# taz.de -- UN-Klimakonferenz in Kattowitz: Heißer bis wolkig | |
> Bei der UN-Klimakonferenz diskutieren 196 Staaten, wie sie die | |
> Erderhitzung bremsen wollen. Welche Maßnahmen reichen, welche nicht? | |
Bild: In der EU hängen 450.000 Jobs an der Kohle, aber 1,5 Millionen an Erneue… | |
Endlich reden die Staaten Klartext. Also, na ja: Klartext, soweit es das | |
diplomatische Regelwerk der Vereinten Nationen zulässt. Aber immerhin | |
sitzen sich am 11. Dezember beim „Talanoa-Dialog“, einer Gesprächsrunde | |
nach Sitte der Südseerepublik Fidschi, die MinisterInnen und | |
StaatssekretärInnen aus 196 UN-Staaten an 21 Tischen gegenüber und sollen | |
zum ersten Mal offiziell Rechenschaft darüber ablegen, was jedes Land zu | |
tun gedenkt, um eine Erderhitzung noch zu vermeiden. | |
Denn anders als man annehmen könnte, gibt es dafür bislang keine | |
verbindlichen Regeln. Die UN-Staaten haben am 12. Dezember 2015 bei ihrem | |
historischen Kompromiss im „Pariser Abkommen“ nur beschlossen, dass sie die | |
Erwärmung bis 2100 auf „deutlich unter 2 Grad“ begrenzen wollen. Wie sie | |
das erreichen wollen, wurde nicht vereinbart. Stattdessen erarbeitete jedes | |
Land einen Klimaplan, der im UN-Jargon „Nationally Determined Contribution“ | |
heißt, also „national festgelegter Beitrag“. Das ist ein bisschen so, als | |
könnte jeder selbst entscheiden, wie viel Steuern er zahlen will. | |
Von diesen Beiträgen liegen inzwischen 180 vor. Wer sich die [1][Klimapläne | |
auf der Homepage des UN-Klimasekretariats] anschaut, merkt schnell, dass | |
jeder einfach macht, was er will. Denn nur die Industrieländer müssen dort | |
CO2-Minderungsziele angeben, alle anderen können auf den Tisch legen, was | |
ihnen passend erscheint. Und der kreativen Buchhaltung sind keine Grenzen | |
gesetzt: Von welchem Basisjahr aus wird gerechnet? Sind alle Treibhausgase | |
einbezogen oder ist es nur der größte Killer, das Kohlendioxid CO2? | |
Die nationalen Beiträge haben eine Stärke und zwei große Schwächen. Der | |
Vorteil: Fast alle Länder machen sich Gedanken, was sie beitragen können, | |
oft reden sie dabei zum ersten Mal ernsthaft über Klimaschutz und planen | |
Veränderungen. Manche Vorschläge sind überraschend vollständig und | |
wegweisend. | |
## Alle sind nervös | |
Aber weil ein Beitrag eben keine Verpflichtung ist, führen die Pläne in der | |
Summe längst nicht zum gewünschten Ergebnis. Selbst wenn alle Staaten ihre | |
Versprechen einlösen sollten, [2][würde sich die Erde bis 2100 um 3,2 Grad | |
erwärmen,] anstatt wie geplant „deutlich unter 2 Grad“ zu bleiben. Und: Die | |
Vorhaben der Länder sind bisher kaum miteinander zu vergleichen – Bäume | |
schützen steht neben der Förderung des öffentlichen Nahverkehrs, die | |
Senkung des CO2-Ausstoßes neben der Hilfe für dürregeplagte Farmer. | |
Das ist kein Zufall. Die Länder achten darauf, dass ihnen niemand | |
vorschreibt, was sie zu tun haben. Deswegen wird es bei der Ministerrunde | |
in der zweiten Woche der Klimakonferenz vermutlich auch sehr gesittet | |
zugehen. Kritische Fragen wie auf einer Pressekonferenz sind nicht zu | |
erwarten. | |
Ohnehin sind alle nervös, [3][wenn sie jetzt in Kattowitz entscheiden | |
müssen,] wie sie die erste offizielle Bestandsaufnahme für 2023 | |
organisieren sollen. Und das heißeste Eisen der Beratungen ist neben dem | |
Talanoa-Dialog nicht zufällig das „Regelbuch“, das die konkrete Umsetzung | |
des Pariser Abkommens begleiten soll. | |
Zum Beispiel: Wie sollen die nationalen Beiträge der Zukunft aussehen, die | |
