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# taz.de -- Eisbären in bewohnten Gebieten: Invasion der hungrigen Bären
> Am Nordpolarmeer dringen immer mehr Eisbären in bewohnte Gebiete. Der
> Klimawandel und Abschüsse erhöhen den Druck auf die bedrohte Art.
Bild: In Not: Den Eisbären fehlt das Eis
Russland taz | Auf der riesigen kaum bewohnten Doppelinsel Nowaja Semlja
zwischen Barentssee und Karasee lebten schon immer Eisbären. Aber zum einen
hat die Klimaerwärmung ihnen inzwischen die Jagd auf Robben im Packeis
erschwert, weil deren Eislöcher zum Atmen weniger werden. Und zum anderen
sind die menschlichen Siedlungen, wo die Bären in den Abfällen Nahrung
finden, in letzter Zeit größer geworden.
Heute leben rund 2.500 Menschen auf Nowaja Semlja, die meisten gehören der
Urbevölkerung, den Nenzen, an. Sie leben von der Fischerei und der Pelzjagd
auf Polarfüchse. Daneben wird Kupfer und Steinkohle auf der Doppelinsel
abgebaut, und bis 1990 fanden dort 130 Kernwaffenversuche statt. Noch immer
sind Teile der Doppelinsel radioaktiv verseucht.
Die Nord- und die Südinsel haben zusammen mit vielen kleineren Inseln eine
Fläche von 90.650 Quadratkilometern und eine Länge von 900 Kilometern. Es
gibt keine Zählung der dortigen Eisbärenpopulationen aus der Luft, aber
allein in der Nähe des Hauptortes Beluschja Guba wurden 52 Eisbären
gezählt. Einige Bären würden Menschen „regelrecht jagen“, sagte der Chef
der örtlichen Verwaltungsbehörde, Schiganscha Musin. Er lebe seit 1983 auf
der Insel, aber so viele Bären habe er noch nie erlebt.
Auf Nowaja Semlja finden sich immer mehr Eisbären ein: „Es sind zu viele
Tiere, deshalb haben die Behörden auf der russischen Doppelinsel im
Nordpolarmeer den Notstand ausgerufen“, [1][berichtete die „Tagesschau“ v…
zwei Tagen]. In Kanada nehmen ihre Populationen dagegen dramatisch ab,
dennoch treibt der Hunger die Eisbären auch hier immer öfter in die Nähe
von Siedlungen. [2][Auf einer WWF-Internetseite heißt es]: „Bei den
Siedlungen treffen die Eisbären auf Menschen, die mit dem Problem heillos
überfordert sind. Gelingt es uns nicht, diese fatale Entwicklung zu
stoppen, werden auch die letzten Eisbären bald Geschichte sein.“ In ihrer
Not erbeuten sie nun auch Delfine, wie Forscher erstmals beobachtet haben,
und [3][gelegentlich fressen sie sich laut „Spiegel Online“ gegenseitig].
Abschuss trotz sinkender Bären-Population
In der Beaufordsee in Alaska und im Nordwesten Kanadas ist die Zahl der
Eisbären laut WWF seit Beginn des Jahrhunderts um rund 40 Prozent
zurückgegangen. 2004 wurden noch 1.500 Eisbären gezählt. Zuletzt waren es
nur noch 900. Mit Unterstützung des WWF Deutschlands erhoben
Wissenschaftler neue Bestandszahlen in der kanadischen Hudson Bay, indem
sie Luftaufnahmen anfertigten und auswerteten. [4][Die im Arctic Journal
veröffentlichten Zahlen] sind demnach im Vergleich zum Jahr 2014 von 943
auf 780 Individuen gesunken. „Jetzt geht es den Eisbären dort auch
zahlenmäßig an den Kragen, da die älteren Tiere sterben und weniger Junge
nachkommen,“ sagte die Arktisexpertin beim WWF Deutschland, Sybille
Klenzendorf.
In Russland sind Eisbären ganzjährig geschützt, aber auf Nowaja Semlja
erwägt man nun, sie durch Abschüsse von den Siedlungen zu vertreiben.
Während der WWF fordert, „dass wir das Tempo beim Klimaschutz drastisch
erhöhen müssen. Nur dann haben die Eisbären eine Überlebenschance.“
12 Feb 2019
## LINKS
[1] https://www.tagesschau.de/ausland/eisbaeren-nordpolarmeer-101.html
[2] https://www.wwf.de/spenden-helfen/fuer-ein-projekt-spenden/eisbaeren/
[3] http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/eisbaer-frisst-delfin-erste-fotos-…
[4] https://www.wwf.de/2018/juni/eisbaeren-erliegen-erderhitzung/
## AUTOREN
Helmut Höge
## TAGS
Eisbären
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