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# taz.de -- Serienkolumne Couchreporter: Lauter depressive Charaktere
> Gewalt, Drogenprobleme und andere Dämonen: DCs „Titans“ zeigt, dass auch
> eine deprimierende Superhelden-Welt Erfolg haben kann.
Bild: Hat überraschenderweise ein kleines Gewaltproblem: Dick Grayson aka Robin
Ein blutbefleckter Robin bricht Drogendealern sämtliche Knochen, schlitzt
sie lebensgefährlich auf und toppt alles mit einem Satz: „Fuck Batman.“ Die
Szene aus der ersten Folge beschreibt treffend die Stimmung und den Tonfall
der neuen DC-Serie „Titans“.
DC-Fans lieben die „Teen-Titans“, das [1][Superhelden]-Team um Raven,
Starfire, Beastboy, Robin und Cyborg. Für seinen neuen Streaming-Dienst „DC
Universe“ hat sich DC nun an eine Neuauflage des Teams gewagt. Seit
vergangenem Freitag kann man die ersten elf Folgen auch auf [2][Netflix]
schauen.
Gleich vorweg: „Titans“ ist die vielleicht dunkelste und deprimierendste
Live-Action-Superhelden-Serie, die je geschaffen wurde. Und genau das ist
ihre Stärke.
Die Welt ist alles andere als in Ordnung für die Protagonisten. Sie ist
voller Schmerz, Betrug, Gewalt, Verrat. Die 14-jährige Rachel hat eine
dunkle Kraft in sich, vor der sie wegrennt. Dick Grayson ist mit Batman
zerstritten und arbeitet in Detroit als Cop, während er vor seinen eigenen,
gewalttätigen Dämonen davonrennt.
Ihre Wege kreuzen sich und sie treffen auch Kori aka Starfire, die unter
Gedächtnisverlust leidet – und jeden kaltblütig verbrennt, der ihr im Weg
steht. Hinzu kommt noch Gar aka Beastboy, der seine Eltern verloren hat und
sich wegen eines Geheimnisses verstecken muss. Cyborg fehlt in der Serie
bislang.
## Zu düster?
Von vielen wurde „Titans“ nach dem ersten Trailer reflexartig als „zu
düster“ abgetan, kommt aber inzwischen bei Kritikern und Fans sehr gut an.
Weil die Schauspieler klasse sind, die Skripte gut geschrieben und die
Serie optisch ansprechend.
Das zeigt, dass wir uns zum Glück nicht nur nach dem leicht bekömmlichen
Eskapismus sehen, den uns [3][Marvel], die Konkurrenz von DC, für
gewöhnlich anbietet. (Zugegeben: Spätestens seit dem Kinofilm „Civil War“
ist auch Marvel ein bisschen anspruchsvoller geworden.)
Zwar ist es völlig legitim, Ablenkung in der Popkultur zu suchen. Das geht
vor allem mit Marvels lustig-bunter Welt. Denn die echte Welt ist momentan
auch nicht in in Ordnung. Unsere Erde stirbt, rechte Autokraten kommen an
die Macht und die Schere zwischen arm und reich wird minütlich größer.
Hinzu kommen noch die persönlichen Probleme, die jeden von uns
beschäftigen. Man sollte allein aus gesundheitlichen Gründen hin und wieder
der Realtät entfliehen.
## Bezug zur Realität durch Fiktion
Doch man sollte die Realität nicht völlig ausblenden. Besser ist die
Auseinandersetzung mit ihr, zumindest gelegentlich. Das funktioniert mit
DC, vor allem mit Titans sehr gut. Dass ausgerechnet fiktionale Welten
dabei helfen, kann erst einmal weit hergeholt klingen. Schließlich haben
menschliche Flammenwerfer nicht besonders viel mit der Realität zu tun.
Doch jeder Film und jede Serie transportiert eine Botschaft, eine Moral.
Als es Marvel noch dunkler probiert hat, hat mir Tobey Maguire in den alten
Spider-Man-Filmen gezeigt, dass aus großer Kraft große Verantwortung folgt.
Der neueste Spider-Man-Film hat auch Spaß gemacht, doch viel gelernt habe
ich aus ihm nicht.
„Man of Steel“ und „Batman vs. Superman“ zeigen, dass selbst Götter
menschliche Probleme haben und gehasst werden können. Dass man es nicht
jedem recht machen kann. So zeigen die „Titans“ im Verlauf der Serie, auch
wenn ich hasse, wie kitschig und pathetisch das klingt, dass man sich
seinen Problemen nicht alleine stellen muss. Selbst im Erwachsenenalter ist
es nicht schlecht, mal daran erinnert zu werden.
20 Jan 2019
## LINKS
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## AUTOREN
Baha Kirlidokme
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