| # taz.de -- „Schuldensünder“ in der EU: Euroländer und Bayern gegen Itali… | |
| > Die CSU fordert im Budgetstreit Sanktionen gegen Italien. Doch bei der | |
| > Eurogruppe in Brüssel geben andere Hardliner den Ton an. | |
| Bild: Nicht das leichteste Verhältnis: Italien und die EU | |
| Brüssel taz | Wenn es darum geht, „Schuldensünder“ in der EU anzuprangern, | |
| ist Bayern immer vorne mit dabei. So auch im Budgetstreit mit Italien: Der | |
| römische Haushaltsentwurf mit einer Neuverschuldung von 2,4 Prozent sei ein | |
| „Affront“, kritisierte der bayerische Europaabgeordnete Markus Ferber schon | |
| Mitte Oktober. „Wenn Rom nicht nachbessert, muss es zügig zu einem | |
| Defizitverfahren und scharfen Sanktionen kommen“, forderte der | |
| CSU-Politiker. | |
| So sehen das auch viele EU-Finanzminister. Sie trafen sich am Montag in | |
| Brüssel in der Eurogruppe, um über [1][Italien zu beraten.] Die | |
| EU-Kommission hat der Regierung in Rom eine Frist bis zum kommenden | |
| Dienstag gesetzt. Wenn sie bis dahin keinen neuen, weniger schuldenlastigen | |
| Haushaltsentwurf vorlegt, könnte die EU ein Defizitverfahren einleiten. | |
| Es wäre eine Premiere: Denn eigentlich bleibt Italien mit seiner | |
| Neuverschuldung unter der im Maastricht-Vertrag erlaubten Schwelle von 3 | |
| Prozent. Die populistische Regierung verstößt lediglich gegen Auflagen des | |
| Fiskalpakts und des sogenannten Six Packs. Diese zwingen Euroländer mit | |
| einem hohen Schuldenberg, auch das „strukturelle“, also um konjunkturelle | |
| Einflüsse bereinigte Defizit abzubauen. Genau das will Rom nicht. | |
| Sollte es tatsächlich zu einem Defizitverfahren kommen, drohen Bußgelder | |
| von bis zu 0,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, für Italien bis zu 3,4 | |
| Milliarden Euro. Auch die Kürzung von EU-Hilfen ist möglich. Allerdings | |
| würden Geldstrafen nur noch tiefere Löcher in den italienischen Etat reißen | |
| und das Land endgültig gegen die EU aufbringen. Die Strafdrohung ist daher | |
| ein zweischneidiges Schwert. | |
| ## Hardliner sinnieren über Strafen | |
| Eine Gruppe von Hardlinern in der Eurogruppe, die von den Niederlanden | |
| angeführt werden, sinnt daher schon über neue Möglichkeiten, | |
| „Schuldensünder“ wie Italien zu bestrafen. Eine Möglichkeit wäre, sie bei | |
| ihren Banken zu packen. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder könnten | |
| die Finanzinstitute gezwungen werden, weniger Staatsanleihen zu halten – | |
| der Regierung in Rom würde es dadurch schwerer fallen, neue Schulden zu | |
| finanzieren. | |
| Denkbar wäre aber auch, weniger Hilfskredite für Stützung oder Abwicklung | |
| maroder Banken bereit zu stellen. Genau das fordern die zehn Länder, die | |
| sich in der „Hanseatischen Liga“ zusammengeschlossen haben. Sie drohen | |
| damit, die geplante Letztsicherung („Backstop“) für den europäischen | |
| Bankenabwicklungsfonds SRF zu blockieren. In Brüssel wird dies als | |
| Seitenhieb auf Rom gewertet, das Probleme mit maroden Banken hat. | |
| Der Vorstoß wurde bei der Eurogruppe ebenfalls diskutiert. Unklar war, ob | |
| sich Bundesfinanzminister Olaf Scholz auf die Seite der Hardliner schlagen | |
| würde. Bisher hält sich der SPD-Politiker in der Italien-Causa zurück. | |
| Daran haben auch die verbalen Breitseiten aus der CSU nichts geändert. | |
| Allein ist der „Freistaat“ Bayern eben nicht stark genug, um sich in Berlin | |
| und Brüssel durchzusetzen. | |
| 6 Nov 2018 | |
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| ## AUTOREN | |
| Eric Bonse | |
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