Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Betriebsratsgründungen bei Buzzfeed: Wie ein Rausch
> Buzzfeed-MitarbeiterInnen reagieren auf die angekündigten
> Massenentlassungen. Auch in Deutschland wird ein Betriebsrat gegründet.
Bild: Betriebsratsgründungen sind etwas relativ Neues bei Digitalmedien
Berlin taz | Knapp drei Wochen ist es her, dass Buzzfeed, das einst
gefeierte Onlinemedium, [1][220 Angestellte entlassen hat.] Das sind rund
15 Prozent der Belegschaft. Betroffen sind vor allem die Büros in den USA
und Großbritannien. Das kleine Büro in Deutschland mit seinen acht
Angestellten bleibt vorerst verschont.
Dennoch haben die MitarbeiterInnen in Berlin entschieden, einen Betriebsrat
zu gründen. Ende Februar soll eine Person dafür gewählt werden. Sie soll
vor allem dafür sorgen, die Kommunikation mit dem Mutterhaus in den USA zu
verbessern. Sie soll sich außerdem an den Gesprächen rund um den geplanten
konzernweiten Personalrat beteiligen. Nach den Entlassungsankündigungen
hatten sich viele Buzzfeed-MitarbeiterInnen weltweit darüber beschwert,
dass der CEO des Unternehmens, Jonah Peretti, sich intern kaum äußere.
Buzzfeed Deutschland folgt damit den Belegschaften in den USA und in
Kanada. Die hatten in der Nacht zu Mittwoch [2][via Twitter] ebenfalls
angekündigt, einen Betriebsrat zu gründen. Buzzfeed stehe nicht nur „für
Spaß und Memes“, heißt es [3][in einem Statement] der MitarbeiterInnen aus
den USA und Kanada. Seit mehreren Monaten schon organisiere sich die
Belegschaft. „Wir machen uns Sorgen über die ungerechte Gehälterverteilung,
über schlecht gemanagte Veränderungen und Kündigungen, schwache Bezüge,
explodierende Kosten für Krankenversicherungen, Diversity und mehr.“
Daher gründe man nun zusammen mit der von Zeitungsjournalisten gegründeten
Gewerkschaft NewsGuild in New York einen Betriebsrat. Die NewsGuild
vertritt unter anderem auch die Angestellten der New York Times, von
Reuters, Daily Beast und der Los Angeles Times.
## Gewinne blieben aus
Neben Buzzfeed hatte in den letzten Wochen auch Vice Media angekündigt,
[4][gut 250 MitarbeiterInnen zu entlassen]. Gegenüber der taz äußerten sich
Vice-Sprecher nicht zu der Frage, ob davon auch das Deutschland-Büro mit
seinen 130 Angestellten betroffen sein wird. Die Vice-MitarbeiterInnen in
Berlin sind ebenfalls gerade dabei, einen Betriebsrat zu gründen. Ihre
Kollegen in den USA haben bereits einen.
Die Geschäftsführung des deutschen Vice sagte gegenüber der taz, dass sie
die Betriebsratsgründung unterstütze. Wie der Buzzfeed-CEO, Jonah Peretti,
der auch Geschäftsführer des deutschen Ablegers ist, zu den Betriebsräten
steht, ist bisher nicht bekannt. 2015 hatte er in [5][einem Interview
gesagt]: „Ich glaube nicht, dass ein Betriebsrat gut für Buzzfeed wäre.“
Betriebsratsgründungen sind etwas relativ Neues unter den Digitalmedien.
Laut einem Bericht der [6][Harvard Business Review] haben seit 2015 30
digitale Medienunternehmen Betriebsräte gegründet. „Die Zahl, der
organisierten Mitarbeiter in den Internet-Medien hat sich seit 2010
verzwanzigfacht“, heißt es in dem Bericht, den die New York Times zitiert.
Der Grund dafür ist einfach: Gestartet sind die meisten dieser
Digitalmedien zu Beginn oder Mitte der 2000er. Ihre Gründungen waren wie
ein Rausch: Große Unternehmen, wie Rupert Murdochs 21st Century Fox oder
Disney beteiligten sich mit hunderten Millionen Euro Wagniskapital. Das
Geld floss, die Webseiten hatten bald mehr Zugriffe als die New York Times,
weil sie konsequent auf Social Media setzten.
Das Rezept für den Erfolg mit Nachrichten im Netz schien gefunden. Doch die
Gewinne blieben aus. Zwar steigerten viele der Unternehmen jährlich ihren
Umsatz, allerdings kaum in dem erhofften Maße. In der Konsequenz kündigten
drei der größten Player, Buzzfeed, Vice und die Huffington Post Ende Januar
und Anfang Februar dieses Jahres Entlassungswellen an. Addiert man die
zusammen, verlieren dort innerhalb von nur zwei Wochen 1300
MitarbeiterInnen ihre Jobs.
13 Feb 2019
## LINKS
[1] /Stellenkuerzungen-bei-Online-Magazin/!5568447
[2] https://twitter.com/bfnewsunion/status/1095463415563325440
[3] https://www.buzzfeednewsunion.com/
[4] /Kuendigungen-bei-Buzzfeed-Vice-und-Co/!5568867
[5] https://www.buzzfeednews.com/article/coralewis/buzzfeed-founder-jonah-peret…
[6] https://hbr.org/2019/01/the-tactics-media-unions-are-using-to-build-members…
## AUTOREN
Anne Fromm
## TAGS
Betriebsrat
Arbeitsrecht
Buzzfeed
Vice
Huffington Post
Gewerkschaft
Online-Journalismus
Verdi
Buzzfeed
Buzzfeed
Funke Mediengruppe
Buzzfeed
## ARTIKEL ZUM THEMA
Arbeitsrecht und Unternehmen: „Klatsche“ für Sixt
Eine Mitarbeiterin wurde gekündigt, weil sie einen Betriebsrat gründen
wollte. Das sei unwirksam, hat das Arbeitsgericht Düsseldorf entschieden.
Buzzfeed Deutschland: Käufer gesucht
Der deutsche Ableger des US-amerikanischen Medienunternehmens wird
verkauft. Greift niemand zu, ist es das Aus für die Redaktion.
Kündigungen bei Buzzfeed, Vice und Co: Bumm. Krach. Schepper
Einst gefeierte Onlinemedien entlassen binnen kurzem 1.300 Leute. Bei
„Vice“ in Deutschland will man nun einen Betriebsrat gründen.
Funke-Mediengruppe streicht Stellen: In Zukunft ohne euch
Der Regionalzeitungsverlag Funke will digitaler und effizienter werden.
Dafür streicht er zunächst eine dreistellige Zahl an Stellen.
Stellenkürzungen bei Online-Magazin: „BuzzFeed“ entlässt 200 Mitarbeiter
Laut „Buzzfeed“ solle das Unternehmen so profitabel gemacht werden.
Betroffen sind Redaktionen in den USA, Großbritannien und Spanien.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.