# taz.de -- Kommentar Deutscher Fußball-Bund: Selbstlose Freunde des Champagne… | |
> Mit etwas Fantasie können auch die vom Deutschen Fußball-Bund | |
> organisierten Lustreisen als gemeinnützig durchgehen. Toll. | |
Bild: Cheers DFB | |
Denkt man an den Deutschen Fußball-Bund, kann einem allerlei in den Sinn | |
kommen. Um den größten deutschen Sportverband aber mit dem Gebot der | |
Selbstlosigkeit in Verbindung zu bringen, braucht es doch blühende | |
Fantasie. | |
Ist der DFB, der seine Gewinne Jahr für Jahr in die Höhe schraubt und | |
zuletzt im Geschäftsjahr 2017 eine Bilanzsumme von 323 Millionen Euro | |
erzielte, insgeheim eine Art Samaritervereinigung – nur dem allgemeinen | |
Wohl verpflichtet? Unterstützt vom Fan Club Nationalmannschaft powered by | |
Coca-Cola? Ein Verein, der seine gesellschaftliche Verantwortung etwa in | |
Person von Oliver Bierhoff stets mit seinen Stakeholdern abwägt? | |
Auf dem Papier und vor dem Gesetz ist das genau so. Der DFB ist als | |
gemeinnütziger und damit steuerbegünstigter Verein anerkannt, weil seine | |
„Tätigkeit darauf gerichtet ist, die Allgemeinheit auf materiellem, | |
geistigem oder sittlichem Gebiet selbstlos zu fördern“. Dies wiederum | |
zeigt, mit wie viel Fantasie das Gesetz für Gemeinnützigkeit in jede | |
gewünschte Richtung gebogen werden kann. | |
Insofern überrascht an der neuesten Spiegel-Enthüllung vor allem, dass der | |
ehemalige DFB-Finanzdirektor Ulrich Bergmoser offenbar vor der Gefahr des | |
Entzugs der Gemeinnützigkeit gemahnt hat. Er listete in einem internen, | |
streng vertraulichen Papier zahlreiche Verfehlungen auf. Etwa die | |
Lustreisen der obersten Funktionäre auf DFB-Kosten. | |
## Geburtstagspartys und ominöse Pauschalen | |
Eine Präsidiumssitzung, die 2014 während der WM nach Brasilien verlegt | |
wurde, soll stolze 370.848 Euro gekostet haben. Champagner und Wodka soll | |
auf Feiern geflossen sein. Zuschläge auf Geburtstagspartys gab es und | |
ominöse Pauschalen. Walter Desch, der Landesvorsitzende Rheinland, erhält | |
angeblich bis heute 3.000 Euro monatlich. Der 74-Jährige, erklärte der DFB, | |
werde unter anderem für die Digitalisierungsinitiative der DFB-Medien GmbH | |
gebraucht. | |
Klar liegt der Verdacht hier nahe, dass „gemeinnütziges gebundenes | |
Vermögen“ nicht ganz sachgerecht verteilt wurde. Und die offizielle | |
DFB-Diktion, wie man mit dem eigenen Geld umgeht, ist eine andere. Oliver | |
Bierhoff erklärte einst, ohne die Millionen-Einnahmen der | |
Nationalmannschaft ginge es dem ganzen deutschen Fußball schlecht. „Das | |
Geld brauchen wir, um unsere gemeinnützige Arbeit des DFB leisten zu | |
können.“ | |
Aber wegen ein paar Flaschen Champagner hier und da oder ein paar | |
exklusiven Zuwendungen altverdienter Funktionäre in dem ein oder anderen | |
Landesverband wird die Gemeinnützigkeit des DFB gewiss nicht in Frage | |
gestellt werden. Da hat der Verband schon viel schwerere Krisen | |
durchgestanden. Im Zusammenhang mit der Affäre um die Vergabe der WM 2006 | |
ist dem DFB für jenes Jahr die Gemeinnützigkeit bereits abgesprochen | |
worden, weil die Verschleierung einer weiterhin ungeklärten | |
Millionenzahlung von der Steuerbehörde geahndet wurde. Und die Bild | |
berichtete vergangenen März, die Finanzbehörden würden möglicherweise den | |
Spielbetrieb der Nationalmannschaften als „kommerziell“ bewerten, sodass | |
dieser aus dem gemeinnützigen DFB ausgegliedert werden müsste. | |
Seither hat man nichts mehr davon gehört. Keine Bange, wie die Fifa wird | |
der DFB alle Angriffe auf sein Privileg der Steuervergünstigung als | |
gemeinnütziger Verein erfolgreich abwehren. Es braucht eben nur ein wenig | |
Fantasie. | |
DFB-Präsident Reinhard Grindel etwa bezieht kein Gehalt, sondern monatlich | |
7.200 Euro Aufwandsentschädigung. Er hat sich im Jahre 2016 bei Aufnahme | |
seiner Präsidentschaft weitere 7.200 Euro Verdienstausfallentschädigung | |
versprechen lassen. Seit April 2017 ist er als Nachfolger des | |
zurückgetretenen früheren DFB-Präsidenten Niersbach Mitglied des UEFA | |
Exekutiv-Komitee und bekommt die Verdienstausfallentschädigung nicht mehr. | |
Seitdem erhält er 250.000 Euro jährlich von der UEFA und als Mitglied des | |
FIFA-Councils 250.000 US-Dollar pro Jahr von der FIFA. | |
19.03.2019 Anmerkung der Redaktion: Dieser Text wurde nachträglich | |
geändert. | |
10 Feb 2019 | |
## AUTOREN | |
Johannes Kopp | |
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