ab 2020 alle fünf Jahre vorgelegt werden? Müssen sie den Zielen des Pariser | |
Abkommens entsprechen und mit den UN-Entwicklungszielen wie | |
Armutsbekämpfung übereinstimmen? Gibt es feste Regeln etwa für den Anteil | |
von Ökoenergien und Wege zur „Dekarbonisierung“? | |
## Was müssen wir tun? | |
Müssen zum Beispiel die Informationen über Energieerzeugung oder Waldschutz | |
aus Kamerun genauso detailliert sein wie aus Kanada? Und wie müssen die | |
Länder über (Miss-)Erfolge ihrer Politik berichten? | |
Sieht man sich die Pläne an, bemerkt man, wie vielschichtig und verschieden | |
sie sind. Und wie schwierig ein Konsens ist. Auch an ihre Bewertung traut | |
sich die UNO nicht offiziell heran: Wer macht zu wenig (Spoiler: die | |
meisten) und wer zu viel (Spoiler: bisher niemand)? Deshalb leisten das | |
Forschungsinstitute und Umwelt- und Entwicklungsorganisationen aus der | |
ganzen Welt. | |
Sie erstellen seit Jahren mit umfangreichen Analysen – und teilweise | |
staatlicher Finanzierung – halboffizielle Bewertungsrichtlinien. Etwa der | |
„Climate Action Tracker“, der von den Experten aus den Instituten Ecofys, | |
Climate Analytics und dem New Climate Institute erstellt wird. | |
Auf diese Bewertung greifen wir hier zurück. Wir haben dafür Länder | |
ausgesucht, die wegen ihrer politischen und ökonomischen Bedeutung und | |
ihres CO2-Ausstoßes wichtig sind (USA, EU, China), die als Schwellenländer | |
über die Zukunft entscheiden (Brasilien, Indien), die viel zu verlieren | |
haben (Saudi-Arabien) oder die bereits große Fortschritte machen | |
(Äthiopien, Marokko, Costa Rica). Für alle gelten die entscheidenden | |
Fragen: Wo stehen wir? Was müssen wir tun? Und wer muss wie viel | |
investieren, um die globalen Lasten halbwegs fair zu verteilen? | |
## *** USA *** | |
Bevölkerung: 330 Millionen Menschen; CO2-Ausstoß pro Kopf und Jahr: 20 | |
Tonnen; Wirtschaftsleistung pro Kopf: 58.000 Dollar | |
Das ist der Plan: Bis 2025 wollen die USA ihre Treibhausgasemissionen um 26 | |
bis 28 Prozent gegenüber 2005 senken. | |
Das sagen die Experten: „Völlig unzureichend“. Wenn alle so handelten, wä… | |
eine Erwärmung von 2 bis 3 Grad die Folge. | |
Gut zu wissen: US-Präsident Donald Trump hat angekündigt, aus dem Pariser | |
Abkommen auszusteigen. Dieser Ausstieg wird jedoch frühestens rechtsgültig | |
am Tag nach der nächsten US-Wahl im November 2020. Ein neuer Präsident | |
könnte das widerrufen. Trump will den national festgelegten Beitrag der USA | |
annullieren, sabotiert seine Umweltbehörde, bremst Verbrauchslimits für | |
Autos und behindert den Ausbau der Erneuerbaren. Anders als beim Ausstieg | |
der USA aus dem Kioto-Protokoll 2001 ist das aber nicht das Ende des | |
US-Klimaschutzes: Die „We're still in“-Koalition von Bundesstaaten, | |
Unternehmen und Städten könnte es schaffen, immerhin die Hälfte der | |
Reduktionspflichten zu erfüllen. | |
## *** Costa Rica *** | |
Bevölkerung: 5 Millionen Menschen; CO2-Ausstoß pro Kopf und Jahr: 1,6 | |
Tonnen; Wirtschaftsleistung pro Kopf: 9.700 Dollar | |
Das ist der Plan: Costa Rica ist eines der wenigen Entwicklungsländer mit | |
einer festen Obergrenze für Emissionen: Bis 2030 soll der CO2-Ausstoß 9,4 | |
Millionen Tonnen nicht überschreiten. Das sind 25 Prozent weniger als 2012. | |
Zum Vergleich: Das wären für 5 Millionen Einwohner etwa die Hälfte der | |
Emissionen von Hamburg mit seinen 1,8 Millionen. Bis 2021 will das Land | |
„CO2-neutral“ sein – alle Emissionen sollen also durch andere Reduktionen | |
