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# taz.de -- Korruption im Sport: Verbrecher unter sich
> Staatspräsident Putin hat Fifa-Chef Infantino einen Orden überreicht.
> Sportfunktionäre werden aber nicht nur im finsteren Russland hofiert.
Bild: So viele Gemeinsamkeiten: Korruption, die Liebe zum Sport und Korruption …
Manchmal scheint es einem die Welt ganz einfach zu machen. „Schau mal“,
sagt sie dann, „der Putin hat dem Infantino einen Orden verliehen.“ Und man
selbst braucht nur doch abzuwinken und sagen: „Das passt“, „Da haben sich
ja die zwei richtigen getroffen“ oder: „Diese Verbrecher!“ Und es stimmt …
auch irgendwie.
Am Mittwoch hat der russische Staatspräsident [1][Wladimir Putin] dem
Präsidenten des Internationalen Fußballverbands [2][Gianni Infantino] den
„Orden der Freundschaft“ überreicht, weil dieser die [3][Weltmeisterschaft
2018 in Russland] so schön organisiert hat. Der Zeigefinger richtet sich
beinahe wie von selbst gen Osten und dann gen Zürich. Böse Buben, diese
beiden!
Doch so einfach ist es nicht, auch wenn die beiden in ihren jeweiligen
Fachgebieten wahrlich einiges auf dem Kerbholz haben. Der eine regiert
einen Staat, der sich schon mal ein Knäppchen und mehr als das von einem
Nachbarland abschneidet und sich selbst einverleibt, der weltweit gegen die
offene Gesellschaft agitiert und ins Lager schickt, wer diese in Russland
einfordert.
Der andere schert sich einen Dreck um die Regeln, die sich sein Verband
selbst gegeben hat, vergrault Ethikwächter, die die Einhaltung dieser
Regeln sicherstellen sollen, beglückt die korruptesten Mitgliedsverbände
mit Geldgeschenken und ist dabei, den ganzen Fußballsport meistbietend zu
verhökern. Jetzt schmückt der Autokrat den schmierigen Fußballmafioso mit
einer edlen Plakette. Da scheint wirklich alles zu passen.
## Mit Bargeld gefüllte Umschläge
Doch sinistre Sportfunktionäre, die Herrscher über ein bewährtes System von
[4][Korruption und Günstlingswirtschaft], werden nicht nur im finsteren
Russland hofiert. Der unvergessene Joseph Sepp Blatter, Infantinos
Vorgänger im Präsidentenamt bei der Fifa, war längst übel beleumundet, als
bei der so viel besungenen WM 2006 in Deutschland der erste Anstoß
ausgeführt worden ist.
Über die mit Bargeld gefüllten Umschläge, die Blatter vor seiner ersten
Wahl im Jahre 1998 an diverse Funktionäre verteilt haben soll, war schon
oft berichtet worden, als ihm Bundeskanzlerin Angela Merkel 2006 mit dem
Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet hat. Blatter habe sich für das
gesellschaftspolitische Engagement seines Verbandes eingesetzt, für Fair
Play auch jenseits des Spielfeldes, so wurde das damals begründet. Wladimir
Putin hätte es nicht besser ausdrücken können.
Staaten schmücken sich gerne mit sportlichen Großereignissen, seien es nun
Demokratien oder Diktaturen. Olympia oder eine Männer-WM im Fußball sind
bewährte Instrumente des Nationalmarketings. Das lassen sich die Staaten
einiges kosten.Vor den Events verhandeln sie mit den Funktionärsgranden
aus der Sportwelt, als seien diese Staatenlenker. Sie erfüllen Bedingungen,
die von den Sportverbänden diktiert werden. Es wird Steuerfreiheit
garantiert, sodass das Geschäft mit dem Sport ohne nennenswerte Abgaben
betrieben werden kann. Bürgerrechte werden eingeschränkt, auf dass nur ja
niemand in der Nähe einer Sportstätte eine Demonstration abzuhalten
versucht.
## Steuerbefreiung für die Uefa
Mit Alleinherrscher Putin lässt sich Derartiges gewiss leicht verhandeln.
Mit der Bundesregierung oder den Oberhäuptern deutscher Städte ist es aber
auch nicht sonderlich schwer. Im Sommer 2024 findet die Fußball-EM in
Deutschland statt. Bewerben konnten sich die Deutschen nur, weil sie
garantiert haben, dass in Stadionnähe nicht demonstriert werden darf, dass
es Zonen gibt, in dem die Geschäftsinteressen der Europäischen Fußballunion
Uefa Vorrang vor anderen Geschäften haben.
Und als besonderes Schmankerl hat die Bundesregierung der Uefa
Steuerbefreiung für die Zeit des Turniers zugesichert. Wenn Uefa-Präsident
Aleksander Čeferin nach dem Turnier ein Bundesverdienstirgendwas ans
Revers geheftet würde, müsste man sich gewiss nicht wundern.
Und sollte die Bundesregierung nicht von alleine auf die Idee kommen, den
Uefa-Chef auszuzeichnen, hat sie gewiss ein offenes Ohr, wenn dieser einen
Orden bei ihr bestellt. So soll es Sepp Blatter auch gemacht haben. Der
hatte schon 2005 ans Kanzleramt geschrieben, er erwarte eine Auszeichnung.
Gefragt, getan.
21 Feb 2019
## LINKS
[1] /Russlands-Praesident-spricht-zum-Volk/!5572056
[2] /Fifa-Chef-Gianni-Infantino/!5562126
[3] /Fussball-WM-in-Russland/!5513093
[4] /Fifa-schafft-Korruption-ab/!5528502
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
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