| # taz.de -- taz-Adventskalender (14): Die Schiffchen tuckern | |
| > Zeitweilig hieß es ja, wegen des trockenen Sommers würde die Spree schon | |
| > rückwärts fließen. Die gute Nachricht: So schlimm ist es noch nicht! | |
| Bild: Fällt doch nicht ganz trocken: die Spree in Berlin | |
| Nach dem christlichen Kalender wird die Frohe Botschaft ja erst am 24. | |
| Dezember verkündet. Weil es in diesem irdischen Jammertal aber so selten | |
| Grund zur Freude gibt, präsentieren wir bis Weihnachten täglich eine gute | |
| Nachricht. | |
| Jetzt regnet es ja wieder. Wobei – kann man von Regen sprechen angesichts | |
| dieser leicht erhöhten Luftfeuchtigkeit? Jeder Nieser vom U-Bahn-Nachbarn | |
| ist da reichhaltiger. Und Tatsache ist: Es fiel in diesem Jahr viel, viel | |
| zu wenig Wasser vom Himmel. Ende November waren es in der Summe der letzten | |
| 12 Monate nur 400 mm, bei einem langjährigen Mittel von 572 mm. Auch im | |
| Dezember hat es bislang nicht überdurchschnittlich viel geregnet. Kein | |
| Wunder, dass zuletzt immer wieder Horrormeldungen zu lesen waren: Die Spree | |
| fließt rückwärts! Versiegt! Hier die gute Nachricht: So schlimm ist es noch | |
| lange nicht. | |
| Ja, die Niederschläge im epochalen Sommer 2018 waren extrem gering, | |
| bestätigt Derk Ehlert, Sprecher der Umweltverwaltung: „Das entspricht im | |
| Grunde einer Steppe.“ Außerdem bekomme Berlin mittlerweile weniger Wasser | |
| aus der Lausitz, weil dort die Folgeseen des Braunkohletagebaus gefüllt | |
| werden. Dass die Spree rückwärts fließe, na ja, ein bisschen sei da dran: | |
| „So ein Fluss in Tieflage dümpelt ja ohnehin vor sich hin.“ Wenn dann im | |
| Stadtgebiet Wasser entnommen und nach der Klärung in den Tegeler See, also | |
| die Havel, eingeleitet werde, könne es ab und an passieren, dass Letztere | |
| etwas in die Spreemündung drückt. | |
| Ehlert kann aber beruhigen: Mit dem in Talsperren, Bergbauseen, sogar | |
| Fischteichen gespeicherten Wasser lasse sich der Spreepegel in Mangeljahren | |
| locker stabilisieren. Berlin überweise Brandenburg und Sachsen im Jahr | |
| 300.000 Euro, um das zu finanzieren, alle 14 Tage träfen sich | |
| VertreterInnen der Länder, um an der Hydrologie zu tüfteln: „Da gibt es | |
| zigtausend Stellschrauben“, so Ehlert, „nicht einen Hahn, den man | |
| aufdreht.“ | |
| Auch die Schiffchen können weitertuckern. Laut Lars Doering vom | |
| Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) steigt der Pegel wieder, außerdem | |
| sei die Spree ein staugeregelter Fluss, der so schnell nicht trockenfalle. | |
| „Wenn die Niederschläge ausbleiben und die Verdunstung hoch ist, schließen | |
| wir die Wehre und machen Sammelschleusungen.“ Sprich: Weil mit jeder | |
| Schleusung im Wortsinne Wasser den Bach runtergeht, werden so viele | |
| Fahrzeuge wie möglich gemeinsam abgefertigt. | |
| Das größte Problem ist ohnehin die Qualität des Trinkwassers. Das wird aus | |
| Uferfiltrat der Spree gewonnen, und durch die Tagebaualtlasten steigt der | |
| Gehalt an Sulfat immer weiter an. Laut den Berliner Wasserbetrieben | |
| funktioniert das mit Brandenburg vereinbarte „Sulfatmanagement“ aber gut, | |
| das Jahresmittel von 220 mg pro Liter werde nicht überschritten. | |
| 14 Dec 2018 | |
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