| # taz.de -- Konflikt auf dem Asowschen Meer: Ukraine verhängt Kriegsrecht | |
| > Das ukrainische Parlament beschloss am Montagabend ein 30-tägiges | |
| > Kriegsrecht in Teilen des Landes. UN und Nato beriefen daraufhin | |
| > Sondersitzungen ein. | |
| Bild: 276 Abgeordnete stimmten im ukrainischen Parlament für die Vorlage Poros… | |
| Kiew afp | Als Reaktion auf die Konfrontation zwischen russischen und | |
| ukrainischen Marineschiffen vor der Schwarzmeer-Halbinsel Krim [1][hat die | |
| Ukraine ein 30-tägiges Kriegsrecht in Teilen des Landes verhängt]. Das | |
| Parlament stimmte am Montagabend einem entsprechenden Antrag von Präsident | |
| Petro Poroschenko zu. Nach dem Vorfall vom Sonntag wächst die Sorge vor | |
| einer Eskalation. UN-Sicherheitsrat und Nato beriefen Sondersitzungen ein. | |
| Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg sicherte der Ukraine Unterstützung | |
| zu. | |
| Für die Vorlage Poroschenkos stimmten im Kiewer Parlament 276 Abgeordnete. | |
| Mindestens 226 Ja-Stimmen waren zur Annahme nötig. Der Präsident war bei | |
| der turbulenten Debatte im Parlament anwesend. Zuvor hatte er in einer | |
| Fernsehansprache für die Zustimmung zum Kriegsrecht geworben. Die | |
| Verhängung sei nötig, damit die Ukraine „unverzüglich die Verteidigung | |
| stärken kann, um im Falle einer Invasion schnell reagieren zu können“, | |
| sagte er. | |
| Poroschenko nahm Abstand von seinem ursprünglichen Plan, das Kriegsrecht | |
| für 60 Tage verhängen zu lassen. Er strebe nur noch eine Geltungsdauer von | |
| 30 Tagen an, damit sich das Kriegsrecht nicht mit dem Beginn des Wahlkampfs | |
| vor der Präsidentschaftswahl im März überschneide, sagte Poroschenko in der | |
| TV-Ansprache. Das Kriegsrecht tritt am Mittwochmorgen in Kraft. Es ist auf | |
| die Grenzregionen zu Russland und Weißrussland sowie die Küstengebiete am | |
| Asowschen Meer beschränkt. | |
| Der militärische Zwischenfall hatte sich an der Straße von Kertsch | |
| ereignet, [2][einer Meerenge zwischen der Krim und Russland, die das | |
| Schwarze Meer mit dem Asowschen Meer verbindet]. Die Ukraine wirft Russland | |
| vor, drei ihrer Marineschiffe beschossen und aufgebracht zu haben. Mehrere | |
| ukrainische Marinesoldaten wurden verletzt. | |
| ## Moskau leitet Strafverfahren ein | |
| Russland wies jegliches Fehlverhalten zurück und erklärte, es habe sich | |
| „strikt an heimisches und internationales Recht gehalten“. Der Kreml wies | |
| der Ukraine die Schuld an der Eskalation zu, da seine Marineschiffe in | |
| „russische Gewässer“ eingedrungen seien. Moskau habe deshalb ein | |
| Strafverfahren eingeleitet, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. | |
| Nach Angaben russischer Regierungsvertreter wurden 24 ukrainische | |
| Marinesoldaten festgenommen. Russische Medien veröffentlichten am Abend | |
| Videoaufzeichnungen von den Verhören. Zwei Ukrainer sagten darin aus, die | |
| wiederholten Aufforderungen der russischen Küstenwache, in internationales | |
| Gewässer zurückzukehren, ignoriert zu haben. | |
| Wie der Kreml am Dienstagmorgen erklärte, hat sich Staatschef Wladimir | |
| Putin hat sich in einem Telefongespräch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel | |
| (CDU) besorgt über die Verhängung des Kriegsrechts in der Ukraine geäußert. | |
| Er forderte Merkel auf, mäßigend auf die Regierung in Kiew einzuwirken. | |
| ## Merkel will Deeskalation und Dialog | |
| Putin habe in dem Gespräch vom Montagabend gegenüber Merkel seine „ernste | |
| Sorge“ angesichts der Entscheidung Kiews ausgedrückt. Er hoffe, dass Berlin | |
| die ukrainische Regierung „beeinflussen“ könne, um diese von „künftigen | |
| unüberlegten Handlungen“ abzuhalten. | |
| Merkel betonte ihrerseits „die Notwendigkeit von Deeskalation und Dialog“, | |
| wie Regierungssprecher Steffen Seibert erklärte. Merkel und Putin hätten | |
| zudem „die Option einer Analyse des Vorfalls unter Beteiligung russischer | |
| und ukrainischer Grenzschutzexperten“ erörtert. Sie hätten vereinbart, | |
| „hierzu in engem Kontakt zu bleiben“. Merkel hatte am Montag auch mit dem | |
| ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko telefoniert. | |
| Der jüngste Zwischenfall war am Montag auch Thema beim Treffen der | |
| Politischen Direktoren des Normandieformats (Russland, Ukraine, Frankreich, | |
| Deutschland) in Berlin. „Wir haben beiden Seiten noch einmal deutlich | |
| gemacht, dass wir sie zu größtmöglicher Zurückhaltung auffordern“, | |
| twitterte Maas im Anschluss. Auch die Nato-Ukraine-Kommission befasste sich | |
| auf Botschafterebene in einer außerordentlichen Sitzung mit der Krise. | |
| ## USA kritisiert Russland scharf | |
| Nato-Generalsekretär Stoltenberg forderte im Anschluss Russland auf, die | |
| festgesetzten ukrainischen Soldaten und Schiffe „unverzüglich“ freizugeben. | |
| „Es gibt keine Rechtfertigung für den Einsatz militärischer Gewalt gegen | |
| ukrainische Schiffe und ukrainisches Marinepersonal“, sagte er. „Russland | |
| muss begreifen, dass seine Handlungen Konsequenzen haben.“ | |
| Die USA übten scharfe Kritik an Russland. „Die USA verurteilen das | |
| aggressive Vorgehen Russlands“, erklärte Außenminister Mike Pompeo. Er | |
| forderte Moskau auf, die ukrainischen Schiffe zurückzugeben und die | |
| gefangenen Soldaten freizulassen. Auch US-Präsident Donald Trump machte | |
| deutlich, dass er die Konfrontation vor der Krim missbillige. | |
| Die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Nikki Haley, warf Russland | |
| vor, den ukrainischen Schiffsverkehr in der Straße von Kertsch rechtswidrig | |
| zu behindern. Der russische Vize-UN-Botschafter Dmitri Poljanski warf dem | |
| Westen „antirussisches Verhalten“ und das „Schüren von Hass“ auf Russl… | |
| vor. Sein Versuch, eine Debatte im Sicherheitsrat über die „Verletzung | |
| russischer Grenzen“ durch die Ukraine anzusetzen, scheiterte jedoch. | |
| 27 Nov 2018 | |
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