# taz.de -- Schwimm-WM in Südkorea: Kraulen, wo die Expo war | |
> Die WM-Organisatoren in Südkorea setzen auf telegene Bilder und hohe | |
> Preisgelder, um attraktiv zu bleiben. Bislang geht das Konzept auf. | |
Bild: Trinkwasserversorgung beim Freiwasserschwimmen: ein Spektakel mit bunten … | |
Man kann sich die Weltmeisterschaft im Freiwasserschwimmen als eine | |
recycelte Weltausstellung vorstellen. Im künstlichen See, der für die Expo | |
2012 im südkoreanischen Yeosu angelegt wurde, kämpfen in diesen Tagen – ehe | |
die Wettkämpfe im Bahnenschwimmen losgehen – die besten Langstreckler um | |
WM-Titel. | |
Der Verzicht auf Natur sorgte zumindest beim Zehn-Kilometer-Wettbewerb der | |
Frauen am Samstag für ein Mehr an Spannung. Knapp zwei Stunden – genau: | |
1:54,47,2 Stunden – waren die Schwimmerinnen unterwegs, und am Ende war es | |
arg knapp: Xin Xin (VR China) wude neun Zehntelsekunden vor Haley Anderson | |
(USA) Weltmeisterin, nur 2,7 Sekunden nach der Ersten kam Rachele Bruni | |
(Italien) an. Über ein Dutzend der insgesamt 64 Schwimmerinnen waren die | |
ganze Zeit über als Spitzengruppe geschwommen und hatten gemeinsam die | |
letzte Boje umrundet. | |
Auch dabei waren Finnia Wunram aus Magdeburg und Leonie Beck aus Würzburg, | |
die mit 3,5 beziehungsweise 3,8 Sekunden Rückstand Siebte und Achte wurden | |
– ein Ergebnis, das erst nach 20-minütiger Auswertung verkündet wurde. Das | |
Warten lohnte sich, Beck und Wunram sind nun direkt für Olympia 2020 in | |
Tokio qualifiziert. | |
Dass für Schwimmer die alle vier Jahre stattfindenden Olympischen Spiele | |
das alles dominierende Ereignis sind, merkt man auch daran, dass die WM als | |
Qualifikationsturnier gilt. Daran ändert auch der von den Veranstaltern | |
stolz hinausposaunte Befund nichts, dass es die „größte Schwimm-WM aller | |
Zeiten“ sei: 2.630 Sportler aus 194 Ländern hat es noch nie gegeben. | |
## Über fünf Millionen Euro Preisgeld | |
Auch eine so große Menge Preisgeld, über fünf Millionen Euro, wurde noch | |
nie ausgeschüttet. Diese Maßnahmen wie auch das Setzen auf telegene | |
Veranstaltungsstätten wie den früheren Expo-See sollen das Schwimmen und | |
seinen Weltverband Fina konkurrenzfähig halten. | |
Für den Deutschen Schwimmverband (DSV) ist das Abschneiden von Beck und | |
Wunram ein Erfolg. Bei Olympia 2014 in Rio war der DSV im | |
Zehn-Kilometer-Wettbewerb der Frauen nur mit einer Athletin vertreten – | |
nächstes Jahr in Tokio mit zweien. Und auch die Schwimmerinnen sind | |
zufrieden. | |
Die 23-jährige Wunram erklärte: „Dafür liebe ich den Sport, dass man mit | |
solchen Sachen dann belohnt wird.“ Und die 22-jährige Leonie Beck, die vor | |
dem Wettkampf einen Platz unter den Top Ten als Ziel ausgegeben hatte | |
(„jeder weitere Platz ist ein Sahnetörtchen obendrauf“) sagte im Anschluss: | |
„Die ganzen Jahre, die ich dafür gearbeitet habe, haben sich rentiert.“ | |
Zufrieden darf auch Bundestrainer Stefan Lurz sein, der nach Enttäuschung | |
im nichtolympischen Fünf-Kilometer-Rennen der Männer – Platz 18 und 23 für | |
die DSV-Schwimmer – für die Frauen eine besondere Taktik ausgetüftelt | |
hatte: von Beginn an weit vorne im Feld schwimmen, damit sie so wenig | |
Gerempel und Tritte und Bewegungseinschränkung wie möglich erleiden | |
müssen. Wie der Verlauf des Rennens zeigte, war die Taktik gut und richtig | |
– wenngleich andere Trainer bei dieser WM ebenfalls schon drauf gekommen | |
waren. | |
Lurz’ weitergehendes Ziel ist es, bei Olympia mit vier deutschen | |
Langstreckenschwimmern vertreten zu sein: Zwei Frauen sind schon | |
qualifiziert. Am morgigen Dienstag wollen nun Florian Wellbrock, der auch | |
1.500-Meter-Europameister im Becken ist, und Rob Muffels nachziehen. Wie es | |
taktisch klappen könnte, haben sich beide am Sonntag beim Frauenrennen | |
schon mal live angeguckt. | |
14 Jul 2019 | |
## AUTOREN | |
Martin Krauss | |
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