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# taz.de -- Die Wahrheit: 3 Wetter Taff
> Prominente und Marken reagieren oft schwer vergrätzt, wenn man mit ihren
> klangvollen Namen ein wenig Schindluder treibt.
Vor Kurzem stritt sich der ehemalige Fußballtorwart Oliver Kahn mit einem
Hersteller von Torwarthandschuhen, der sein Produkt „T1tan“ nennen wollte.
Es ging bis vor das Münchner Landgericht, geeinigt hat man sich bis heute
nicht: Kahn empfindet sich als einzig wahren Titan und ist seiner Ansicht
nach der Einzige, der diesen Spitznamen tragen darf. Die kleine
Handschuhklitsche aus Herbolzheim verweist dagegen auf die griechische
Mythologie, in der die Titanen ein göttliches Riesengeschlecht sind, deren
Mitglieder Namen wie „Mnemosyne“ oder „Hyperion“ (und nicht etwa „Oli…
tragen. Der Zwist dauert an, und das Ganze hat mich doch stark entmutigt.
Denn bei der in der nächsten Woche startenden Modewoche in Berlin plante
ich eigentlich mit einem neuen Modelabel zu reüssieren oder diese
unschlagbare Idee zumindest ein paar Fachleuten unterzujubeln, die mir dann
Gründerinnenkredite zur Verfügung stellen. Meine Modelinie sollte
„Dönerteller Versace“ heißen und ein schriller, berlintypischer, urbaner
Streetwear-Mix aus leopardengemusterten Schulterpolsterjacken und
fettabweisenden Kochschürzen sein, die alle mit einem Medusa-Kopf aus
Blattgold bedruckt sind. (Ich kann nicht das echte Versace-Logo nehmen,
aber glücklicherweise gibt es viele Bilder der Medusa.)
Als ich damals als Hiphop-Künstlerin mein freches Debüt-Rapalbum „3 Wetter
Taff“ herausgebracht hatte, war schließlich auch nichts passiert, kein
einziger Brief der Shampoo-Firma Schwarzkopf. Aber wahrscheinlich schlafen
MarkenrechtsanwältInnen nie, und jetzt, wo ich es auf dieser viel gelesenen
Plattform öffentlich gemacht habe, kommt doch noch eine Klage, und ich muss
alle fünf Kassetten der ersten und einzigen Auflage vor den Augen der
gestrengen Schwarzkopf-VertreterInnen zu Bandsalat verarbeiten.
Man kann ja froh sein, dass der Schweizer Eurodance-Künstler DJ Bobo, der
das letzte Silvester anscheinend freiwillig bei uns in Berlin am
Brandenburger Tor verbracht hat, nicht so genau hinschaut und mich seit
Jahren unter dem Namen „DJ Bubu“ auflegen lässt. Das ist aber auch wirklich
gar keine Anspielung, ich lege zudem eh ganz andere Dinge auf als er,
Schlaflieder zum Beispiel. Meist spiele ich das letzte Set bei einer Party
oder werde für Kita-Feste gebucht, um dort kurz vor der Mittagszeit ein
paar langsame, leise Tunes zu spinnen, etwa „LaLeLu“ oder „Wer hat die
schönsten Schäfchen“, obwohl ich mir beim letzten nicht sicher bin, ob es
davon nicht auch eine mit 120 bpm unterlegte Deppentechno-Version gibt, die
DJ Bobo an Silvester aufgelegt hat.
Im langwierigsten Markennamenrechtsstreit aller Zeiten geht es übrigens um
Bier: die tschechische Budějovický-Budvar-Brauerei in Budweis und die
Anheuser-Busch-Gruppe in den USA streiten sich um die Namen „Bud“ und
„Budweiser“. Die können von Glück sagen, dass Bud Spencer bereits 2016 von
uns gegangen ist. Der hätte mit beiden kurzen Prozess gemacht.
4 Jan 2019
## AUTOREN
Jenni Zylka
## TAGS
Oliver Kahn
Branding
Silvester
Berlin
Rosé
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Weihnachten
Katholische Kirche
Mieten
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