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# taz.de -- Mahnmal für NS-Verbrechen in Polen: Falsch und gefährlich
> Das Gedenken an die NS-Diktatur an Nationen zu orientieren, würde auf
> eine Opfer-Konkurrenz hinaus laufen. Es vernebelt mehr als es erinnert.
Bild: Gedenkveranstaltung zum Überfall Nazi-Deutschlands auf Polen in Warschau…
Der Mord an 6 Millionen Juden durch die Nazis ist in der deutschen
Öffentlichkeit präsent. Ganz im Gegensatz dazu drohen jedoch die Verbrechen
von Wehrmacht und SS in und an [1][Polen vom ersten Tag des Zweiten
Weltkriegs an in Vergessenheit zu geraten]. Dabei mag die Dimension der
Verbrechen unterschiedlich sein, der mörderische Charakter des NS-Regimes
zeigt sich auch im Krieg gegen vermeintlich minderwertige „Slawen“.
Nun hat der Bundestag eine Initiative aufgegriffen, in Berlin ein Denkmal
für die polnischen Opfer der NS-Herrschaft zu schaffen. Den Abgeordneten
geht es darum, der Geschichtsvergessenheit etwas entgegenzusetzen. Die
Begründung für ein solches Denkmal ist also mehr als honorig. Dennoch wäre
ein nationales Mahnmal ein falscher, ja gefährlicher Schritt. Denn er
öffnet Tür und Tor für eine Erinnerung, die sich am Leid von Nationen
orientiert und andere Opfer ignoriert. Mit gleichem Recht könnte
Weißrussland ein solches Denkmal einfordern, ebenso Griechenland, Norwegen,
Serbien – die Liste der von den Nazis okkupierten Staaten ist lang. Schon
hat der ukrainische Botschafter in Berlin verlangt, auch seiner Nation ein
solches Denkmal zu widmen.
Das aber liefe auf eine Opfer-Konkurrenz hinaus, in der die Geschichte als
nationales Ereignis erzählt wird und nicht als Teil eines ganzen, von
Berlin aus zentral geplanten Verbrechens. Es eröffnet bedenkliche
Narrative, in denen Krieg und Besatzung ausschließlich als Erfahrung des
eigenen Leids interpretiert werden. Es vernebelt mehr, als dass es
Erinnerung bewahren kann.
Anstatt Geschichte anhand von Nationen erzählen zu wollen, wäre es
angemessener, einen gemeinsamen Lern- und Erinnerungsort zu installieren.
Der Direktor der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden in Europa, Uwe
Neumärker, hat dazu ein Museum der deutschen Besatzungsherrschaft
vorgeschlagen. Dieser Weg ist mühsamer, kostspieliger und aufwendiger. Aber
er eröffnete die Möglichkeit, Geschichte in den Zusammenhängen sichtbar zu
machen, in denen sie geschah.
30 Aug 2019
## LINKS
[1] /Kommentar-polnische-NS-Opfer/!5465156
## AUTOREN
Klaus Hillenbrand
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