# taz.de -- May wegen Brexit-Krise in Nordirland: Für Frieden und gegen harte … | |
> Bevor sie nach Brüssel reist, wirbt Theresa May in Belfast für Zustimmung | |
> – wofür, ist unklar. Aber sie bekräftigt, dass sie keine harte Grenze | |
> will. | |
Bild: Iren üben schon mal harte Grenze – möglicherweise leicht übertrieben | |
Dublin taz | Die [1][Grenze zwischen Nordirland und der Republik Irland] | |
soll offen bleiben, egal, was kommt – das bekräftigte die britische | |
Premierministerin Theresa May am Dienstagnachmittag in der nordirischen | |
Hauptstadt Belfast. Bei ihrem zweitägigen Besuch in Nordirland sagte May, | |
ihr sei klar, dass viele Menschen in Nordirland besorgt seien. | |
Aber sie sehe sich allen Gemeinschaften Nordirlands verpflichtet, stehe | |
bedingungslos zum [2][Karfreitagsabkommen von 1998], das Nordirland Frieden | |
brachte, und wolle „einen Brexit liefern, der sicherstellt, dass es keine | |
harte Grenze gibt“. | |
May sucht derzeit einen Weg, damit eine Mehrheit des Londoner Unterhauses | |
ihrem Brexit-Abkommen mit der EU doch noch zustimmen könnte. Die hatten den | |
„Deal“ am 15. Januar [3][mit einer Zweidrittelmehrheit abgelehnt] und May | |
zwei Wochen später aufgetragen, die Auffanglösung für die Grenze zwischen | |
Irland und Nordirland, den sogenannten Backstop, neu zu verhandeln, denn | |
derzeit könnte er Großbritannien dauerhaft an die EU-Zollunion binden und | |
Nordirland im europäischen Binnenmarkt belassen, anders als den Rest des | |
Landes. | |
Nur eine Veränderung des Backstops könne eine Annahme des Deals durch das | |
britische Parlament herbeiführen, sagte May in Belfast: entweder durch | |
alternative Mechanismen oder durch eine Befristung. Arlene Foster, Chefin | |
der protestantischen nordirischen Democratic Unionist Party (DUP), deren | |
zehn Abgeordnete Mays Regierung im britischen Parlament stützen, | |
bekräftigte am Dienstag, sie werde den Deal unterstützen, wenn der | |
„gegenwärtige“ Backstop durch eine andere Lösung ersetzt werde. | |
## Alternativen zum Backstop | |
Die EU hat [4][Nachverhandlungen bisher abgelehnt]. Dennoch wird May am | |
Donnerstag nach Brüssel reisen, um um ebendiese Nachverhandlungen zu | |
bitten. In Vorbereitung darauf haben konservative Abgeordnete am Montag | |
Gespräche mit Ministern und Regierungsbeamten über mögliche Alternativen | |
zum Backstop aufgenommen. | |
Die konservativen Brexit-Hardliner und die DUP könnten sich mit dem nach | |
Staatssekretär Kit Malthouse benannten Malthouse-Kompromiss anfreunden. Der | |
sieht vor, dass die irische Auffanglösung durch eine Freihandelszone | |
ersetzt wird. Falls die EU dem nicht zustimme, soll es nach dem Brexit eine | |
dreijährige Übergangszeit geben, in der London und Brüssel das Abkommen neu | |
verhandeln. | |
Die irische Regierung lehnt das ab. „Das Abkommen ermöglicht doch bereits | |
Alternativen zum Backstop“, sagte der irische Außenminister Simon Coveney. | |
„Das Problem ist, dass keiner dieser Vorschläge für alternative Maßnahmen | |
einer Prüfung standgehalten hat.“ | |
## Nicht im Sinn des Belfaster Abkommens | |
Der frühere nordirische Premierminister David Trimble will derweil den | |
Backstop juristisch kippen und den Malthouse-Kompromiss durchsetzen. Er hat | |
am Montag angekündigt, gegen die britische Regierung vor Gericht zu ziehen, | |
da die Auffanglösung gegen das Belfaster Karfreitagsabkommen von 1998 | |
verstoße. Trimble war einer der Architekten dieses Abkommens. Dafür erhielt | |
er gemeinsam mit John Hume von der Social Democratic and Labour Party | |
(SDLP) 1998 den Friedensnobelpreis. | |
Trimble war Chef der Ulster Unionist Party (UUP), der damals stärksten | |
nordirischen Partei, die inzwischen von der extremeren DUP überflügelt | |
worden ist. Er verließ die UUP 2007 und trat den Tories bei. Er sagt, Mays | |
Brexit-Deal würde dem nordirischen Regionalparlament zahlreiche Befugnisse | |
entziehen und sie nach London verlagern. Das sei nicht im Sinn des | |
Belfaster Abkommens. | |
5 Feb 2019 | |
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## AUTOREN | |
Ralf Sotscheck | |
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