# taz.de -- Israel boykottiert Rechte: AfD und FPÖ nicht willkommen | |
> Netanjahu verbrüdert sich mit den Rechtspopulisten der Welt. Für | |
> Deutschland und Österreich gelten aber andere Maßstäbe. | |
Bild: Kann an Israels FPÖ-Boykott nichts ändern: Österreichs Bundespräsiden… | |
Jerusalem taz | Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu pflegt beste | |
Beziehungen zu seinem ungarischen Amtskollegen und „wahren Freund“ Viktor | |
Orbán. Und mit Brasilien unter dem neuen Präsidenten Jair Bolsonaro besteht | |
„ein brüderlicher Bund“. Mit Rechtspopulismus hat Israels Regierung keine | |
Probleme. Für Deutschland und Österreich allerdings gelten andere Maßstäbe. | |
Weder mit der AfD noch mit der FPÖ redet die israelische Regierung. | |
Am Boykott der FPÖ, die in Österreich an der Regierung beteiligt ist, | |
konnte auch ein Besuch des österreichischen Präsidenten Alexander Van der | |
Bellen nichts ändern. Die israelische Regierung halte an ihrer Haltung | |
fest, sagte Van der Bellen am Montag vor Journalisten in Jerusalem. | |
Israel boykottiert die FPÖ-Minister seit Amtsantritt der | |
Koalitionsregierung unter Sebastian Kurz (ÖVP) Ende 2017. Van der Bellen, | |
der sich am Montag mit Israels Präsident Reuven Rivlin traf, hatte sich bei | |
diesem schon in der Vergangenheit dafür eingesetzt, zumindest mit der | |
parteilosen Außenministerin Karin Kneissl Kontakte zu pflegen. Kneissl | |
wurde von der FPÖ nominiert. | |
## Ausladung von AfD-Delegierter | |
Auch bei der AfD in Deutschland hat eine Ausladung jüngst Irritationen | |
ausgelöst. Bei einer für Ende Februar geplanten Reise von Delegierten des | |
Hessischen Städtetags darf die Offenbacher Stadtverordnete Christin Thüne, | |
AfD-Vorsitzende im Kreisverband ihrer Heimatstadt, nicht mitreisen. Die | |
geprellte Stadtverordnete zeigte Unverständnis für die Entscheidung, wo | |
sich doch gerade die AfD „stets konsequent für die Interessen des Staates | |
Israel“ eingesetzt habe. | |
Doch Israel unterhält prinzipiell keine Kontakte zur AfD. Selbst wenn es | |
sich um eine Delegation des Bundestags handeln würde, bei der | |
AfD-Mitglieder mitreisten, würde man einen Empfang ablehnen, kommentierte | |
ein führender Mitarbeiter im Außenamt auf Anfrage. | |
Niemandem sei der Besuch in Israel verwehrt, nur auf offizieller Ebene | |
werde man die rechtspopulistischen Politiker aus Deutschland und Österreich | |
nicht willkommen heißen. Der entscheidende Unterschied etwa zu Orbáns | |
Fidesz-Partei seien die „nazistischen oder neonazistischen Wurzeln“ der AfD | |
und FPÖ. | |
## Kontakt nur zu den Beamten im Ministerium | |
Mit Hinweis auf „viele antisemitische Zwischenfälle, an der FPÖ-Aktivisten | |
beteiligt waren“, forderte Ksenia Svetlova, Abgeordnete der Zionistischen | |
Union: „Diese Partei sollte wissen, dass sie sich verändern muss, wenn sie | |
Beziehungen zum Staat Israel anstrebt.“ Im Verlauf einer Sonderdebatte des | |
parlamentarischen Ausschusses für Verteidigung und Ausländische | |
Angelegenheit über Israels Beziehungen zur FPÖ, bezeichnete Svetlova ihre | |
Forderung als „unsere moralische und jüdische Pflicht“. | |
Dagegen riet der national-religiöse Likud-Abgeordnete Jehuda Glick | |
angesichts der [1][internationalen Boykottkampagne], gegen die Israel | |
kämpfe, davon ab, dass Israel die zweitgrößte Partei Österreichs | |
boykottiert. Die Koalition in Wien stelle Israels Regierung vor eine „große | |
Herausforderung“, resümierte Zvi Tal, Vertreter des Außenministeriums, | |
während der Debatte. Netanjahu habe Anweisung erteilt, „jeden Kontakt mit | |
der Partei zu vermeiden“. | |
Das betrifft allerdings lediglich die Politiker. „Unsere Position ist | |
klar“, heißt es im Außenamt: „Wir kooperieren mit den Beamten in den | |
Ministerien, nicht aber mit den Politikern der Partei.“ | |
## Stehen die „Feinde Israels“ links statt rechts? | |
Nachsichtig den deutschsprachigen Rechtspopulisten gegenüber und zugleich | |
pragmatisch zeigt sich Eldad Beck, Kolumnist der regierungsnahen | |
Tageszeitung Israel HaYom. Beck erinnert daran, dass es ausgerechnet die | |
„problematische Regierung“ war, der die FPÖ im Jahr 2000 beitrat, die Juden | |
österreichischer Herkunft erstmals eine Wiedergutmachung anbot. | |
FPÖ-Mitglieder hätten später ihre Verbindung zur arabischen Welt genutzt, | |
um Israel bei Geiselverhandlungen zu unterstützen. Außerdem versprach | |
FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, sich für eine Verlegung der | |
österreichischen Botschaft nach Jerusalem einzusetzen. Beck vertritt die | |
Ansicht, dass „die Feinde Israels“ ohnehin nicht bei FPÖ oder AfD zu finden | |
seien, „sondern eher bei den Linken, gegen die niemand protestiert“. | |
Pragmatismus dürfte auch Netanjahus zentrale Motivation sein beim Flirt mit | |
den Regierungen in Budapest und Prag, wo man dem Vorbild von US-Präsident | |
Donald Trump folgen und mit der Botschaft in die „Hauptstadt Israels“ | |
umziehen will, was bislang indes nicht passiert ist. | |
Dafür aber blockierten Tschechien, Ungarn und Rumänien im vergangenen | |
Frühjahr eine EU-Resolution, mit der sich die Mitgliedsstaaten dazu | |
verpflichten sollten, ihre Botschaften nicht zu verlegen, bevor sich die | |
Konfliktparteien über den Status Jerusalems einig sind. | |
Solange sie seine rechte Politik unterstützten, schreibt Chemi Shalev in | |
der Tageszeitung Ha'aretz, werde Netanjahu „sein Bestes geben, um ihre | |
Sünden reinzuwaschen“. Sein „Buhlen um die Gunst der Tyrannen und | |
Diktatoren“ sei schon zur „Gewohnheit“ des Regierungschefs geworden, für | |
den „Wahrheit, Fakten und Demokratie nebensächlich sind im Vergleich zum | |
Sieg über die liberalen Eliten und die Linken“. | |
5 Feb 2019 | |
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[1] /Moshe-Zimmermann-ueber-Israel-Kritik/!5561349 | |
## AUTOREN | |
Susanne Knaul | |
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