# taz.de -- Kommentar Tarifabschluss: Ein Ergebnis für die Frauen | |
> Arbeitsplätze werden heute auch danach bewertet, ob sie geeignet sind, | |
> vor Altersarmut zu schützen. Das ist nicht immer der Fall, vor allem für | |
> Frauen. | |
Bild: Gute Rente nicht garantiert: Der Tarifabschluss ist wichtig, um Pflegeber… | |
Zwei Nachrichten aus den vergangenen Tagen lassen aufhorchen, obwohl sie | |
auf den ersten Blick nicht viel miteinander zu tun haben. Da ist einmal der | |
[1][Tarifabschluss für den öffentlichen Dienst der Länder], der für | |
Beschäftigte etwa in der Pflege deutliche Lohnerhöhungen vorsieht, auch um | |
die Attraktivität des Berufs zu steigern. Und dann gibt es die Befragung | |
des Onlinejobportals Stepstone, laut der jedes dritte Bewerbungsverfahren | |
in Deutschland mit einer Absage des oder der ArbeitnehmerIn endet. Offenbar | |
können es sich BewerberInnen heute leisten, wählerisch zu sein. | |
Wird Deutschland zu einem Arbeitnehmerparadies?, fragt man sich und reibt | |
sich die Augen, denn noch nicht verblasst sind die Erinnerungen an alte | |
Zeiten, als Sozialexperten vor einer zunehmenden Massenarbeitslosigkeit | |
warnten. Das Paradies kommt aber nicht, denn die persönlichen | |
Lebensrisiken, auch die gesundheitlichen und familiären Risiken, bleiben | |
hoch. | |
Die Pflege ist ja auch deswegen ein Mangelberuf, weil die Arbeit so | |
belastend ist, dass kaum eine PflegerIn in Vollzeit bis zum 67. Lebensjahr | |
durchhalten kann. Das gilt auch für Handwerksberufe, in denen man Angst | |
haben muss, zum Sozialfall zu werden, wenn man mit Mitte 50 nicht mehr auf | |
Knien rutschend irgendwelche Leitungen verlegen kann. Mit besseren | |
Entgelten müssen die [2][Rentenbeiträge erwirtschaftet werden] für ein | |
erträgliches Alter. Heute bemisst sich die Attraktivität eines Berufes auch | |
daran, ob die Tätigkeit einen Schutz gegen Altersarmut bietet oder | |
geradewegs in diese hineinführt. | |
Der Tarifabschluss ist bemerkenswert, auch weil er einer für die Frauen | |
ist. Die Zeiten neigen sich dem Ende zu, als frau in prestigearmen Berufen | |
als Erzieherin, Grundschullehrerin oder Altenpflegerin nur „hinzuverdiente“ | |
und eine Scheidung das größte Armutsrisiko für sie darstellte. Es fällt | |
allmählich auf, dass es ein Problem gibt in der Gesellschaft, wenn niemand | |
mehr die grundlegenden Dienstleistungen am Menschen erbringen will, denn | |
diese sind überlebensnotwendig. Es wurde Zeit, dass sich das herumspricht. | |
4 Mar 2019 | |
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## AUTOREN | |
Barbara Dribbusch | |
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