# taz.de -- 9/11-Terrorhelfer abgeschoben: Mounir al-Motassadeq | |
> Motassadeq war ein Komplize der Terroristen vom 11. September und wurde | |
> zu 15 Jahren Haft verurteilt. Nun wurde er nach Marokko abgeschoben. | |
Mounir al-Motassadeq wird von schwer gesicherten Polizisten begleitet, als | |
er von der Justizvollzugsanstalt Hamburg-Fuhlsbüttel in den Helikopter | |
geführt wird. Der 44-Jährige trägt ein rot kariertes Hemd, über den Augen | |
eine schwarze Binde, Arme und Beine sind gefesselt. Scharfschützen sichern | |
die Aktion ab. So zeigen es Fotos. Die Polizei fliegt Motassadeq | |
schließlich nach Frankfurt am Main, setzt ihn dort in eine Maschine in | |
seine Heimat, nach Casablanca in Marokko. | |
Es ist noch einmal das ganz große Aufgebot, das dem verurteilten | |
Terrorhelfer am Montag zuteil wird, nach 14 Jahren Haft. Und für die | |
Bundesrepublik ist es das Ende eines jahrelangen juristischen Kampfes. | |
Motassadeq gehörte zur Hamburger Zelle um Mohammed Atta, die die Anschläge | |
vom 11. September 2001 in den USA ausführten. Etwa 3.000 Menschen kamen | |
damals um, als die Terroristen Flugzeuge ins New Yorker World Trade Center | |
und ins Pentagon flogen. Atta steuerte eines der Flugzeuge, Motassadeq | |
wurde später in Hamburg festgenommen. | |
Es folgte ein jahrelanger Rechtsstreit, zweimal hob der Bundesgerichtshof | |
Urteile über Motassadeq auf. Am Ende wurde er wegen Beihilfe zu den | |
Terroranschlägen zu 15 Jahren Haft verurteilt, der Höchststrafe. Der | |
Marokkaner habe zu den mindestens sechs Helfern der vier Terrorpiloten | |
gehört, urteilten die Richter. Er sei in die Anschlagspläne eingeweiht | |
gewesen, habe das Handeln der Attentäter verschleiert und sei zu einem | |
Al-Qaida-Camp nach Afghanistan gereist. Motassadeq wird der Erste, der für | |
die 9/11-Anschläge verurteilt wird, zum Präzedenzfall. | |
## Unauffällig in der JVA | |
Motassadeq beteuerte dagegen immer seine Unschuld. 1993 war er, | |
aufgewachsen mit fünf Geschwistern in Marrakesch, nach Deutschland | |
gekommen. In Hamburg studierte er Elektrotechnik. Gleich um die Ecke von | |
der Wohnung in der Hamburger Marienstraße, in der die Terroranschläge | |
geplant wurden, lebte er. Er sei nur ein ahnungsloser Freund der späteren | |
Terroristen gewesen, behauptete Motassadeq. In Afghanistan sei er seines | |
Glaubens wegen gewesen. 2004 wurde er tatsächlich kurzzeitig aus der Haft | |
entlassen, 2006 fuhr er wieder ein. In der JVA soll er sich unauffällig | |
gezeigt haben. Die Behörden aber sahen ihn weiter als leicht beeinflussbar | |
an und attestierten ihm eine fortwährende „islamistisch-dschihadistische“ | |
Gesinnung. | |
Schon länger hatte sich die Bundesrepublik um eine Abschiebung Motassadeqs | |
nach Marokko bemüht. Vergangene Woche schließlich trafen dessen | |
Passersatzpapiere ein. Dann ging es schnell. Am Montag wurde Motassadeq in | |
einem regulären Linienflug ausgeflogen. Er soll mit der Abschiebung | |
einverstanden gewesen sein, hieß es. Sein Anwalt wollte sich nicht äußern. | |
Im November wäre Motassadeqs reguläre Haftzeit abgelaufen. | |
In Marokko erwarten ihn seine Frau und zwei Kinder. Ermittelt wird gegen | |
ihn dort offenbar nicht. Nach Deutschland zurück darf er nicht. Er hat | |
Einreiseverbot bis zu seinem 90. Geburtstag im Jahr 2046. | |
15 Oct 2018 | |
## AUTOREN | |
Konrad Litschko | |
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