aufgewogen werden: Ein wachsender Wald soll CO2 binden. Im Zweifel sollen | |
internationale Zertifikate gekauft werden. Das Land plant einen CO2-Preis | |
und einen Energieplan. | |
Das sagen die Experten: Zurzeit: „2-Grad-kompatibel“. Falls Costa Rica die | |
Ankündigung wahr macht, bis 2021 „klimaneutral“ zu sein, würde das den | |
Status auf „1,5-Grad-kompatibel“ verbessern. Hielten sich alle Regierungen | |
an solche Vorgaben, würde die globale Erwärmung 2100 knapp 2 Grad betragen. | |
Gut zu wissen: Auch in Costa Rica ist nicht alles gut: Wahrscheinlich | |
steigen die Emissionen aus dem Verkehr, der Industrie und der | |
Abfallwirtschaft an. Für diese Tendenz gibt es von den Experten die Note | |
„unzureichend“. | |
## *** Europäische Union *** | |
Bevölkerung: 513 Millionen Menschen (Deutschland: 80 Millionen); | |
CO2-Ausstoß pro Kopf und Jahr: 7,6 Tonnen (Deutschland: 10,5 Tonnen); | |
Wirtschaftsleistung pro Kopf: 40.000 Dollar (Deutschland: 48.000 Dollar) | |
Das ist der Plan: Die EU will ihre Treibhausgase bis 2030 um mindestens 40 | |
Prozent gegenüber 1990 senken. Deutschland will ein Minus von 55 Prozent | |
schaffen. | |
Das sagen die Experten: „Unzureichend“. Würden alle so handeln, liefe das | |
auf 2 bis 3 Grad Erwärmung hinaus. Das Pariser Abkommen wird nicht erfüllt. | |
Die EU gibt zu, dass sie so ihr Ziel nicht erreichen wird. Sie könnte ohne | |
Probleme 45 Prozent schaffen, will das aber nicht festschreiben – zu groß | |
ist der Widerstand von Ländern wie Polen, Ungarn, aber auch Deutschland. | |
Gute Noten bekommt Europa für seinen internationalen Einsatz, schlechte | |
Noten für den CO2-Preis im Emissionshandel, der zwar steigt, aber noch zu | |
niedrig ist, um zu wirken. | |
Gut zu wissen:In der EU hängen 450.000 Jobs an der Kohle. Aber 1,5 | |
Millionen an Erneuerbaren und Effizienz. Europa arbeitet an einer Strategie | |
des „Gerechten Übergangs“ für Kohleregionen. Die Kommission hat gerade | |
eine langfristige Strategie für CO2-freie Wirtschaft bis 2050 vorgelegt. | |
## *** Marokko *** | |
Bevölkerung: 34 Millionen Menschen; CO2-Ausstoß pro Kopf und Jahr: 1,7 | |
Tonnen; Wirtschaftsleistung pro Kopf: 3.300 Dollar | |
Das ist der Plan: Das Königreich Marokko will seinen CO2-Ausstoß, bisher | |
etwa 110 Millionen Tonnen, bis 2030 gegenüber einem „normalen“ | |
Wachstumsszenario um 17 Prozent auf 142 Millionen senken. Mit | |
internationaler Hilfe könnten es sogar 42 Prozent werden. Dafür soll bis | |
2030 der Anteil der Erneuerbaren am Strom auf 52 Prozent steigen. Der | |
Gesamtverbrauch von Energie soll um 15 Prozent sinken, Subventionen für | |
Benzin und Gas sollen reduziert werden und Gas soll das Öl ersetzen. | |
Das sagen die Experten: Sie loben Marokko: Zusammen mit Gambia ist es das | |
einzige Land, das „1,5-Grad kompatibel“ ist. Marokko sei auf dem Weg, seine | |
Erneuerbaren-Ziele für 2020 und 2030 zu erreichen. Das liege an politischer | |
Rückendeckung, einer effizienten Planung und dem Einhalten von | |
Ausbauplänen. | |
Gut zu wissen:Marokko ist ein Land mit steigender Bevölkerungszahl und | |
einem hohen Nachholbedarf an Wirtschaftswachstum. Trotzdem zeigt der | |
Gastgeber der COP22 von 2016 in Marrakesch, wie Bekämpfung von Armut, | |
Entwicklung und Klimaschutz zusammengehen können. Die Kosten dafür liegen | |
zwischen 2010 und 2030 laut Regierung jährlich bei etwa 1 bis 2 Milliarden | |
US-Dollar. | |
## *** Brasilien *** | |
Bevölkerung: 208 Millionen Menschen; CO2-Ausstoß pro Kopf und Jahr: 6,5 | |
