# taz.de -- EU testet Lügendetektor an Außengrenzen: Virtuelle Grenzbeamte | |
> Was ist in Ihrem Koffer? – Die Europäische Union will Einreisende | |
> maschinell überprüfen. Die Fehlerquote ist dabei hoch. | |
Bild: Bevor Reisende weiter in die EU dürfen, wird getestet, ob sie die Wahrhe… | |
Amerikanische TV-Kommissare schwören auf diese Technik. Kritiker sagen, man | |
kann genauso gut eine Münze werfen. Eines steht außer Frage: Die | |
Treffsicherheit eines Lügendetektors ist umstritten. Dennoch testet die | |
Europäische Union nun den Einsatz dieser Systeme in Ungarn, Lettland und | |
Griechenland an deren Grenzen zu Nicht-EU-Ländern. | |
Der Lügendetektortest ist Teil von „iBorderControl“, einem sechsmonatigen | |
Pilotprogramm. Bevor die Menschen an der Grenze befragt werden, müssen sie | |
ein Online-Formular ausfüllen und persönliche Dokumente, wie den Reisepass, | |
die Einreisebewilligung und einen Nachweis finanzieller Mittel hochladen. | |
Anstatt der üblichen menschlichen Grenzbeamten wird ein KI-System den | |
Reisenden anschließend die typische „Haben Sie etwas zu verzollen?“- Frage | |
stellen und die Antworten nach ihrem Wahrheitsgehalt auswerten. Die Fragen | |
werden je nach Geschlecht, Sprache und ethnischer Zugehörigkeit der Person | |
ausgewählt. | |
[1][Wie der „News Scientist“ berichtete,] wird der virtuelle Grenzbeamte | |
Fragen stellen, wie „Was ist in Ihrem Koffer?“ oder „Wenn Sie jetzt den | |
Koffer öffnen und mir zeigen, was dort drin ist, würde das mit Ihren | |
Antworten übereinstimmen?“ Während die Reisenden die Fragen beantworten, | |
müssen sie in eine Webcam schauen. Das KI-System analysiert dann die | |
Emotionen und die Mimik der Personen und wertet diese aus. | |
Stellt der Lügendetektor fest, dass der Reisende die Wahrheit sagt, dann | |
bekommt er einen QR-Code zugeteilt, mit dem er dann einreisen darf. Besteht | |
aber der Verdacht, dass der Reisende lügt, wird er noch einmal genauer | |
kontrolliert. So werden Daten wie Fingerabdrücke und Handflächenstruktur | |
aufgenommen und ein zusätzlicher Test mit einer Gesichtserkennungssoftware | |
durchgeführt. Anschließend wird der Verdächtige zu einem menschlichen | |
Grenzbeamten geschickt, der die Ergebnisse nachprüft und die Situation dann | |
dementsprechend bewertet. | |
## Reaktion auf Terror-Anschläge | |
George Boultadakis des Software- und Serviceentwicklers European Dynamics | |
aus Luxemburg koordiniert das Projekt. Er ist überzeugt: „Wir verwenden | |
bereits existierende und erprobte Technologien und kombinieren sie mit | |
neuen. Das System hilft den Grenzbeamten, genauere und effizientere | |
Grenzkontrollen durchführen zu können.“ Laut Boultadakis sei der Einsatz | |
der neuen Technologie eine Reaktion auf die „immer mehr werdenden | |
Terror-Anschläge in Europa und der Flüchtlingskrise.“ | |
Was aber, wenn solche Systeme Fehler machen und in Zukunft unschuldige | |
Personen am Grenzübergang gehindert werden, während gefährliche Personen | |
einreisen dürfen? Eine Gruppe von Forschern hat den Lügendetektor im | |
Vorfeld auf seine Treffsicherheit getestet. Das Ergebnis: das KI-System | |
liegt mit seinen Einschätzungen nicht immer richtig. Laut der Forscher lag | |
die Trefferquote lediglich bei 76 Prozent. Jedoch hoffe man, diese bald auf | |
bis zu 85 Prozent zu erhöhen. Da das Programm noch in der Versuchsphase | |
stecke, werde derzeit niemand vom Reisen abgehalten, nur weil das System | |
eine potenzielle Lüge entlarvt hat. | |
1 Nov 2018 | |
## LINKS | |
[1] https://www.newscientist.com/article/mg24032023-400-an-ai-lie-detector-will… | |
## AUTOREN | |
Irina Angerer | |
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