# taz.de -- Prozess wegen Fabrikbrand: Kein Urteil gegen KiK | |
> Die Ansprüche der Opfer des Fabrikbrandes in Pakistan 2012 entfallen, | |
> entscheidet ein Gericht. Das Verfahren hat jedoch Verbesserungen | |
> angestoßen. | |
Bild: Die Textilfabrik nach dem Brand in Karachi im September 2012 | |
Ob der Textil-Discounter KiK eine Mitverantwortung für die Todesfälle in | |
seiner pakistanischen Zulieferfabrik trägt, wird vorläufig nicht vor einem | |
deutschen Gericht geklärt. Die Ansprüche auf Schmerzensgeld von vier | |
Kläger*innen seien nach pakistanischem Recht verjährt, urteilte das | |
Landgericht Dortmund am Donnerstag. Eine Berufung gegen die Entscheidung | |
ist aber möglich. | |
Beim Brand der Fabrik Ali Enterprises in Karatschi, Pakistan, 2012 | |
[1][starben 259 Arbeiter*innen]. Die Zulieferfirma produzierte auch für die | |
Geschäfte der Tengelmann-Tochter Kik. Im Namen von vier Opfern und | |
Hinterbliebenen klagten die Juristen-Organisation ECCHR, der Verband Medico | |
International und der Berliner Anwalt Remo Klinger auf Schmerzensgeld von | |
jeweils 30.000 Euro. Sie werfen KiK vor, seinen Zulieferer nicht | |
ausreichend kontrolliert zu haben. Dort hätten Fluchtwege gefehlt, und die | |
Firma habe Bauvorschriften missachtet. | |
KiK weist die Anschuldigungen zurück und betont, der Brand sei gelegt | |
worden, um einer Erpressung Nachdruck zu verleihen. Die Kläger wollen | |
erreichen, dass die Arbeitsbedingungen in der ausgelagerten | |
Textilproduktion in armen Ländern grundsätzlich besser werden. Nach Angaben | |
der Kläger wurde ein derartiges Verfahren in Deutschland noch nie geführt. | |
Das Ziel besteht darin, die Rechtsprechung weiterzuentwickeln, damit die | |
Arbeiter*innen der Zulieferfabriken gegen die hiesigen Auftraggeber vor | |
deutschen Gerichten klagen können. | |
Anwalt Klinger warf der Textilfirma vor, die Verjährung mit juristischen | |
Tricks angestrebt zu haben. KiK habe damit „verhindert, dass das Gericht | |
die Sachfragen sowie wichtige Fragen der Haftungspflicht deutscher | |
Unternehmen klärt“, so Klinger. Ansgar Lohmann, bei KiK für | |
Unternehmensverantwortung zuständig, sagte: „Wir sehen uns in unserer | |
Rechtsauffassung bestätigt. Wir lehnen die Zahlung von Schmerzensgeld ab, | |
weil wir keine Schuld am Brand in der Fabrik haben.“ | |
## Eine gewisse Verbesserung | |
Nur wenn Anwalt Klinger und seine Mitstreiter*innen Berufung einlegen, geht | |
das Verfahren weiter. Auch ohne Urteil zur Kernfrage der Verantwortung von | |
KiK dürfte das Verfahren jedoch dazu beigetragen haben, dass sich die | |
Zustände in den asiatischen Zulieferfabriken allmählich etwas verbessern. | |
Rund fünf Millionen Euro hat KiK bereits als Entschädigungen an die | |
Familien der Toten und die Verletzten von Ali Enterprises gezahlt. In | |
Bangladesch wurde die Organisation „Accord“ gegründet, die Kontrolleure in | |
die Produktionsstätten schickt. Auf eigene Faust habe man ein ähnliches | |
System auch in Pakistan etabliert, erklärt Kik. | |
Das Unternehmen ist auch Mitglied [2][im Bündnis für nachhaltige | |
Textilien], das Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) gründete. Zahlreiche | |
deutsche und internationale Bekleidungskonzerne kooperieren darin, um | |
beispielsweise giftige Chemikalien aus der Herstellung zu verbannen. | |
Soziale Fortschritte wie ausreichende Löhne lassen jedoch auf sich warten. | |
10 Jan 2019 | |
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## AUTOREN | |
Hannes Koch | |
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