| # taz.de -- Kommentar Russland-Ukraine-Konflikt: Kriegsrecht kennt nur Verlierer | |
| > Kriegsrecht bedeutet immer eine Einschränkung demokratischer Freiheiten. | |
| > Doch warum will Kiew es ausgerechnet jetzt verhängen? | |
| Bild: Ukrainische Nationalisten protestieren am Montag im Kiew | |
| Wer mit dem Ruf „Tod den Feinden“ und die „Ukraine über alles“ in | |
| militärischer Kleidung durch die Straßen einer europäischen Hauptstadt | |
| zieht, kann kein Bündnispartner einer demokratischen Zivilgesellschaft | |
| sein. Auch dann nicht, wenn er in einem konkreten Fall richtig liegt. Und | |
| die ukrainischen Nationalisten, die am Montag das Straßenbild der | |
| ukrainischen Hauptstadt Kiew beherrschten, haben zumindest in einem Punkt | |
| recht: In dem jüngsten Konflikt zwischen der Ukraine und Russland liegt die | |
| Schuld eindeutig bei der russischen Regierung. | |
| Diese hat auf ukrainische Schiffe schießen lassen, diese hat ukrainische | |
| Seeleute verletzt, diese hat die Krim völkerrechtswidrig annektiert und | |
| diese tut seit zwei Jahren alles, um die ukrainischen Häfen Mariupol und | |
| Berdansk am Asowschen Meer wirtschaftlich in die Knie zu zwingen. | |
| Russland muss der Ukraine den reibungslosen Zugang zu seinen eigenen Häfen | |
| im Asowschen Meer gewähren. Das verlangt das internationale Seerecht und | |
| das verlangt auch ein 2003 zwischen der Ukraine und Russland geschlossener | |
| Vertrag über die gemeinsame [1][Nutzung des Asowschen Meeres]. Doch daran | |
| hält sich Russland nicht. Im Gegenteil, spätestens [2][seit dem Bau der | |
| Brücke] von der Krim nach Russland ist Moskau dabei, der Region um Mariupol | |
| wirtschaftlich den Garaus zu machen. | |
| Doch mit der [3][Ausrufung des Kriegszustandes] erreicht Kiew genau das | |
| Gegenteil von dem, was es eigentlich erreichen will. Wenn man einmal der | |
| Regierung in Kiew unterstellen darf, dass ihr Demokratie und die | |
| Unterstützung des Westens und die Ablehnung rechtsradikaler Gruppen ein | |
| Anliegen sind. Kriegsrecht bedeutet immer eine Einschränkung demokratischer | |
| Freiheiten. Laut ukrainischem Gesetz können nach Ausrufung von Kriegsrecht | |
| Medien geschlossen, Fahrzeuge und Wohnungen beschlagnahmt, Grenzkontrollen | |
| verschärft, Wahlen verschoben werden. | |
| Es stellt sich die Frage, warum will Kiew ausgerechnet jetzt das | |
| Kriegsrecht verhängen? Es hatte schon schlimmere Zeiten gegeben. Allein im | |
| Jahr 2017 hatte die OSZE zehnmal mehr Opfer im Donbass gezählt als 2018. | |
| Vielleicht sieht da ja doch ein in Meinungsumfragen chancenloser Präsident | |
| Poroschenko die Möglichkeit, auf diese Weise seine Amtszeit zu verlängern. | |
| Verfolgt man die Verlautbarungen des ukrainischen Präsidenten, hat er mit | |
| der Ausrufung des Kriegsrechts offensichtlich auch auf internationaler | |
| Bühne wichtige Unterstützer. So scheint sich der Internationale | |
| Währungsfonds genauso wenig an der Verhängung des Kriegsrechts zu stören | |
| wie der polnische Präsident oder die Nato. | |
| 26 Nov 2018 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Konflikt-auf-dem-Asowschen-Meer/!5554051 | |
| [2] /Der-Konflikt-um-die-Krim/!5549897 | |
| [3] /Ukraine-reagiert-auf-Krim-Zwischenfall/!5553597 | |
| ## AUTOREN | |
| Bernhard Clasen | |
| ## TAGS | |
| Schwerpunkt Krieg in der Ukraine | |
| Russland | |
| Krim | |
| Schwerpunkt Krieg in der Ukraine | |
| Ukraine | |
| Ukraine | |
| Schwerpunkt Krieg in der Ukraine | |
| Schwerpunkt Krieg in der Ukraine | |
| Russland | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Krise in der Ukraine: Parlament stimmt für Kriegsrecht | |
| Präsident Poroschenko erhält Sonderbefugnisse in zehn Regionen. Damit | |
| reagiert das Parlament auf den Beschuss von drei ukrainischen | |
| Marineschiffen. | |
| Kommentar Ukraine-Russland-Krise: Die Mitschuld des Westens | |
| Russland hat klar gegen das Völkerrecht verstoßen, aber neue Sanktionen | |
| wären grundfalsch. EU und Nato sollten jetzt lieber aktiv deeskalieren. | |
| Konflikt auf dem Asowschen Meer: Ukraine verhängt Kriegsrecht | |
| Das ukrainische Parlament beschloss am Montagabend ein 30-tägiges | |
| Kriegsrecht in Teilen des Landes. UN und Nato beriefen daraufhin | |
| Sondersitzungen ein. | |
| Konflikt auf dem Asowschen Meer: Von strategischer Bedeutung | |
| Der Zusammenstoß zwischen Russland und der Ukraine auf dem Asowschen Meer | |
| ist nicht der erste. Das liegt an der besonderen Lage des Gewässers. | |
| Ukraine reagiert auf Krim-Zwischenfall: Präsident will Kriegsrecht verhängen | |
| Der Konflikt mit Russland im Asowschen Meer eskaliert. Der ukrainische | |
| Präsident hat ein Dekret zur Verhängung des Kriegsrechts unterzeichnet. | |
| Zwischenfall vor der Krim: Ukraine entscheidet über Kriegsrecht | |
| Russland hat vor der Meerenge von Kertsch Schiffe der ukrainischen Marine | |
| beschossen. Das Parlament in Kiew soll nun eine Verhängung des Kriegsrechts | |
| prüfen. |