# taz.de -- Friedrich Merz stellt sich vor: Entschlossen, energisch, aufgeregt | |
> Friedrich Merz will nach Jahren der Abstinenz zurück in die aktive | |
> Politik. In Berlin stellt er sich und seine künftigen Pläne für die CDU | |
> vor. | |
Bild: Friedrich Merz am Mittwoch in der Bundespressekonferenz in Berlin | |
„Ich heiße Friedrich Merz. Mit e“. Der drahtige, gebräunte Mann, der sich | |
am Mittwoch in der Berliner Bundespressekonferenz als Kandidat für den | |
Posten des CDU-Vorsitzenden und damit auch als künftiger Bundeskanzler in | |
spe vorstellt, wirkt entschlossen, energisch und ein ganz kleines bisschen | |
aufgeregt. Wie ein Bewerber beim wichtigen Vorstellungsgespräch. | |
Lange ward Merz nicht mehr an diesem Ort gesehen, wo die | |
HaupstadtjournalistInnen, die PolitikerInnen in die Mangel nehmen. Nun ist | |
er zurück. Und der Auflauf so groß, dass ein Journalist raunt, das habe | |
fast schon etwas Schulz-haftes. Kommt also nach dem Hype um Martin Schulz | |
jetzt das Merz-Moment? | |
Er wolle Aufbruch und Erneuerung, aber keinen Umsturz in der CDU erklärt | |
Merz. Die Partei brauche Öffnung und Modernisierung, sie brauche mehr | |
Frauen und mehr Junge. Die CDU will er als Volkspartei in der | |
gesellschaftlichen Mitte etablieren, dort wo gerade die Grünen so | |
erfolgreich ein Lebensgefühl abrufen. Hört, hört. | |
Aber Merz betont auch: Gerade in Zeiten von Migration und Globalisierung | |
müssten nationale Identität und traditionelle Werte einen festen Platz | |
haben. Das klingt schon ein wenig mehr nach dem alten Merz, der 2000 in der | |
Debatte um die Ausländerpolitik von einer „deutschen Leitkultur“ gesprochen | |
hatte. | |
Diejenigen, die auf eine nationaler ausgerichtete CDU hoffen, dürften | |
gleichwohl auch von Merz enttäuscht werden. „Vor ihnen steht ein | |
überzeugter Europäer und Transatlantiker“, sagt Merz sitzend und nennt die | |
Erhaltung der Eurozone die zentrale Herausforderung der nächsten Jahre. | |
## Den Rückzug aus der Politik verkauft er als Vorteil | |
Ein wenig überholt wirkt sein Verweis auf die Parteien, die sich am linken | |
und am rechten Rand der Gesellschaft etablierten und diese versuchten zu | |
spalten. „Wir dürfen nicht zulassen, dass sich Wählerinnen solchen | |
populistischen Bewegungen anschließen und sich verführen lassen“, sagt | |
Merz. Meint er damit allen Ernstes auch die Linkspartei, die 2002 noch aus | |
dem Bundestag rausflog und mittlerweile in drei Bundesländern mitregiert? | |
Das wäre ja sowas von Nullerjahre. | |
Vor fast zehn Jahren schied Merz aus dem Bundestag aus, sein letztes | |
wichtiges politisches Amt hatte er 2004 inne, als er stellvertretender | |
Unionsfraktionsvorsitzender war. | |
Seine Abstinenz von der Politik verkauft Merz heute als Vorteil: er bringe | |
den Blick von außen und berufliche Erfahrung mit in eine Partei, die er | |
dennoch kenne. | |
## Zwischen Merkel und Merz gibt es nichts zu verzeihen | |
Angela Merkel, die ihm 2002 den Fraktionsvorsitz wegschnappte, zollt er am | |
Mittwoch „Respekt und Anerkennung“. Merkels Entscheidung auf den | |
Parteivorsitz zu verzichten nennt er schwierig aber richtig. | |
Auf die Frage, ob er und Merkel sich versöhnt hätten, antwortet Merz fast | |
schon schnoddrig: „Zu versöhnen gibt es zwischen Angela Merkel und mir | |
nichts.“ Man hätte sich in den vergangenen Jahren immer wieder gesprochen | |
und getroffen. Was die mögliche Zusammenarbeit anbetrifft, würden Angela | |
Merkel und er auskommen und klarkommen. Er sagt nicht „gut“. | |
Aber gefragt, ob er der neue Horst Seehofer an Merkels Seite werden wolle, | |
muss er zum ersten Mal lachen. „Das mit Sicherheit nicht.“ | |
Mit Annegret Kramp-Karrenbauer und Jens Spahn, den wichtigsten Mitbewerbern | |
um den CDU-Vorsitz, ist Merz nach eigenem Bekunden im Gespräch. Alle drei | |
befürworten Regionalkonferenzen, auf denen sie sich als Bewerber | |
vorstellen. | |
Nach 22 Minuten faltet Merz sein Redemanuskript einmal in der Mitte | |
zusammen, streicht mehrmals über die Falz und verabschiedet sich. | |
Die 1001 Delegierten des CDU-Parteitags am 8. Dezember werden darüber | |
entscheiden, ob er wieder häufiger in die BPK kommt. | |
31 Oct 2018 | |
## AUTOREN | |
Anna Lehmann | |
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