Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Chaos beim Deutschen Schwimmverband: Land unter beim DSV
> Während der Kurzbahn-WM streiten sich die Schwimmer mit dem Weltverband
> um Prämien. In Deutschland streitet man sich um ein paar Cent.
Bild: 14. Dezember 2018: Marius Kusch beim Start der 4x50 Meter Freistil im chi…
Kaum war Marco Koch am Austragungsort der Kurzbahn-WM gelandet, musste er
auch schon an den letzten Event in dieser Reihe zurückdenken. Im Dezember
2016 fand der globale Wettstreit auf der 25-Meter-Bahn in Kanada statt, und
nach den ersten unrunden Nächten im chinesischen Hangzhou klagte
Brustschwimmer Koch nun: „Ich fühle mich hier einfach die ganze Zeit über
so erledigt.“
Eine Bronzemedaille auf seiner Paradestrecke über 200 Meter bekam der
28-Jährige in China trotzdem ab, ein Freund von Langstreckenflügen der
Sonne entgegen wird er aber wohl nicht mehr werden. „Die Zeitumstellung vor
zwei Jahren, als es in die andere Richtung ging, ist mir deutlich leichter
gefallen“, betonte der gebürtige Darmstädter. „Aber da ist eben jeder
anders.“
Beim Medaillengewinn über die acht Bahnen Brust verlor der DSV-Schwimmer
zudem seinen Weltrekord an den Russen Kirill Prigoda – doch das nächste
Ziel steht bereits: Koch will auf der Kurzbahn-Variante der 200 Meter als
Erster unter zwei Minuten bleiben und sagt: „Nächste Woche beim Schwimm-Cup
in Lausanne hab ich noch mal die Chance. Vielleicht geht’s in deutscher
Zeit ja ein bisschen besser.“
Definitiv gar nicht gut ging es ihm und den deutschen Schwimmern am
vergangenen Wochenende. Beim außerordentlichen Verbandstag in Bonn stand
eine Beitragserhöhung von jährlich 60 Cent auf 1,40 Euro pro Mitglied zur
Diskussion. Die Landesverbände Baden und Württemberg stellten sich quer,
das Thema wurde verschoben – woraufhin DSV-Chefin Gabi Dörries und die für
die Finanzen zuständige Vizepräsidentin Andrea Thielenhaus zurücktraten.
## Einen neuer Tiefpunkt
Und der nationale Schwimmsport, nach zuletzt zwei olympischen Nullnummern
ohnehin dauerhaft in unruhigem Gewässer, hatte einen neuen Tiefpunkt
erreicht. Rund 600.000 Mitglieder zählt der DSV – ein Riesentanker, der auf
den aufgewühlten Weltmeeren in Seenot geraten ist.
Auf internationaler Ebene tobt gerade ein Streit zwischen dem Weltverband
(Fina) und der International Swimming League (ISL). Die ISL plant für 2019
eine neue, für die Spitzenkräfte der Branche ausgesprochen lukrative
Profi-Serie. Ein Schwimm-Meeting in Turin am kommenden Donnerstag und
Freitag, als Auftaktveranstaltung zum angedachten Format vorgesehen, musste
abgesagt werden – weil die Fina Einspruch erhob. Offizielle Begründung:
Nicht alle formalen Erfordernisse seien erfüllt.
Die Ungarin Katinka Hosszu, Dreifach-Olympiasiegerin von Rio und an
gesteigerten Verdienstmöglichkeiten mit ihrem Sport generell sehr
interessiert, reichte in den USA zuletzt gemeinsam mit den amerikanischen
Topschwimmern Tom Shields und Michael Andrew eine Sammelklage gegen die
Fina ein. Die richtet sich gegen das internationale Wettbewerbsmonopol des
Weltverbands – der seinerseits am Donnerstag dann mit der Nachricht über
ein neues Format überraschte.
Diese „Champions Swim Series“ sollen zwischen März und Mai 2019 an drei
Stationen debütieren, nach Vorstellung und auf Einladung der Fina hin
sollen dabei auf ausgewählten Strecken jeweils die amtierenden
Olympiasieger, Weltmeister, Weltrekordhalter und Weltranglistenersten
gegeneinander antreten. Die Teilnahme deutscher Schwimmer, die parallel zur
Kurzbahn-WM am Sonntag in Berlin ihre nationalen Titelkämpfe beendeten,
wird also auf jeden Fall überschaubar sein. Für die geplante Reihe ruft die
Fina Preisgelder von 3,9 Millionen US-Dollar, umgerechnet 3,44 Millionen
Euro, auf, fast doppelt so viel wie bei der Kurzbahn-WM in Hangzhou.
## „Grundstein für das Ende des Leistungssports“
Parallel dazu senken deutsche Schwimmfunktionäre bei einem um fünf Cent pro
Monat erhöhten Beitrag den Daumen – auch weil sie fürchten, auf den Kosten
sitzen zu bleiben, sollten sich die Mitglieder querstellen. Mit ihrer
Entscheidung hätten die Wahlberechtigten „den Grundstein für das Ende des
Leistungssports im DSV gelegt“, kommentierte die frühere Athletensprecherin
Dorothea Brandt.
„Es gab in den letzten Wochen und Monaten sehr, sehr viele Veränderungen im
deutschen Schwimmsport“, sagte Henning Lambertz in Hangzhou – und meinte
damit auch die jüngsten Vereinswechsel von Top-Athleten wie Marco Koch oder
Sarah Köhler. Den Rücktritt von DSV-Präsidentin Gabi Dörries findet der
Chefbundestrainer dagegen „wahnsinnig schade“. Der neue Kapitän für den
lecken Riesentanker wird im nächsten Mai gewählt.
16 Dec 2018
## AUTOREN
Andreas Morbach
## TAGS
DSV
Schwimmen
Kurzbahn-WM
Deutscher Schwimmverband
Schwimm-WM
Schwimmen
DSV
Schwimmen lernen
Flussbad Berlin
## ARTIKEL ZUM THEMA
Deutsche Erfolge bei Schwimm-WM: Das große Auftauchen
In Südkorea tragen die Schwimmer derzeit ihre Weltmeisterschaften aus –
sogar die Deutschen sind dabei. Haben die ihre Krise überwunden?
Schwimm-WM in Südkorea: Kraulen, wo die Expo war
Die WM-Organisatoren in Südkorea setzen auf telegene Bilder und hohe
Preisgelder, um attraktiv zu bleiben. Bislang geht das Konzept auf.
Schwimm-EM in Glasgow: Freiwassertest für Olympia
Der beste deutsche EM-Schwimmer, Florian Wellbrock, startet im
Freigewässer. Henning Lambertz, Cheftrainer der Beckenschwimmer, missfällt
das.
Schwimmkenntnisse bei Bremer Kindern: Seepferdchen reicht nicht
Um die Schwimmkenntnisse bei Kindern ist es schlecht bestellt: Das zeigen
nicht nur die inzwischen sechs Bremer Badetoten, sondern auch eine
Forsa-Umfrage.
Badestelle an der Spree mitten in Berlin: Da ist was im Fluss
Dass die Spree zum Schwimmen taugt, war beim Flussbad-Pokal zu sehen. Auch
die Politik begeistert sich für das Projekt. Das Problem: der
Denkmalschutz.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.