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# taz.de -- Gedenken an NS-Opfer im Osten Europas: Ein Mahnmal, das kaum einer …
> Die Linksfraktion fordert in Berlin ein zentrales Mahnmal für Opfer des
> NS-Vernichtungskrieges im Osten. Die anderen Parteien sind
> unentschlossen.
Bild: Jan Korte (Archivfoto): „Die Kriegsverbrechen im Osten waren keine Übe…
Berlin taz | Die Linksfraktion möchte in Berlin ein zentrales Mahnmal für
Opfer des NS-Vernichtungskrieges im Osten errichten, zudem [1][ein
Dokumentationszentrum über den rassistischen Terror der Nazis] von Polen
bis Russland.
Jan Korte (Linkspartei) begründete dieses Projekt am Donnerstag im
Bundestag: Die Kriegsverbrechen im Osten waren keine Überschreitung,
sondern der Kern des Krieges der Nazis, dessen Ziel die Versklavung der
slawischen Völker war. Zugleich sind die Opfer, von den drei Millionen
Rotarmisten, die als Kriegsgefangene der Wehrmacht starben, bis zu den
Hungertoten der Blockade in Leningrad, im öffentlichen Bewusstsein kaum
präsent, sagte Korte.
Elisabeth Motschmann (CDU) nannte die Millionen Toten des „Rassenkrieges“
eine „hart betroffene Gruppe“. Vor spärlich besetztem Auditorium warnte sie
vor „zunehmendem Antisemitismus“. Das hatte mit dem Antrag der Linkspartei,
der auf [2][vergessene nichtjüdische Opfer zielt], wenig zu tun. Der Antrag
berge, so Motschmann, die Gefahr, „Opfergruppen zu hierarchisieren“. Dabei
ist es eher andersherum. Millionen nichtjüdischer Opfer des NS-Krieges
stehen in der Hierarchie des öffentlichen Bewusstseins ganz unten. Der
Linkspartei-Antrag versucht dies zu ändern.
Marianne Schieder, bayerische Sozialdemokratin, plädierte dafür, sich wenig
beachteten Opfergruppen wie Kriminellen und Zeugen Jehovas zuzuwenden und
ihrer in einer Wanderausstellung zu gedenken. Die Tatsache, dass von
Griechenland bis zum Baltikum systematisch getötet wurde, müsse in
Erinnerung bleiben. Die Idee der Linksfraktion überzeuge sie nicht, warum,
das war Schieders Rede nicht zu entnehmen.
## Leichte Skepsis bis Standard-Argument
Etwas begründeter klang die Skepsis bei Helge Lindh (SPD), der zweifelte,
ob ein Mahnmal für alle NS-Opfer in Osteuropa nicht „das Lebensraumdenken
der Täter übernimmt“. Ähnlich argumentierte der Grüne Erhard Grundl, der …
für falsch hält, polnischer, ukrainischer, russischer und baltischer Opfern
mit Blick auf aktuelle Konflikte gemeinsam zu gedenken. Korte widersprach
dem energisch: Ein solches Mahnmal würde Ethnisierungen der Opfer ja gerade
vermeiden.
Marc Jongen (AfD) führte abermals vor, warum die Rechtspopulisten
erinnerungspolitisch nicht ernst zu nehmen sind. Der Antrag der Linkspartei
sei heuchlerisch, weil „die deutschen Opfer“ nicht erwähnt würden – das
Standard-Argument der deutschen Rechten, um sich das Thema vom Leib zu
halten. Die Linkspartei wolle zudem kommenden Generationen in Deutschland
„ein tiefes Schuldbewusstsein einpflanzen“, damit, so die leicht paranoide
Wendung, Deutschland „offenes Siedlungsgebiet für Migranten werden kann“.
31 Jan 2019
## LINKS
[1] /Antrag-im-Bundestag/!5566847
[2] /Holocaust-Gedenktag/!5565064
## AUTOREN
Stefan Reinecke
## TAGS
Schwerpunkt Zweiter Weltkrieg
NS-Gedenken
Bundestag
Mahnmal
Polen
Schwerpunkt Zweiter Weltkrieg
Holocaust-Gedenktag
Der 9. November
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