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# taz.de -- Reisefreiheit saudischer Frauen: Wohlstand gegen Demokratie
> Hinter dem gesellschaftlichen Liberalisierungskurs des Kronprinzen wird
> ein Muster sichtbar: Riad erprobt das chinesische Herrschaftsmodell.
Bild: Warum sich mit Demokratie und Menschenrechten belasten? Der Kronprinz her…
Was von der neuen [1][Reisefreiheit für Frauen] in Saudi-Arabien zu halten
ist, lässt sich schnell zusammenfassen: Für die Einzelne ist die Lockerung
der totalen männlichen Kontrolle eine großartige Nachricht. Es schafft
nicht nur die Demütigung ab, dass beispielsweise eine Ärztin, die täglich
Verantwortung für Menschenleben trägt, die Einwilligung ihres Mannes,
Sohnes oder Bruders braucht, um zu einem Kongress zu fahren. Es ermöglicht
auch die Flucht aus gewalttätigen Familienverhältnissen und
Zwangsverheiratung. Grundsätzlich ändert sich jedoch nach wie vor nichts:
Frauen brauchen weiterhin einen Vormund, sie werden juristisch und
gesellschaftlich ihr Leben lang nicht erwachsen.
Interessant ist allerdings, was hinter den Entscheidungen von Kronprinz und
De-facto-Herrscher Mohammed bin Salman steht. Denn die Reisefreiheit ist
nur die jüngste Lockerung der strengen religiösen Regeln. Hinter den
Entscheidungen wird ein Muster sichtbar. Der junge Thronfolger verfolgt ein
Ziel: Die Bevölkerung soll so zufrieden sein, dass sie keine demokratischen
Forderungen stellt. Es soll Unterhaltung geben – inzwischen wurden
[2][Kinos und sogar Konzerte erlaubt] –, Wohlstand und Beschäftigung. Im
Gegenzug soll das politische System, die Herrschaft des Hauses Saud,
unangetastet bleiben.
Gesellschaftliche und wirtschaftliche Freiheit – ja, gern! Politische
Freiheit – auf gar keinen Fall! Wer immer politische Forderungen stellt,
und seien es solche, die die Regierung selbst beschließen will,
verschwindet in den Gefängniszellen. [3][Dieses Prinzip wird mit
größtmöglicher Härte] durchgesetzt.
Klingt bekannt? Ist es auch. China ist damit überaus erfolgreich. Den
Glauben des Westens, dass Demokratie die Voraussetzung für wirtschaftlichen
Erfolg und allgemeine Zufriedenheit ist, hat die Volksrepublik widerlegt.
Und am Golf wird schon lange diskutiert, ob das nicht auch für den Nahen
Osten der viel bessere Weg wäre.
So werden auch die Frauenrechte in Saudi-Arabien dort enden, wo der
Kronprinz es für richtig hält, und nicht bei der Allgemeinen Erklärung der
Menschenrechte.
5 Aug 2019
## LINKS
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## AUTOREN
Silke Mertins
## TAGS
China
Saudi-Arabien
Reisen
Frauenrechte
Asyl
Öl
Gleichstellung
Jamal Khashoggi
Saudi-Arabien
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