Tonnen; Wirtschaftsleistung pro Kopf: 15.000 Dollar | |
Das ist der Plan: Bis 2030 will Brasilien seine CO2-Emissionen um 43 | |
Prozent gegenüber 2005 verringern. Dazu sollen 45 Prozent der gesamten | |
Energie aus Erneuerbaren kommen. Bis 2030 soll die illegale Vernichtung des | |
Regenwalds gestoppt sein. Für die legalen Rodungen will das Land anderswo | |
Ausgleich schaffen. 12 Millionen Hektar sollen bis 2030 aufgeforstet werden | |
– ein Gebiet so groß wie Bayern, Baden-Württemberg und Hessen zusammen. | |
Das sagen die Experten: „Unzureichend“. Brasiliens Plan passt nicht zu den | |
Anforderungen des Pariser Abkommens. Würden alle handeln wie Brasilien, | |
führte das zu einer Erwärmung zwischen 2 und 3 Grad. Dazu kommt: 2016 ist | |
die Entwaldung wieder massiv angestiegen, 2018 nochmals. Und der neue | |
Präsident Jair Bolsonaro hat angekündigt, das Pariser Abkommen infrage zu | |
stellen und die Rodungen im Amazonaswald wieder zu verstärken. | |
Gut zu wissen:Schon heute kommen 80 Prozent des Stroms aus erneuerbaren | |
Quellen – vor allem aus riesigen Wasserkraftwerken. Weil der neue Präsident | |
erst im Januar ins Amt eingeführt wird, verhandelt in Kattowitz noch die | |
alte Regierung, die international beim Klima häufig fortschrittlich war. | |
Brasilien war mal Vorreiter, gilt jetzt aber als Wackelkandidat. | |
## *** Äthiopien *** | |
Bevölkerung: 108 Millionen Menschen; CO2-Ausstoß pro Kopf und Jahr: 0,1 | |
Tonnen; Wirtschaftsleistung pro Kopf: 550 Dollar | |
Das ist der Plan: Äthiopien will seine CO2-Emissionen von 150 Millionen | |
Tonnen im Jahr 2010 auf 145 Millionen Tonnen im Jahr 2030 reduzieren. | |
Dieser Wert wäre so hoch wie das, was Bayern und Sachsen derzeit zusammen | |
ausstoßen – für 17 Millionen Einwohner, während in Äthiopien 108 Millionen | |
Menschen wohnen. Land- und Forstwirtschaft machen dabei 88 Prozent der | |
Emissionen aus. | |
Das sagen die Experten:Äthiopien ist einer der unbekannten Champions beim | |
Klimaschutz: Trotz dringend notwendiger Entwicklung will der Staat mit dem | |
Klimaschutz vorangehen. Seine Pläne sind demnach „2-Grad-kompatibel“. Damit | |
erfüllt der Klimaplan allerdings nicht die Anforderungen des Pariser | |
Abkommens (unter 2 Grad, 1,5 Grad anstreben) und ist abhängig von | |
technischen und finanziellen Hilfen der Industrieländer, die bei den | |
UN-Konferenzen immer wieder versprochen werden. | |
Gut zu wissen:Beim Verkehr, bei der Energieversorgung und der | |
Gebäudetechnik will Äthiopien die Fehler der Industriestaaten vermeiden. | |
Man will das fossile Zeitalter „überspringen“ und gleich in grüne | |
Technologien investieren. | |
## *** China *** | |
Bevölkerung: 1,4 Milliarden Menschen; CO2-Ausstoß pro Kopf und Jahr: 8,8 | |
Tonnen; Wirtschaftsleistung pro Kopf: 16.300 Dollar | |
Das ist der Plan: China will seinen CO2-Ausstoß weiter steigern und sich | |
anstrengen, ihn vor 2030 nach einem Höhepunkt zu verringern. Die | |
CO2-Intensität der Wirtschaft soll um 60 bis 65 Prozent gegenüber 2005 | |
sinken. Damit hat das Land nur ein relatives Ziel, keine absolute | |
CO2-Obergrenze. Der Anteil von CO2-freier Energie (auch Atom) soll bis 2030 | |
auf etwa 20 Prozent steigen. China will seine Waldreserven bis 2030 um 4,5 | |
Milliarden Kubikmeter gegenüber 2005 ausbauen. | |
Das sagen die Experten: „Höchst unzureichend“. Wären alle so ambitionslos, | |
brächte das eine Erwärmung von 3 bis 4 Grad. Das Land macht große | |
Fortschritte bei der Sanierung von Gebäuden und dem Ausbau von Ökostrom. | |
