# taz.de -- Neue Saudi-Chefdiplomatin in den USA: Prinzessin wird Botschafterin | |
> Erstmals leitet eine Frau die Botschaft in den USA. Sie löst einen | |
> Prinzen ab, der nach dem Khashoggi-Mord in Verruf geraten war. | |
Bild: Prinzessin mit Diplomatenstatus: Rima Bint Bandar bin Sultan bin Abdulasis | |
Eine Prinzessin soll künftig in Washington für harmonischere Beziehungen | |
zwischen den USA und Saudi-Arabien sorgen. Mit der 43-jährigen Rima Bint | |
Bandar bin Sultan bin Abdulasis wird zum ersten Mal eine Frau | |
Chefdiplomatin in der saudi-arabischen Botschaft. Sie löst Prinz Khalid bin | |
Salman ab, den jüngeren Bruder von Kronprinz Mohammed bin Salman. Die | |
beiden Brüder waren infolge des Mordes an dem Journalisten Jamal Khashoggi | |
in Verruf geraten. | |
Prinzessin Rima tritt in die Fußstapfen ihres Vaters, Bandar bin Sultan Al | |
Saud, der zwischen 1983 bis 2005 Botschafter in Washington war. Zusammen | |
mit ihren sieben Geschwistern verbrachte die junge Rima einen Teil ihrer | |
Kindheit, Jugend und die frühen Erwachsenenjahre in den USA, wo sie | |
Museumswissenschaften studierte. | |
Zurück in Saudi-Arabien schlug sie eine wirtschaftliche Laufbahn ein, wurde | |
Vorstandsvorsitzende einer Computerfirma und gründete ein eigenes | |
Unternehmen für Handtaschen. Parallel engagierte sie sich für mehr | |
Frauenrechte. Ein Wellnessclub für Frauen, der Verband Sahra zur Vorbeugung | |
und Heilung von Brustkrebs gehören zu ihren ehrenamtlichen Projekten, | |
außerdem ist sie Mitglied in der Beratungskommission der Weltbank für | |
Unternehmerinnen. | |
Die Aufhebung des Fahrverbots im vergangenen Sommer nannte sie einen | |
„schnellen Sieg“, der allerdings „wichtig ist für unseren nächsten | |
Schritt“. Schwieriger sei es, in ihrer Heimat häusliche Gewalt als Problem | |
zu benennen. Um die Integration der Frau in die Gesellschaft geht es der | |
Enkelin einer sudanesischen Sklavin und eines Königs. Mehr Frauen im Sport | |
wünscht sie sich und in der Wirtschaft. | |
## „Kein Mühen scheuen“ | |
Ungeachtet ihres feministischen Kampfes in dem [1][patriarchalen Land, das | |
Frauenrechte mit Füßen tritt], gibt sich die geschiedene Mutter zweier | |
Kinder als ausgesprochene Patriotin. Sie spricht behutsam von einer | |
„Evolution“, nicht von einer „Verwestlichung“ Saudi-Arabiens. „Mit Go… | |
Hilfe werde ich arbeiten und meinem Land, seinen Führern und all seinen | |
Kindern dienen“, twitterte sie nach Bekanntwerden ihrer Berufung. Sie werde | |
„keine Mühen scheuen“. | |
Ihrem Vater, der engste Kontakte zu Vater und Sohn Bush gepflegt haben | |
soll, nachzueifern, wird der Prinzessin nicht leichtfallen. Ihr Amtsantritt | |
fällt in schwierige Zeiten für das Verhältnis zwischen Washington und Riad. | |
[2][Der Mord an Khashoggi,] der für die Washington Post arbeitete, sowie | |
der blutige Krieg im Jemen wirken sich fatal auf das Image der Monarchie | |
aus. Dass das Königshaus eine Frau in die USA schickt, wird als Signal an | |
das Weiße Haus interpretiert. Saudi-Arabien gibt sich gerade jetzt | |
besonders weltoffen und westlich, heißt es. Gleichzeitig dürfe man die | |
Prinzessin nicht unterschätzen. Sie „kennt die Kultur“, meinte die | |
kanadische Politologin Bessma Moman gegenüber Al-Dschasira, und sie verfüge | |
über „alle Eigenschaften, die man sich für eine Diplomatin, speziell in den | |
USA, wünscht“. | |
26 Feb 2019 | |
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## AUTOREN | |
Susanne Knaul | |
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