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# taz.de -- Gründung der Queer Media Society: „Es geht darum, wie wir vorkom…
> Queere Journalist*innen und Filmschaffende haben ein Netzwerk gegründet.
> Sie wollen, dass LGBT in den Medien öfter abgebildet werden.
Bild: Der Filmproduzent Nico Hofmann sprach darüber, wie schwierig sein Coming…
Berlin taz | Film, Fernsehen und Presse sollen queerer werden. Das wollen
über 100 Medienschaffende, die am am Montag in Berlin zusammenkamen, um die
„Queer Media Society“ zu gründen. Das Netzwerk soll queere
Journalist*innen, Filmemacher*innen und Schauspieler*innen verbinden und
Forderungen an die eigenen Branche stellen.
Regisseur Kai Pieck hatte die Idee, LGBTI aus allen Medienbereichen
zusammen zu bringen. Pieck zitiert eine Umfrage der Forschungsgruppe
„Dalia“, wonach sich in Deutschland aktuell 7,4 Prozent der Menschen als
lesbisch, schwul, bisexuell oder trans identifizieren. „Das bilden unsere
Medien in keiner Weise ab“, sagt Pieck. Er will über eine Queer-Quote
diskutieren. Mit dieser könnten Medienmacher*innen verpflichtet werden,
queere Themen oder Charaktere in 7,4 Prozent der Filme, Bücher oder
Zeitungsartikel vorkommen zu lassen.
„Es geht nicht nur darum, ob wir vorkommen. Es muss darum gehen, wie“,
sagte [1][Johannes Kram, Autor des Nollendorfblogs,] in seinem Vortrag.
Bislang werde bei Filmproduktionen und Medienberichten zu oft davon
ausgegangen, dass sich Heterosexuelle nicht mit queeren Charakteren
identifizieren könnten. Da queere Menschen in der Minderheit sind, würden
sie im deutschen Fernsehen oft nicht als Identifikationsfiguren in Betracht
kommen. Es sollte aber möglich sein, nicht nur Identifikationsfiguren
abzubilden, sondern interessante Figuren, findet Kram. „Doch dafür müssten
wir in Deutschland anfangen, mehr Gefühl dafür zu entwickeln, dass
Diversität eine Bereicherung ist und nicht etwas, das man aushalten muss.“
Noch wichtiger sei zunächst, dass mehr queere Medienschaffende geoutet
seien. Laut der Studie „Out im Office“ aus dem Jahr 2017 zufolge gehen nur
ein Drittel aller LGTBI-Beschäftigten am Arbeitsplatz offen mit ihrer
Identität um. Auch für Homosexuelle in den Medien sei das Coming-Out
weiterhin ein großes Thema, sagte Kram. Insbesondere für Schauspieler*innen
sei das Coming-Out eine Belastungsprobe für die Karriere. Trotzdem sei der
Schritt wichtig.
## Schwieriges Coming-Out
„Niemand sollte gegen seinen Willen geoutet werden“, sagte Kram. „Und wir
können nicht verlangen, dass sich jemand outet. Aber erwarten können wir es
schon.“ Nico Hofmann, Regisseur und Geschäftsführer der UFA, sprach
darüber, wie schwierig sein Coming Out gewesen sei und welche Diskussionen
dies in der eigenen Familie ausgelöst habe.
Einzelne Medienschaffende aus dem Publikum diskutierten heftig darüber, ob
sich queere Schauspieler*innen outen sollen. Gehen diese mit ihrer
Identität an die Öffentlichkeit, würden sie oft nicht mehr für
heterosexuelle Rollen im Film bekommen. „Dabei ist es genau der Job eines
Schauspielers, jemanden zu spielen, der er nicht ist“, sagte Kerstin Polte.
„Lasst uns endlich aussprechen, dass in der Branche abfällig über
Homosexuelle geredet wird. Das ist ein riesiges Problem“, sagte Johannes
Kram.
Ein weiteres wichtiges Thema ist die Sichtbarkeit von lesbische Frauen in
den Medien. „Viele Journalist*innen, die sich zum Beispiel mit
Regenbogenfamilien befassen, porträtieren häufiger Familien mit zwei
Vätern“, sagte Ulle Schauws, queerpolitische Sprecherin der Grünen im
Bundestag. „Dass über neunzig Prozent der Regenbogenfamilien aus zwei
Müttern, aus Lesben mit Kindern bestehen, wissen viele daher nicht.“
Die Gründung der „Queer Media Society“ ist der aktuell größte Anlauf für
eine queere Journalistenorganisation. Der Bund Lesbisch-Schwuler
JournalistInnen e.V. hat zwar laut Webseite über 200 Mitglieder und vergibt
jährlich den Felix-Rexhausen-Preis, ist aber nicht mehr so aktiv, dass
Verein die queere Journalisten-Community erreichen würde. Deswegen nun die
Neugründung in Form eines Netzwerks.
Ob daraus nun ein Verein entsteht, sei noch unklar, sagte Initiator Pieck.
In den kommenden Monaten wollen sich Mitglieder in branchenspezifischen
Gruppen treffen. Geplant seien einzelne Sektionen wie Journalismus,
Werbung, Literatur und Film/Fernsehen, in denen die queeren Kolleg*innen
gemeinsam Forderungen ausarbeiten.
Hinweis: Der Autor ist Unterstützer der Queer Media Society.
12 Feb 2019
## LINKS
[1] /Debatte-Schwulenhass-unter-Linken/!5492949
## AUTOREN
Markus Kowalski
## TAGS
Journalismus
Film
Queer
Schwerpunkt LGBTQIA
Schauspieler
Polizei NRW
Soap
Homosexualität im Profisport
RTL
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