# taz.de -- Ankerzentren ohne Konzept: Kein Schutz für Frauen | |
> Grüne kritisieren, dass in Ankerzentren zu wenig für die Sicherheit | |
> besonders Schutzbedürftiger passiere. Gelder gibt es erst ab 2020. | |
Bild: Ankerzentren: Zu wenig Schutz für Frauen und sexuelle Minderheiten | |
Berlin taz | Die Grünen kritisieren den fehlenden Schutz von Frauen und | |
sexuellen Minderheiten in sogenannten Ankerzentren. Filiz Polat, | |
migrationspolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion, warf der | |
Bundesregierung „Konzeptlosigkeit“ vor. | |
In einer Antwort auf eine mündliche Frage der Abgeordneten erklärt das | |
SPD-geführte Familienministerium, man befinde sich derzeit in der | |
„Anlaufphase“ eines Gesamtprojekts zum Schutz vor geschlechtsspezifischer | |
Gewalt. Im Jahr 2019 würden „innovative und modellhafte Projekte“ | |
angestoßen, ab 2020 könnten zur Verfügung stehende Gelder abgerufen werden. | |
Polat spricht von einer „Ablenkungstaktik“. Dass Gelder erst ab 2020 | |
abgerufen werden könnten, bestätige die Befürchtung, „dass vulnerable | |
Gruppen in den Ankerzentren allein gelassen werden“. | |
In den Einrichtungen sollen Asylverfahren möglichst schnell ablaufen. Es | |
herrscht Residenzpflicht, sämtliche Entscheidungsträger sind mit | |
Außenstellen vor Ort. Schon im Vorfeld hatten verschiedene Organisationen | |
gewarnt, dass besonders Schutzbedürftige in solchen Großeinrichtungen einem | |
höheren Risiko von Gewalt ausgesetzt seien. | |
## Keine verbindlichen Mindeststandards | |
Mindeststandards und Maßnahmen wie die getrennte Unterbringung für Frauen, | |
Schutz vor sexualisierter Gewalt oder eine kindergerechte Unterbringung | |
seien bisher „nicht konkret und verbindlich verankert“, heißt es in einer | |
[1][Studie des Mediendienstes Integration] aus dem August 2018. | |
Der Bayerische Flüchtlingsrat berichtet, dass es teils an Mechanismen | |
fehle, um festzustellen, wer zu dieser Gruppe gehöre. | |
„Risikoschwangerschaften oder Homosexualität etwa sind ja nicht von außen | |
erkennbar“, sagt Jana Weidhaase vom Flüchtlingsrat. Nicht überall gebe es | |
separierte Unterbringung und bei Müttern fehlten oft Gelegenheiten für | |
Zwischenmahlzeiten oder Kühlschränke, um abgepumpte Muttermilch zu lagern. | |
Der [2][Zugang zu Ärzt*innen und Hebammen sei eingeschränkt]. | |
Auszugsanträge von Betroffenen würden „ignoriert oder abgelehnt“. | |
Die Situation in den verschiedenen Einrichtungen sei sehr unterschiedlich, | |
sagt Petra Bendel vom Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für | |
Integration und Migration. Hinter Standards, wie sie die | |
EU-Aufnahmerichtlinie vorschreibe, dürfe in keinem Fall zurückgefallen | |
werden. Angesichts der verschiedenen Ansätze sei es „geboten, Beispiele | |
guter Praxis möglichst rasch herauszufiltern und zum Standard zu erheben“. | |
29 Jan 2019 | |
## LINKS | |
[1] https://mediendienst-integration.de/fileadmin/Dateien/Expertise_Anker-Zentr… | |
[2] https://www.imma.de/news/news-home-detail/article/offener-brief-an-alle-ver… | |
## AUTOREN | |
Dinah Riese | |
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