# taz.de -- Studiengang Psychotherapie: Höherer Verdienst in der Ausbildung | |
> Gesundheitsminister Spahn (CDU) reformiert die Psychotherapieausbildung. | |
> Der Gesetzentwurf ist im Kabinett abgestimmt. | |
Bild: Sollen besser bezahlt werden: junge TherapeutInnen in den Ambulanzen | |
BERLIN taz | Die Ausbildung der Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten | |
wird reformiert. Das sieht ein Gesetzentwurf von Gesundheitsminister Jens | |
Spahn (CDU) vor, den das Bundeskabinett kürzlich beschlossen hat. Dadurch | |
wird die Ausbildung ab dem Jahr 2020 neu strukturiert. | |
[1][Bei der Reform geht es hauptsächlich um zwei Punkte]: Erstens sollen | |
PsychotherapeutInnen, die während ihrer Ausbildung verpflichtende | |
Therapiestunden in einer Klinik oder Institutsambulanz absolvieren, | |
finanziell besser gestellt werden. Damit will Spahn eine gesetzliche Lücke | |
schließen. Und zweitens werden PsychotherapeutInnen künftig an der Uni | |
ausgebildet. | |
So soll es laut dem Gesetzesentwurf künftig ein fünfjähriges | |
Hochschulstudium der Psychotherapie geben mit einem dreijährigen | |
Bachelor-Studium und einem anschließenden zweijährigen Masterstudium. Im | |
Unterschied zur derzeitigen Regelung sollen die jungen Leute bereits durch | |
den Studienabschluss unmittelbar nach einer staatlichen Prüfung eine | |
Approbation, also eine Behandlungserlaubnis als PsychotherapeutIn, | |
bekommen. Bisher gibt es eine Approbation erst nach einer postgradualen | |
therapeutischen Ausbildung. Das Gesundheitsministerium rechnet mit rund | |
2.500 Universitätsabschlüssen im Jahr. | |
## Nach der Uni die Approbation | |
Um nach dem Studium die Kassenzulassung als „FachpsychotherapeutIn“ zu | |
erlangen, müssen die PsychotherapeutInnen aber auch künftig wie bisher eine | |
teure mehrjährige Weiterbildung (bisher hieß das „Ausbildung“) an | |
entsprechenden privaten Instituten durchlaufen. Diese Weiterbildung | |
schließt die Arbeit an Kliniken und Tätigkeiten etwa an Institutsambulanzen | |
mit ein. Die künftige Weiterbildung qualifiziere „in der Arbeit mit | |
Patienten deutlich breiter als die heutige Ausbildung“, erklärte Dietrich | |
Munz, Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer. | |
Im Unterschied zu heute sollen die PsychotherapeutInnen während dieser | |
Weiterbildung aber nicht mehr wie Praktikanten behandelt, sondern als ja | |
bereits approbierte „Psychotherapeuten in Weiterbildung“ (PiW) „im Rahmen | |
eines Angestelltenverhältnisses“ entsprechend vergütet werden, heißt es im | |
Gesetzentwurf. | |
## Zwangslage wurde ausgenutzt | |
Mit dem neuen Namen – bisher wurden die Auszubildenden Psychotherapeuten in | |
Ausbildung (PiA) genannt – soll auch die Vergütung besser werden. Bislang | |
erhielten PiAs an den Kliniken zumeist eine praktikumsähnliche oder gar | |
keine Vergütung, was in der Vergangenheit für heftige Proteste gesorgt hat, | |
zumal die Weiterbildungskosten mit bis zu 25.000 Euro sehr hoch sind. Die | |
angehenden PsychotherapeutInnen sind auf die PiA-Stellen in den Kliniken | |
angewiesen, weil sie ohne die dort gesammelten Therapiestunden bislang gar | |
keine Approbation bekommen. Gerade in Städten wurde diese Zwangslage von | |
den Kliniken zum Teil ausgenutzt. | |
Um für die PsychotherapeutInnen in Weiterbildung künftig für ihre Arbeit | |
nicht nur an den Kliniken, sondern auch an den Institutsambulanzen ein | |
tarifanaloges Gehalt zu finanzieren, sei „eine finanzielle Förderung der | |
ambulanten Weiterbildung nötig“, erklärte die Bundesvorsitzende der | |
Deutschen Psychotherapeuten Vereinigung (DPtV), Barbara Lubisch. Die Jungen | |
Psychotherapeuten in der DPtV begrüßten in einer Stellungnahme den | |
Gesetzesentwurf, forderten für die ambulante Weiterbildung aber „ein | |
Finanzierungskonzept, welches unter Berücksichtigung der anfallenden Kosten | |
durch Theoriestunden, Supervision und Selbsterfahrung eine angemessene | |
Vergütung der Teilnehmer*innen“ erlaube. | |
Über Modelle dazu, an denen sich die gesetzlichen Krankenkassen beteiligen | |
sollen, wird derzeit diskutiert. Das Gesetz soll voraussichtlich bis zur | |
Sommerpause im Bundestag beschlossen werden. | |
15 Mar 2019 | |
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## AUTOREN | |
Barbara Dribbusch | |
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