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# taz.de -- Mobbingfreie Schulen in Berlin?: Bildungssenatorin wird zur Utopist…
> Sandra Scheeres (SPD) will die Schulen in Berlin mobbingfrei machen. Das
> dürften viele als naiv empfinden. Schlecht ist es nicht.
Bild: Sandra Scheeres hat große Pläne
Senat will Schulen mobbingfrei machen“, liest die Mutter beim Frühstück aus
der Zeitung vor. Ihre Tochter reagiert prompt: „Mobbingfreie Schulen? Dann
gibt es in Zukunft nur noch Einzelunterricht.“ Die 14-Jährige hätte allen
Grund, das Vorhaben von Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD)
gutzuheißen, sie wurde in der Grundschule selbst gemobbt und wechselte nach
einiger Zeit die Schule. Aber gerade deshalb ist sie überzeugt: Wo es
Schülerinnen und Schüler gibt, gibt es Mobbing – zumindest immer mal
wieder.
Warum Scheeres gerade jetzt einen [1][Gastbeitrag zum Thema im Tagesspiegel
] veröffentlicht, liegt auf der Hand: Zuletzt hatte der Suizid einer
Elfjährigen für Schlagzeilen gesorgt, der in Zusammenhang mit Mobbing
gebracht wurde. Am heutigen Donnerstag findet im Bildungsausschuss des
Abgeordnetenhauses eine Anhörung zu Mobbing statt – auf Antrag von FDP und
CDU. Bereits Ende Januar hatten die Grünen ein [2][„Gesamtkonzept gegen
Diskriminierung an den Berliner Schulen“] vorgestellt.
Mit ihrer Veröffentlichung will Scheeres nun in die Offensive gehen.
Mobbing werde nach wie vor häufig nicht bemerkt, schreibt sie. „Wir werden
neue Instrumente entwickeln, um die Sensibilität der gesamten
Schulgemeinschaft für Mobbing zu erhöhen.“ Sie beschreibt bestehende
Hilfsprogramme und kündigt an, eine neue Anti-Mobbing-Stelle in ihrer
Verwaltung schaffen zu wollen.
## Mobbing als Lustgewinn
Die Bildungssenatorin schließt mit einem gewissen Pathos: „Schulen ohne
Streit und Stress gibt es nicht. Aber (…) ich bin mir sicher: mobbingfreie
Schulen sind möglich, wenn wir jeder Form von Mobbing an jedem Ort mit
Klarheit und Konsequenz entgegentreten. Das muss unser gemeinsames Ziel
sein.“
Nun ist es gut, dass Scheeres zwischen Konflikten und Mobbing
unterscheidet. Es ist etwas ganz anderes, ob Kinder oder Jugendliche
manchmal aneinandergeraten – oder ob eine Einzelne oder ein Einzelner
kontinuierlich gehänselt, seelisch oder körperlich gequält und ausgegrenzt
wird. Diese Ohnmachtserfahrung kann Betroffene ein Leben lang beschäftigen.
Die TäterInnen erleben Mobbing häufig als Lustgewinn, sie fühlen sich
mächtig, als Gruppe vereint gegen den Schwächeren.
Genau deshalb, weil Mobben Spaß machen kann, wird es Mobbing auch weiterhin
geben. Viele, nicht nur die 14-Jährige am Frühstückstisch, dürften
Scheeres’ Gastbeitrag als naiv empfinden.
Andererseits: Wenn die Senatorin nun tatsächlich alles in ihrer Macht
Stehende tun sollte, um sich mobbingfreien Schulen anzunähern, schadet das
ganz sicher nicht. Ihre Verve lässt hoffen, dass es ihr ernst ist damit.
27 Feb 2019
## LINKS
[1] https://www.tagesspiegel.de/berlin/gastbeitrag-von-sandra-scheeres-wie-berl…
[2] /!5566754/
## AUTOREN
Antje Lang-Lendorff
## TAGS
Bildungspolitik
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Antisemitismus
Diskriminierung
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