# taz.de -- Fidschi wählt neues Parlament: Kein Platz für Bürgerrechte | |
> Die Parlamentswahlen in Fidschi sollen den mit harter Hand regierenden | |
> Ex-Armeechef des pazifischen Inselstaates stärken. | |
Bild: Wahlkampf in Fidschi: Am Mittwoch will Präsident Bainimarama wieder sieg… | |
Sydney taz | Fidschi – ein Südseeparadies komplett mit Palmen, Kokosnuss | |
und lächelnden Menschen. So jedenfalls präsentiert sich die Inselnation der | |
Welt. Politisch sieht die Realität anders aus. Jenseits der Mauern der | |
5-Sterne-Hotels, die den Strand der Hauptinsel Viti Levu säumen, kämpft die | |
Demokratie um ihren Stand. | |
Seit 2006 befindet sich das Land im Klammergriff eines Mannes: Frank | |
Bainimarama, einst Armeechef, dann Putschist, dann Premierminister. | |
Am Mittwoch wählt Fidschi ein neues Parlament. Sechs Parteien stehen zur | |
Wahl. Erst zum zweiten Mal seit 2006 haben die 900.000 Fidschianerinnen und | |
Fidschianer dieses demokratische Recht. | |
## Per Putsch an die Macht | |
Ein Putsch hatte damals Frank Bainimarama zum Landesführer gemacht, der bis | |
heute Politik und Macht dominiert. Und das werde wohl auch so bleiben, sagt | |
der Pazifikexperte an der australischen Nationaluniversität ANU, James | |
Batley. „Die Oppositionsparteien haben bisher keine glaubwürdige | |
Herausforderung präsentiert“, so Batley. Sie seien „zersplittert, wenig | |
effektiv“. | |
Der Sieg von Bainimaramas Partei Fidschi First und die weitere Dominanz des | |
64-Jährigen als Regierungschef seien aber auch aus einem anderen Grund | |
wahrscheinlich. „Bainimarama ist vor allem eines – er ist bei der | |
Bevölkerung beliebt“, so der ehemalige Botschafter Australiens in Fidschi. | |
Das erstaunt auf den ersten Blick. Der Ex-Offizier ist bestimmt kein Freund | |
von Volksrechten. Mit Hilfe des Militärs hatte er 2006 den damaligen | |
Premierminister Laisenia Qarase aus dem Amt geworfen. Es war der vierte | |
Putsch seit 1987. | |
## Zensur und Prügel | |
Damals hatte ebenfalls ein Soldat die Regierung gestürzt: Sitiveni Rabuka. | |
Auch dieser wurde schließlich Premierminister. Rabuka präsentiert sich nun | |
als Führer der Opposition und als Alternative zu Bainimarama. | |
Bainimarama hat nie einen Hehl aus seiner Abneigung gegenüber | |
demokratischen Reformen gemacht. Auch nicht nach den Wahlen 2014, die ihn | |
schließlich als Premierminister legitimierten. Die Medien werden komplett | |
von der Regierung kontrolliert, Journalisten müssen ihre Artikel einem | |
Zensor vorlegen, der entscheidet, ob sie veröffentlicht werden dürfen. | |
Politische Gegner werden regelmäßig mundtot gemacht. Und gelegentlich | |
werden sie von Schergen verprügelt. | |
## Gespaltene Gesellschaft | |
Und doch gilt der Ex-Militär unter viele Fidschianern als Versöhner | |
zwischen den zwei dominierenden Volksgruppen: den indigenen Bewohnern und | |
den Nachkommen indischer Zuckerrohrplantagenarbeiter. | |
Die indischstämmigen Fidschianer dominieren heute wesentliche Teile der | |
Wirtschaft, während die Indigenen nicht zuletzt auf Gemeinde- und | |
regionaler Ebene die politische Macht kontrollieren. Diese Ungleichheit war | |
direkt und indirekt Ursache aller Umstürze auf Fidschi. | |
Noch vor zehn Jahren hatte es regelmäßig Auseinandersetzungen zwischen den | |
beiden Volksgruppen gegeben. Bainimarama hat offenbar einiges unternommen, | |
um den Unterschied zwischen den beiden Gemeinden zu verringern. | |
## Gute Freunde in China | |
Westliche Staaten, allen voran der Nachbar Australien, haben in den letzten | |
Jahren Sanktionen gegen Fidschi und Reiseverbote gegen die Führungsliga in | |
Suva stufenweise aufgehoben. Sie waren nach dem Putsch als Druckmittel | |
gegen das Bainimarama-Regime eingesetzt worden. | |
Nicht, dass sich der Ex-General groß von solchen Maßnahmen hätte | |
beeindrucken lassen. Denn wie in vielen anderen Staaten des Pazifiks hat in | |
den letzten Jahren China die Rolle des führenden Verbündeten und Freundes | |
eingenommen. | |
Peking investiert maßgeblich in die Wirtschaft in Fidschi und pumpt viel | |
Geld in den Bau dringend benötigter Infrastruktur – und dürfte die | |
Regierung des Inselstaates dabei von Kritik an Menschenrechtsverletzungen | |
zu verschonen. | |
Wie auch immer die Wahlen am Mittwoch ausgehen werden: Die Touristen werden | |
von den Wahlen kaum etwas spüren. | |
NaN NaN | |
## AUTOREN | |
Urs Wälterlin | |
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