nachhaltig angelegten Charakter der Kooperation hin zu | |
einer skalierbaren Plattform des automatisierten Fahrens“, teilten sie mit. | |
Und was ist mit Volkswagen? Auch VW werde den Vorsprung von Google allein | |
nicht aufholen können, sagte Professor Ferdinand Dudenhöffer von der | |
Universität Duisburg-Essen. Die Konkurrenten auf diesem Feld seien nicht | |
BMW und Mercedes, sondern Uber und Google. „Deshalb ist jetzt die Zeit der | |
Kooperationen“, sagte er. Für die deutsche Autoindustrie sei das eine | |
Überlebensfrage. | |
28 Feb 2019 | |
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