# taz.de -- taz-Adventskalender: Frohe Botschaft (21): Unverzüglich frei! | |
> Die Koalition will schon den nächsten 8. März zum gesetzlichen Feiertag | |
> machen. Doch reicht die Zeit dafür? Das Gesetz ist ja noch nicht | |
> verabschiedet. | |
Bild: Ja, er soll rot sein, der 8. März 2019 | |
Wenn in einer politischen Debatte die Frage nach einem Zeitraum mit dem | |
Adjektiv „unverzüglich“ beantwortet wird, dann ist wirklich Eile geboten. | |
Man erinnere sich nur an das berühmte Gestammel von Günter Schabowski am 9. | |
November 1989. Unmittelbar danach war die Berliner Mauer Geschichte. | |
„Wie lange dauert die Einführung eines neuen gesetzlichen Feiertags in | |
Berlin?“, hat der grüne Abgeordnete Daniel Wesener die Innenverwaltung | |
gefragt. Hintergrund war natürlich der Plan von Rot-Rot-Grün, den 8. März – | |
also den Frauen(kampf)tag – zum Feiertag zu machen. Und gerne eben schon | |
den 8. März 2019. | |
Allerdings hat so ein neuer Feiertag einige Auswirkungen: Fahrpläne der BVG | |
müssten umgestrickt werden (der Freitag entspräche dann ja einem Sonntag), | |
Arbeitgeber und Ämter müssen Schicht- und Dienstpläne anpassen, Berliner | |
Zeitungen mit überregionaler Relevanz die Erscheinungsweise überdenken, die | |
meisten Geschäfte geschlossen bleiben. | |
Auch in seiner Antwort auf die Anfrage Weseners wählte Innen-Staatssekretär | |
Torsten Akmann (SPD) das Wort „unverzüglich“. Zwar war damit erst mal nur | |
gemeint, dass vom Abgeordnetenhaus beschlossene Gesetze ohne Verzug von | |
dessen Präsidenten ausgefertigt und vom Regierenden Bürgermeister verkündet | |
werden müssen. Aber das berührt ja den Kern der feierlichen Angelegenheit. | |
Denn hinter der Einführung des 8. März als Feiertag steht die | |
Verabschiedung einer Gesetzesänderung im Berliner Abgeordnetenhaus. Die | |
Zustimmung aller drei Koalitionsfraktionen ist gewiss und damit eine | |
parlamentarische Mehrheit, eingebracht ist die Vorlage auch schon, als | |
nächstes beschäftigt sich der Innenausschuss damit. Bleibt die Frage: Wann | |
wird das Gesetz beschlossen? | |
## Nächster Plenartermin: 24. Januar | |
„Am 24. Januar“, heißt es dazu voller Überzeugung aus der Grünenfraktion. | |
Das wäre der nächste Plenartermin und damit „unverzüglich“. Damit bliebe | |
genügend Zeit, dass das Gesetz nach den üblichen drei bis vier Wochen nach | |
dieser zweiten Lesung im Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin | |
rechtzeitig vor dem 8. März veröffentlicht werden kann. Denn nur dann gilt | |
es auch. | |
Die Innenverwaltung drängt darauf, den 24. Januar einzuhalten. Aber selbst | |
wenn – aus welchen Gründen auch immer – das Gesetz erst in | |
Parlamentssitzung Nummer 37 am 21. Februar verabschiedet werden würde, | |
könnte der 8. März noch 2019 ein arbeitsfreier Tag sein. Das wäre zwar | |
zeitlich eng und eine „große Kraftanstrengung“, erklärt der Pressesprecher | |
des Abgeordnetenhauses Ansgar Hinz, aber mit ein bisschen Druck noch | |
machbar. | |
## Druck aus der Koalition | |
An Druck wird es nicht fehlen, sagt Stefan Zillich, Parlamentarischer | |
Geschäftsführer der Linksfraktion. Denn würde erst der 8. März 2020 ein | |
gesetzlicher Feiertag, fiele dieser ausgerechnet auf einen – Sonntag. Und | |
das wäre nicht im Sinne der Erfinder. Arbeitgeber und Verwaltungen sollten | |
sich also schon auf den freien Tag in 2019 einstellen, empfiehlt Zillich. | |
Große Probleme erwartet die Innenverwaltung letztlich nicht: „In der | |
Berliner Verwaltung werden nur in wenigen Fällen aufwendigere | |
Anpassungserfordernisse erwartet“, schreibt Staatssekretär Akmann. Und noch | |
eine frohe Botschaft hat er: Eventuelle Kosteneffekte durch den | |
zusätzlichen freien Tag seien „nicht erkennbar“. | |
21 Dec 2018 | |
## AUTOREN | |
Bert Schulz | |
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