# taz.de -- Syriens Kurdengebiete: Alle sprechen von der „Zone“ | |
> Die Idee einer „Sicherheitszone“ in Nordost-Syrien sorgt für | |
> Diskussionen. Doch wer soll das riesige Gebiet an der türkisch-syrischen | |
> Grenze kontrollieren? | |
Bild: Zwischen den Fronten: Kurdischer Kämpfer in Nordsyrien | |
Berlin taz | Die Kurden in [1][Syrien] lehnen eine von den USA und der | |
Türkei ins Gespräch gebrachte „Sicherheitszone“ an der Grenze zur Türkei | |
ab. Sie wäre ein Deckmantel für die Besetzung weiterer Gebiete durch die | |
Türkei, teilten verschiedene Kurdenpolitiker mit. | |
Ankara sei nicht neutral und könne „kein Garant für die Sicherheit sein“, | |
sagte Aldar Khalil von der regierenden Koalition TEV-DEM gegenüber | |
kurdischen Medien. Sihanouk Dibo, führendes Mitglied der an der Koalition | |
beteiligten PYD, sprach von einer drohenden „Invasion“. Beide sagten, die | |
Kurdenführung werde eine Pufferzone nur akzeptieren, wenn diese statt von | |
der Türkei von UN-Truppen kontrolliert würde. | |
Die Idee einer solchen Zone hatte US-Präsident Donald Trump am Sonntag | |
lanciert, nachdem seine Ankündigung, alle US-Truppen aus Syrien abzuziehen, | |
auf Kritik gestoßen war. Die mit den USA alliierten syrischen Kurden | |
fürchteten einen seit Wochen angekündigten Angriff durch türkische Truppen. | |
Die Zone soll rund 30 Kilometer in syrisches Staatsgebiet hineinreichen. | |
Die türkische Führung zeigte sich für den Vorschlag zunächst offen und | |
später – nach einem Telefonat zwischen Präsident Recep Tayyip Erdoğan und | |
Trump am Montag – regelrecht euphorisch. Denn nach Angaben aus Ankara soll | |
die Pufferzone von der [2][Türkei] eingerichtet werden. | |
Erdoğan sprach nach dem Telefonat von einer „Übereinkunft mit historischer | |
Bedeutung“ und forderte Unterstützung durch die internationale | |
Anti-IS-Koalition und die USA. „Wenn die Koalitionstruppen und insbesondere | |
die USA logistische und finanzielle Unterstützung geben, würden wir solch | |
eine Sicherheitszone schaffen“, sagte er. | |
## Zone wäre fast so groß wie Schleswig-Holstein | |
Die Einrichtung eines türkisch kontrollierten Streifens in Nordostsyrien | |
würde bedeuteten, dass türkische Truppen auch östlich des Euphrats ihre | |
Präsenz massiv ausbauten. Bereits jetzt kontrolliert Ankara einen | |
vergleichbaren Streifen westlich des Euphrats. In zwei Militäroperationen | |
hatten türkische Truppen das Gebiet in den vergangenen zweieinhalb Jahren | |
erobert. | |
Die nun diskutierte Zone würde bedeutende kurdische Städte wie Kobani, Tal | |
Abjad und Kamischli umfassen. Ihre Einrichtung würde voraussetzen, dass | |
sich kurdische Einheiten aus dem Gebiet zurückzögen. Diese kontrollieren | |
aktuell mehr als 400 Kilometer der türkisch-syrischen Grenze. Eine 30 | |
Kilometer breite Zone würde eine Fläche von mehr als 12.000 | |
Quadratkilometern umfassen, ein Gebiet fast so groß wie Schleswig-Holstein. | |
Wichtig für die weiteren Entwicklungen dürften indes auch die Regierungen | |
in Moskau und Damaskus sein. Der russische Außenminister schaltete sich am | |
Mittwoch in die Debatte ein. Die syrische Regierung solle die Kontrolle | |
über die Zone übernehmen, forderte er. Am kommenden Mittwoch will sich der | |
russische Präsident Wladimir Putin mit Erdoğan treffen, um über das Thema | |
zu beraten. | |
Die [3][syrischen Kurden] haben in den vergangenen Monaten hinter den | |
Kulissen mit der Assad-Regierung verhandelt. Sie streben nach | |
größtmöglicher Unabhängigkeit von Damaskus, sind aber auf eine Schutzmacht | |
angewiesen, vor allem weil die Türkei im militärischen Arm der | |
Kurdenführung eine Terrororganisation sieht und einen kurdischen Quasistaat | |
mit allen Mittel zu verhindern versucht. | |
16 Jan 2019 | |
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## AUTOREN | |
Jannis Hagmann | |
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