| # taz.de -- Ausstellungsempfehlung für Berlin: Der Stoff, er bebt und atmet | |
| > In Reto Pulfers raumgreifenden Installationen führen die Dinge ein | |
| > Eigenleben. Die taz sprach mit dem Künstler. | |
| Bild: Detailansicht von Reto Pulfers Ausstellung „Der hausende Zustand (Retic… | |
| Mit der Kunst von Reto Pulfer betritt man einen anderen Kosmos. Einen, in | |
| dem die Dinge ein Eigenleben führen und Worte in sonderbaren Klang- und | |
| Sinnkonstellationen vom Infoblatt, auf eine Aquarellzeichnung, in ein | |
| Stoffzelt oder in eine gitarrenunterlegte Sprachaufnahme wandern können. | |
| Seine Titel lauten: „Zum Todesrhizom mit den Machern!“ oder „Gina, | |
| Wüstenlandschaft mit Klotz in der Ferne, Netz obenauf, und grossem, | |
| unerklärlichem und entfliehenden See“. In Pulfers sprachlicher Welt leben | |
| Figuren wie der mehrgeschlechtliche Pflanzenmensch Gina, und diese dringen | |
| in die vielen Materialien, Fundstücke und bunten Stoffe seiner archaisch | |
| anmutenden Installationen vor. | |
| Wie bei Blake & Vargas, wo er mit Leinen und Jersey eine Art blau tönende | |
| Grottenlandschaft abhängte und in verschiedenen Nischen und Flächen Szenen | |
| aus dem Leben der Gina auftauchen, von Pulfer aufs Textil geschrieben, auf | |
| ein Zeichenblatt gekritzelt, oder in einer Soundinstallation vorgelesen. In | |
| dieser eingehegten Welt ist alles miteinander verknüpft: Bewegt man sich | |
| hier, bebt es dort. | |
| Einblick 759: Reto Pulfer (Künstler) | |
| taz: Welche Ausstellung in Berlin hat dich zuletzt an- oder auch aufgeregt? | |
| Und warum? | |
| Reto Pulfer: Ich bin nicht durch Ausstellungen inspiriert. Im Alltag | |
| passieren so viele interessante Dinge, auch wenn sie sich nur scheinbar | |
| wiederholen. Was soll ich mich da über Kunst aufregen? Dinge passieren | |
| einfach, die Welt geschieht, und ich versuche darin zu wirken, auch wenn | |
| ich manchmal nichts tue. | |
| Welches Konzert oder welchen Klub in Berlin kannst du empfehlen? | |
| Automobilklub. | |
| Welche Zeitschrift/welches Magazin und welches Buch begleitet dich zurzeit | |
| durch den Alltag? | |
| Doris Lessing, „The Cleft“, und Niklas Karl mit „Plant Evolution, an | |
| Introduction to the History of Life“. | |
| Was ist dein nächstes Projekt? | |
| In Paris pflanze ich linkswindende Trichterwinden und rechtswindenden | |
| Hopfen in eine Badewanne, die im Hof des Centre Culturel Suisse steht. In | |
| der Ausstellung stelle ich Stofffasern aus, die ich aus Brennnesselstängeln | |
| hergestellt habe. Zur Eröffnung findet eine Konferenz statt, bei der auch | |
| Emanuele Coccia spricht, was mich unheimlich freut. Anschließend reise ich | |
| nach Los Angeles für eine improvisierte Einzelausstellung. Auf dem dortigen | |
| Mount Wilson entdeckte Edwin Hubble um 1923, dass es neben unserer | |
| Milchstraße noch unzählige weitere Galaxien im Universum gibt. Zur Art | |
| Basel findet in einer Mietwohnung, die fußläufig zum Goetheanum liegt, eine | |
| Gruppenausstellung über Anthroposophie und „Strategies for Coping with the | |
| Digital Colonization of Mind and Body“ statt. | |
| Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht dir am meisten | |
| Freude? | |
| Aufwachen und Einschlafen. | |
| Dieser Text erscheint im taz.plan. Mehr Kultur für Berlin und Brandenburg | |
| immer donnerstags in der Printausgabe der taz. | |
| 6 Feb 2019 | |
| ## AUTOREN | |
| Sophie Jung | |
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