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# taz.de -- Die Wahrheit: Frittierte Schotten-Rolle vom Mars
> Im Bierteig gebacken oder als Pizza – in Schottland treibt die Liebe zum
> Schokoriegel immer kalorienreichere Blüten.
Die Schotten sollen abspecken, so will es die Regierung in Edinburgh. Mit
großem Brimborium kündigte sie vergangene Woche an, die „schädliche
Liebesbeziehung zwischen Nation und Junk Food“ zu beenden. Deshalb sollten
die kostenlosen Zugaben, die Imbissbuden bei größeren Bestellungen gerne
beilegen, künftig verboten werden. Ausdrücklich wurden die chinesischen
Krabbenchips und die indischen Poppadoms erwähnt.
Einen Tag später musste die Regierung zurückrudern, weil die Bevölkerung
auf ihre kostenlosen Snacks nicht verzichten mochte. Krabbenchips und
Poppadoms gelten nun als fester Bestandteil der Hauptmahlzeit, gestand die
Regierung zu. Erstere schmecken wie eine Styroporverpackung alter Heringe,
Letztere wie gewürzte Schulhefteinbände.
Einen weiteren Tag später setzte Roman’s Pizzeria in Glasgow eine neue
Kreation auf die Speisenkarte: Pizza Calzone. Die gibt es zwar schon, aber
Chefkoch Dawid Radzinski hat sich eine besondere Füllung ausgedacht: Er
stopft zwei Marsriegel in den Pizzateig und gibt einen Esslöffel Zucker
hinzu, damit die Sache schön süß ist. Die Rolle kommt in die Fritteuse und
wird danach mit Mandeln, Karamellsauce und Schokoladeneis bestrichen –
fertig. Kann man das wirklich essen? Eigentlich nicht. Aber die Kundschaft
stand am ersten Tag Schlange, um sich selbst davon zu überzeugen.
Diese „Pizza Marsgherita“, wie das Restaurant sie nennt, enthält rund 2.000
Kalorien. Für 4,50 Pfund hat ein Erwachsener damit nahezu den gesamten
täglichen Kalorienbedarf gedeckt. Es sei die „ungesündeste Pizza der Welt�…
prahlt Restaurantmanager Fraser Walker. Die Italiener können einpacken.
Schottland hat schon lange ein besonders inniges Verhältnis zum Marsriegel.
1992 erfand der Betreiber der Haven Chip Bar in Stonehaven den im Bierteig
frittierten Marsriegel. Inzwischen heißt der Laden The Carron, wirbt aber
immer noch auf Plakaten stolz mit der Schöpfung aus der kulinarischen
Hölle.
Davon habe man sich inspirieren lassen, sagt Fraser. Sein Restaurant gibt
es seit einem halben Jahr, und man habe sich bereits einen Namen für Pizza
im römischen Stil gemacht. Den galt es nun offenbar zu ruinieren. Angeblich
hat man für die marsianische Monsterpizza bereits eine Bestellung aus
Deutschland erhalten. Auf dem Postweg hat die Karamellsauce genügend Zeit,
den Pizzateig zu durchdringen.
Was kommt als nächstes? Ein japanisches Restaurant in Edinburgh plant ein
Sushi à la Fliegerbombe, um auf den neuen Trend aufzuspringen. Dabei
handelt es sich um ein Noriblatt im DIN-A3-Format, in das ein in
Schweineschmalz gebratener Marsriegel gerollt wird. Ein Spanier will eine
„Maella“ anbieten, und ein griechisches Restaurant in Dundee wird demnächst
„Margyros“ auf die Karte setzen. Die schottische Regierung hat den
Marsriegel inzwischen zu einer Hauptmahlzeit erklärt.
15 Oct 2018
## AUTOREN
Ralf Sotscheck
## TAGS
Schottland
Übergewicht
Gastronomie
Irland
Großbritannien
Georgien
Schwerpunkt Brexit
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