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# taz.de -- Demo gegen Hambacher-Forst-Protest: „Psychoterror“ gegen Kohlek…
> RWE-Mitarbeiter demonstrieren lautstark vor dem Haus eines Mitglieds der
> Kohlekommission. Grüne sind empört, die Gewerkschaft distanziert sich.
Bild: Über 100 Kohlekumpel marschierten vor dem Haus auf, in dem Antje Grothus…
Buir taz | Das Haus von Antje Grothus, die für die Bürgerinitiative „Buirer
für Buir“ in der Kohlekommission der Bundesregierung sitzt, wurde am
Mittwoch Zwischenziel einer Pro-Kohle-Demonstration. Mit Fahnen der
Gewerkschaft IG BCE zogen etwa 100 Menschen durch den Ort Buir am Hambacher
Forst. Mit Erlaubnis der Polizei nahm der Demozug eine Route, vorbei am
Haus von Grothus.
„Ich hatte den Eindruck, man war überrascht, dass Presse vor Ort war“, sagt
der Journalist Theo Heyen, der sich mit einem Filmteam zu diesem Zeitpunkt
für ein Interview im Haus aufhielt. 10 bis 15 Minuten hätten sich die
Demonstranten vor dem Haus aufgehalten. Dabei skandierten sie „Hambi weg,
Hambi weg“ und „Grothus raus“. Dazu hätten sie Trillerpfeifen und Tuten
geblasen. „Mir sind fast die Ohren weggeflogen“, sagt Heyen.
Ein Mann habe das Grundstück betreten, sei zum Küchenfenster gegangen und
habe gegen die Scheibe gebrüllt. „Nach einigen Minuten hat die Polizei ihn
dann weggebeten.“ Im Inneren des Hauses habe es sich wie eine Bedrohung
angefühlt. „Die Menge draußen konnte nicht wissen, ob Kinder im Haus sind
oder nicht“, sagt Heyen. Der dpa sagte Antje Grothus: „Das war sehr
bedrohlich.“
In der Kohlekommission vertritt Grothus die Interessen von
Tagebaubetroffenen, und setzt sich auch für den Erhalt des Hambacher
Forstes ein. Die Polizei habe sie kurz vor dem Aufmarsch darüber
informiert, dass man diese Demo auf der Straße vor ihrem Haus zulassen
werde. Der Geschäftsführer des BUND Nordrhein-Westfalen, Dirk Jansen, der
ebenfalls vor Ort war, bezeichnete die Aktion als „Psychoterror“.
## CDU-Vorstandsmitglied äußerte Verständnis
Das sieht auch die Vorsitzend der NRW-Grünen, Mona Neubaur, so. „Diese
Methoden grenzen an Psychoterror“, sagte sie. Serap Güler, Mitglied des
CDU-Bundesvorstandes und NRW-Staatssekretärin für Integration, verteidigte
die Aktion hingegen: „Wenn Aktivisten einen Wald besetzen, illegal
Baumhäuser bauen, ist das 'Klimarettung’. Wenn Menschen um ihre Jobs bangen
und deshalb demonstrieren, ist das […] 'Psychoterror’. Wahnsinn“, schrieb
sie auf [1][Twitter].
Der Bundesverband der IG BCE hat sich von der Aktion inzwischen
distanziert: „Die Demonstration vor Privathäusern war weder angemeldet noch
geplant“, teilte die Gewerkschaft auf [2][Twitter] mit. Man distanziere
sich von persönlichen Anfeindungen – diese Form der Auseinandersetzung
halte man für falsch. „Protest muss aller Job-Sorgen zum Trotz angemessen
bleiben.“
Mindestens ein RWE-Betriebsrat der Gewerkschaft, Walter Butterweck, hatte
sich an der Demo beteiligt. Vor Ort erklärte er, es handle sich nicht um
Psychoterror, sondern um „eine Ortsbegehung“. Angesprochen darauf, dass das
Betreten des Privatgrundstücks Hausfriedensbruch gewesen sei, sagte einer
der Demonstranten neben ihm: „Das ist, was die Aktivisten den ganzen Tag
machen.“ Ob die nicht-abgesprochenen Aktion seitens der Gewerkschaft
Konsequenzen haben würde, sagte die IG BCE bisher nicht.
17 Oct 2018
## LINKS
[1] https://twitter.com/SerapGueler/status/1052518715651178496
[2] https://twitter.com/igbce/status/1052518438265073664
## AUTOREN
Anett Selle
## TAGS
Kohlekommission
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Demonstrationen
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