# taz.de -- Ukraine reagiert auf Krim-Zwischenfall: Präsident will Kriegsrecht… | |
> Der Konflikt mit Russland im Asowschen Meer eskaliert. Der ukrainische | |
> Präsident hat ein Dekret zur Verhängung des Kriegsrechts unterzeichnet. | |
Bild: Die Straße von Kertsch ist der einzige Seezugang zum Asowschen Meer | |
Kiew dpa | Angesichts [1][des Konflikts mit Russland im Asowschen Meer] | |
will der ukrainische Präsident Petro Poroschenko das Kriegsrecht für die | |
nächsten 60 Tage verhängen. [2][Das teilte das Präsidialamt am Montag mit]. | |
Noch am Nachmittag wollte das Parlament zu einer Krisensitzung | |
zusammenkommen. Die Volksvertreter müssen binnen 48 Stunden über das | |
Kriegsrecht befinden. Poroschenkos Erlass zum Kriegszustand in der Ukraine | |
trat den Angaben zufolge am 26. November um 14.00 Uhr Ortszeit (12.00 MEZ) | |
in Kraft und soll am 25. Januar 2019 enden. | |
Zudem soll das Außenministerium umgehend eine Sitzung des | |
UN-Sicherheitsrats und des ständigen Rats der Organisation für Sicherheit | |
und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) einleiten, hieß es. | |
Hintergrund ist ein Streit mit dem Nachbarn Russland. Am Wochenende hatte | |
die russische Küstenwache Patrouillenbooten der ukrainischen Marine die | |
Durchfahrt in der Meerenge von Kertsch vor der annektierten Halbinsel Krim | |
verweigert. | |
Eines der Schiffe wurde dabei gerammt. Später wurden alle drei ukrainischen | |
Schiffe aufgebracht. Dabei wurden mehrere Menschen verletzt. Der russische | |
Inlandsgeheimdienst FSB begründete die Blockade mit einer Grenzverletzung. | |
Kiew bestreitet dies. | |
## Ein innenpolitischer Schachzug? | |
Moskau kritisierte das Vorgehen Kiews als ein Wahlkampfmanöver der Kiewer | |
Führung und [3][ukrainischer Oppositionspolitiker]. In dem osteuropäischen | |
Land soll im kommenden Frühjahr die Präsidentenwahl stattfinden. Dabei | |
könnte Poroschenko seiner Konkurrentin Julia Timoschenko unterliegen. In | |
Umfragen liegt er weit abgeschlagen hinter der Ex-Ministerpräsidentin. | |
Russlands Außenminister Sergej Lawrow rief den Westen auf, die Ukraine vor | |
einer weiteren Eskalation in der Meerenge von Kertsch zu beruhigen. „Die | |
westlichen Unterstützer Kiews sollen dort jene zur Vernunft bringen, die | |
aus Kriegshysterie politischen Profit schlagen | |
Die Bundesregierung rief zur Zurückhaltung und Deeskalation auf. | |
Außenminister Heiko Maas sagte: „Die Entwicklungen rund um das Asowsche | |
Meer sind sehr besorgniserregend. Es ist nicht akzeptabel, dass es dort | |
eine Blockade durch Russland gibt.“ | |
Auch die Nato wird sich mit dem Konflikt befassen. Auf Bitten des | |
ukrainischen Präsidenten sei eine Sondersitzung der Nato-Ukraine-Kommission | |
einberufen worden, teilte das Militärbündnis mit. Bei dem Treffen soll die | |
aktuelle Situation diskutiert werden. Die Sitzung werde am Nachmittag | |
stattfinden. | |
Nach Angaben aus Nato-Kreisen ist die Einberufung des Treffens vor allem | |
ein symbolisches Zeichen der Unterstützung. Dass sich die Nato direkt in | |
den Konflikt zwischen der Ukraine und Russland einschaltet, gilt derzeit | |
als ausgeschlossen, da die Ukraine nicht Mitglied des | |
Verteidigungsbündnisses ist. | |
Der Europarat warnte ebenfalls vor einer Zuspitzung der Lage. „Es ist von | |
allergrößter Wichtigkeit, jede weitere Eskalation in der Region zu | |
vermeiden“, erklärte der Generalsekretär des Europarats, Thorbjørn Jagland, | |
am Montag. Die freie Durchfahrt für Schiffe durch die Meerenge von Kertsch | |
sei durch ein Abkommen zwischen Russland und der Ukraine seit 2004 | |
garantiert. Dieses Abkommen müsse respektiert werden, forderte Jagland. | |
Sowohl die Ukraine als auch Russland sind Mitgliedstaaten des Europarats. | |
EU-Ratschef [4][Donald Tusk verurteilte die Anwendung von Gewalt] durch | |
Russland. Russland müsse für die Rückkehr der ukrainischen Matrosen und | |
Schiffe sorgen, weitere Provokationen müssten unterbleiben. | |
Das türkische Außenministerium appellierte: „Als Anrainerstaat des | |
Schwarzen Meeres betonen wir, das die Durchfahrten durch die Straße von | |
Kertsch nicht verhindert werden dürfen.“ Die für Sicherheitsfragen | |
zuständigen EU-Botschafter wollen sich an diesem Dienstag mit den | |
Spannungen zwischen Moskau und Kiew beschäftigen. | |
26 Nov 2018 | |
## LINKS | |
[1] /Zwischenfall-vor-der-Krim/!5553004 | |
[2] https://www.youtube.com/watch?v=9ambp80r9-o | |
[3] /Opposition-in-der-Ukraine/!5545110 | |
[4] https://twitter.com/eucopresident/status/1067021445174317056 | |
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