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# taz.de -- Abtreibungsgegner*innen von Pro Femina: „Sicher wollen Sie keine …
> „Buzzfeed“ berichtet, dass Pro Femina Schwangere manipuliert und drängt,
> das Kind zu behalten. Der Verein weist sämtliche Vorwürfe von sich.
Bild: Abtreiben oder nicht, das ist für keine Frau eine leichte Entscheidung
Der Name birgt Verwechslungsgefahr: Wie Pro Familia berät auch Pro Femina
Schwangere, die noch nicht wissen, ob sie abtreiben lassen wollen oder
nicht. Anders als die staatlich anerkannte Beratungsstelle Pro Familia hat
der Verein Pro Femina dabei jedoch eine ganz eigene und einseitige Agenda,
wie das Nachrichtenportal Buzzfeed [1][recherchiert hat]. Demnach verbergen
sich hinter den Beraterinnen Lebensschützer*innen, die keineswegs
ergebnisoffen beraten. Laut dem Buzzfeed-Artikel manipulieren die
Abtreibungsgegner*innen Frauen gar.
Eine Buzzfeed-Reporterin nahm für die Recherche verdeckt an zwei
Erstgesprächen mit unterschiedlichen Mitarbeiterinnen des Vereins teil, wie
das Portal berichtete. Beide Male erhielt sie demnach trotz mehrfacher
Nachfragen keine sachlichen Informationen über Abtreibungen.
Im Gegenteil: Die Beraterinnen hätten sie dazu gedrängt, das (angebliche)
Kind zu bekommen, etwa mit Sätzen wie „Trotzdem ist es ja sicher so, dass
Sie keine Abtreibung wollen“. Die Beraterinnen boten gar monatliche
finanzielle Zuwendungen an, sollte sie sich für das Kind entscheiden, heißt
es.
## Verein weist Vorwürfe von sich
Die Beobachtungen der Reporterin decken sich mit Aussagen von
Mitarbeiter*innen anderer Beratungsstellen wie Pro Familia, berichtete
Buzzfeed. Auch diese sprachen demnach von „Manipulation“ und erzählten von
eigenen Klient*innen, die ähnlich negative Erfahrungen wie die
Buzzfeed-Journalistin gemacht hätten.
Diese erhielt noch Wochen nach der Beratung ungefragt Nachrichten von den
„Lebensschützer*innen“, berichtete das Portal. „Vergessen Sie nicht: In …
Schwierigkeiten liegt immer auch eine Möglichkeit. Vertrauen Sie auf Ihre
Stärken, die wir in dem Gespräch so deutlich spüren konnten, und haben Sie
den Mut, den Blick in alle Richtungen zu öffnen“, schreiben die
Abtreibungsgegner*innen demnach in einer Email.
Alle Richtungen? So klingt es auch auf der Webseite von Pro Femina: Dort
werden scheinbar offene Fragen aufgeworfen wie „Ist eine Abtreibung für
mich die richtige Lösung?“. Zudem heißt es, die Beraterinnen wollten dabei
helfen, eine Entscheidung „auf der Grundlage sachlicher Information“ zu
treffen.
Auf taz-Anfrage weist der Verein die bei Buzzfeed formulierten Vorwürfe von
sich. Der Vorsitzende Kristijan Aufiero widersprach der Darstellung, die
Gespräche würden dezidiert nicht ergebnisoffen geführt. Auch dass Frauen
nach der Beratung ungefragt Emails erhielten, wies er zurück.
## Intransparenz bei Pro Femina
Der Verein biete Schwangeren zudem normalerweise kein Geld an, schreibt er.
Aufiero räumte aber ein: „Richtig ist, dass wir umfangreiche, subsidiäre
finanzielle Hilfe immer dann leisten, wenn eine Schwangere eine finanzielle
Not als Hauptursache für ihren Schwangerschaftskonflikt benennt.“
Eine einseitige Haltung zum Thema Abtreibungen von Pro Femina wäre nicht
illegal – auch einige katholische Beratungsstellen machen keinen Hehl
daraus, dass sie Abtreibungen für moralisch verwerflich halten und stellen
daher etwa keinen Beratungsschein aus, den Frauen vor einer Abtreibung
benötigen. Das Problem ist aber: [2][Staatlich] anerkannte Stellen müssen
sich dennoch an [3][gesetzliche Standards] halten, wie etwa ergebnisoffene
Beratungsgespräche.
Dem Buzzfeed-Bericht zufolge geht Pro Femina jedoch nicht transparent damit
um, dass es sich eben nicht um eine staatliche Stelle handelt. Aufiero gibt
gegenüber der taz an: „Ich sage dazu, dass über 99 Prozent der Frauen, die
von uns beraten werden, schriftlich oder telefonisch beraten werden – ein
sehr großer Teil dieser Frauen hat die ‚staatliche Beratung‘ bereits hinter
sich.“ Zudem kündigt er an, der Verein werde „so bald wie möglich“ eine
Stellungnahme zu der Buzzfeed-Recherche veröffentlichen.
12 Dec 2018
## LINKS
[1] https://www.buzzfeed.com/de/julianeloeffler/schwanger-profemina-beratung-ab…
[2] /Werbeverbot-fuer-Abtreibungen/!5558260
[3] https://www.bmfsfj.de/blob/95282/bf7d51a0202cde8c06d77f5e7de8b402/schwanger…
## AUTOREN
Sarah Emminghaus
## TAGS
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Pro Familia
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Schwangerschaft
Kristina Hänel
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Buzzfeed
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Paragraf 218
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