Aber die Abhängigkeit von der Kohle verdirbt alle Ziele des Pariser | |
Abkommens. | |
Gut zu wissen:China wird trotz aller Anstrengungen laut Prognosen auch 2030 | |
noch den absolut höchsten CO2-Austoß haben: 13 Milliarden Tonnen. Positiv | |
wird vermerkt, dass das Land ab 2019 den Emissionshandel testet. Und | |
2016/17 wurde die Hälfte der weltweit gebauten Solaranlagen in China | |
errichtet. Gleichzeitig hat sich die Waldfläche seit 1990 um ein Drittel | |
vergrößert. | |
## *** Indien *** | |
Bevölkerung: 1,3 Milliarden Menschen; CO2-Ausstoß pro Kopf und Jahr: 2,2 | |
Tonnen; Wirtschaftsleistung pro Kopf: 6.800 Dollar | |
Das ist der Plan: Indien will die CO2-Intensität seiner Produktion bis 2030 | |
um 33 bis 35 Prozent unter den Stand von 2005 senken. 40 Prozent der | |
Stromerzeugung könnten bis 2030 aus CO2-freien Quellen kommen, wenn es | |
dafür technische und finanzielle Hilfe gibt. Zusätzlich will das Land 2,5 | |
bis 3 Milliarden Tonnen CO2 in Wäldern binden. | |
Das sagen die Experten: Sie loben Indiens Kombination aus geringen | |
Pro-Kopf-Emissionen und ehrgeiziger Strategie bei Erneuerbaren und | |
bewerten die Pläne als „2-Grad-kompatibel“. Der aktuelle massive Ausbau der | |
Solarenergie könnte den Klimaplan übererfüllen. Sogar „1,5 Grad“ ist in | |
Reichweite, wenn Indien weiterhin den eigentlich geplanten Neubau von | |
Kohlekraftwerken streicht. | |
Gut zu wissen: Indien gilt bei den Klimaverhandlungen oft als Bremser, weil | |
es vehement darauf pocht, dass die Industriestaaten als Verursacher des | |
Problems mehr tun müssen. Zu Hause macht das Land aber in Ansätzen ernst, | |
weil seine große arme Bevölkerung stark unter den Folgen des Klimawandels | |
und der Luftverschmutzung leidet. | |
## *** Saudi-Arabien *** | |
Bevölkerung: 33 Millionen Menschen; CO2-Ausstoß pro Kopf und Jahr: 20,1 | |
Tonnen; Wirtschaftsleistung pro Kopf: 52.000 Dollar | |
Das ist der Plan: Das Königreich strebt an, bis 2030 jährlich 130 Millionen | |
Tonnen CO2 einzusparen. Das soll geschehen, indem die Wirtschaft sich von | |
Öl und Gas, die derzeit etwa die Hälfte der Wirtschaftsleistung ausmachen, | |
wegbewegt und sich an den Klimawandel anpasst. Die Rechengrundlagen des | |
Plans sind unklar. | |
Das sagen die Experten:„Völlig unzureichend“. Der Plan verträgt sich nicht | |
mit dem Pariser Abkommen und würde – wenn alle so handelten – zu einer | |
globalen Erwärmung von 4 Grad führen. Selbst wenn Saudi-Arabien alle | |
Versprechen einlöst, verdoppeln sich seine Emissionen von 2014 bis 2030. Es | |
ist unklar, welcher Anteil der Emissionen überhaupt einbezogen ist. Und der | |
Plan gilt nur für den Energiesektor, Verkehr und Gebäude sind nicht | |
erwähnt. | |
Gut zu wissen:Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman hat in seiner | |
„Vision 2030“ angekündigt, [4][die Wirtschaft vom Öl unabhängiger zu | |
machen.] Er will die Hightech-Industrie, Biotech und erneuerbare Energien | |
fördern und den größten Kapitalfonds der Welt gründen. Dazu will er Teile | |
des Ölkonzerns Saudi Aramco verkaufen. Prinz „MbS“ ist allerdings wegen des | |
Kriegs in Jemen und der Ermordung des Journalisten Jamal Khashoggi derzeit | |
unter Druck. | |
2 Dec 2018 | |
## LINKS | |
[1] https://www4.unfccc.int/sites/ndcstaging/Pages/Home.aspx | |
[2] /Vor-der-UN-Klimakonferenz/!5554778 | |
[3] /Gastkommentar-UN-Klimakonferenz/!5551367 | |
[4] /Dekarbonisierung-in-Saudi-Arabien/!5423618 | |
## AUTOREN | |
Bernhard Pötter | |
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