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# taz.de -- Die Wahrheit: Truthahn in der Tonne
> Mülltrennung auf Irisch: Manchmal liegt eine kaputte Autotür auf der
> Recycling-Tonne als sei es eine gigantische Getränkedose.
Bild: Zumindest der Strand soll sauber werden: Müllsammelaktion im Libanon im …
Der Mann von der Müllabfuhr hatte schlechte Laune. Er hatte den Deckel
meiner Recycling-Tonne hochgeklappt und deutete auf die Verpackung von
Hühnerkeulen. „Weiches Plastik“, schnaubte er. „Das gehört nicht in die…
Tonne.“ So weich sei das Plastik doch gar nicht, entgegnete ich lahm, aber
er ließ das nicht gelten. „Die Plastikschale ist okay, aber nicht die dünne
Folie, mit der sie abgedeckt war“, rief er.
Ich solle das inkriminierte Material entfernen, sonst würde er die Tonne
nicht leeren, drohte er. So warf ich die Verpackung in die Restmülltonne.
Das war ihm auch nicht recht. „Die Schale muss in der grünen Tonne
bleiben“, sagte er, „du hast sie doch hoffentlich gespült.“ Natürlich, …
ich, sie sei im Geschirrspüler gewesen.
„Du ahnst ja nicht, was die Leute alles in die Recycling-Tonne werfen“,
meinte er. „Voriges Jahr habe ich ein komplettes Festessen in der Tonne
gefunden“, behauptete er. „Truthahn, Röstkartoffeln, grüne Bohnen,
Rosenkohl und Obstsalat. Selbst das Porzellangeschirr und die bunten
Weihnachtshüte waren in der Tonne.“ Er habe an der Haustür geklingelt. „D…
Hausherr brüllte, Weihnachten könne ihm gestohlen bleiben, es habe einen
Streit gegeben, seine Frau sei noch am Weihnachtstag zu ihrer Mutter
abgehauen, und die Kinder seien ausgewandert.“
Manchmal finde man auch tote Haustiere in der Tonne, sagte er. „Einer
meinte, man könne seine verstorbene Mieze im Zoo recyceln und sie an die
Löwen verfüttern.“ Ein anderer habe seine kaputte Autotür auf die Tonne
gelegt und behauptet, es sei doch so ähnlich wie eine gigantische
Getränkedose.
Billig ist die Müllabfuhr nicht, seit sie privatisiert wurde. Eigentlich
sollte es wegen des Konkurrenzkampfes preiswerter werden, aber die
Unternehmen haben die Reviere untereinander aufgeteilt und den Preis
abgesprochen. Sie kassieren eine happige Grundgebühr, damit sie einen als
Kunden überhaupt akzeptieren. Dann kassieren sie Miete für die Tonnen. Des
Weiteren muss man eine Gebühr für jede Leerung entrichten. Und wenn das
Gewicht die willkürlich festgelegte Obergrenze überschreitet, muss man
nochmal etwas drauflegen, weil man gegen die „Fair Usage Policy“ verstoßen
hat.
Diese „Regel zur angemessenen Verwendung“ ist erfunden worden, um die
Kundschaft noch besser schröpfen zu können. Ob Mobilfunkanbieter,
Internetunternehmen oder eben die Müllabfuhr – alle werben mit einem
niedrigen Pauschalpreis, der laut Kleingedrucktem aber nur dann gilt, wenn
man den Dienst praktisch nicht in Anspruch nimmt.
„Es ist ein schmutziges Geschäft“, grinste mein Müllmann, nachdem ich die
Hühnerkeulenschale wieder in die grüne Tonne gelegt hatte. „Aber du lernst
die Mülltrennung auch noch, wenn demnächst Geldstrafen für weiches Plastik
in der falschen Tonne verhängt werden.“
5 Nov 2018
## AUTOREN
Ralf Sotscheck
## TAGS
Irland
Müll
Mülltrennung
Libanon
Plastikmüll
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