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# taz.de -- Streit um Entwicklungshilfe-Organisation: Zum Glück SPD
> Sozialdemokrat Matthias Machnig soll Vorstand der GIZ werden, die
> Mitarbeiter wollen das verhindern. Nach taz-Infos steckt ein Groko-Deal
> dahinter.
Bild: Vielleicht verdient, sicher kein Fachmann: Matthias Machnig
Berlin taz | Die Bundesregierung hat sich mit einer Top-Personalie
verkalkuliert. Eigentlich sollte am vergangenen Dienstag der ehemalige
SPD-Strippenzieher und Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium,
Matthias Machnig, zum Arbeitsdirektor der Deutschen Gesellschaft für
Internationale Zusammenarbeit (GIZ) bestellt werden. Die dafür anberaumte
Aufsichtsratssitzung wurde aber kurzfristig verschoben, nachdem via Bild am
Sonntag angeblicher Unmut aus der Belegschaft über die Personalie lanciert
wurde.
Von einem Protestbrief, unterzeichnet von sieben Arbeitnehmervertretern des
GIZ-Aufsichtsrats, ist im Bild-Bericht die Rede. Die Adressatin: SPD-Chefin
Andrea Nahles. Tatsächlich sind der Ärger und die Verunsicherung im
Aufsichtsgremium der staatlichen Entwicklungshilfeorganisation groß. Doch
was genau ist da los?
Seit Juli 2018 ist der Job bei der GIZ vakant; dass der langjährige
Arbeitsdirektor Hans-Joachim Preuß ausscheiden würde, war schon länger
klar. Ein Arbeitsdirektor – ein Personalchef mit Vorstandsrang – ist ein
mächtiger Mensch. Er kann Karrieren befördern und andere durchkreuzen. Um
den Posten neu zu besetzen, hatte die GIZ großen Aufwand betrieben. Eine
Personalfindungskommission des Aufsichtsrats wurde eingesetzt und ein
externer Headhunter beauftragt, um einen Fachmann oder eine Fachfrau zu
finden. Obwohl am Ende eine engere Auswahl auf dem Tisch lag, zauberten die
Vertreter der Bundesregierung im Aufsichtsrat im vergangenen Monat den
Namen Matthias Machnig aus dem Hut.
Das stieß anderen Mitgliedern im Aufsichtsrat – nicht allen – sauer auf. So
erzählt es ein Aufsichtsratsmitglied der Arbeitnehmerseite, mit dem die taz
sprach. „Sie wollen keinen Politiker wie Machnig auf dem Posten“, sagt das
Mitglied.
## Deal in den Koalitionsverhandlungen
Im Umfeld der GIZ heißt es, die Union habe der SPD den Posten bei den
Koalitionsverhandlungen zugesagt, weil das Entwicklungshilfeministerium
wieder an die CSU ging. Manche in der GIZ erinnert die Personalie Machnig
an die Art, wie die heutige Vorstandssprecherin Tanja Gönner – einst
CDU-Landesministerin in Baden-Württemberg – zu ihrem Amt kam. Auch damals
wurde der Vorwurf der Parteibuchwirtschaft laut.
Namentlich zitiert werden möchte bei der GIZ keiner – außer Michael
Leutert, der als Linken-Bundestagsabgeordneter für die Gesellschafterseite
im Aufsichtsrat sitzt. „Ich möchte wissen, wie sich der Personalvorschlag
Machnig mit dem im Aufsichtsrat beschlossenen Verfahren deckt“, sagt er der
taz. Und: „Wenn die Presseberichte stimmen, möchte ich nicht dazu
beitragen, dass die Stimmung in der Bevölkerung durch solche
Personalentscheidungen weiter kippt.“
Leutert spielt damit auf die geplante und dann doch gestoppte Beförderung
des ehemaligen Verfassungsschützers Hans-Georg Maaßen ins Innenministerium
an. Daneben ist die Person Matthias Machnig selbst umstritten. Manche
bewundern den Zögling des ehemaligen SPD-Vorsitzenden Franz Müntefering und
Leiter des erfolgreichen SPD-Wahlkampfs von 1998 als ideenreichen
Strategen.
## Viele offene Rechnungen
Noch mehr Leute allerdings hat Machnig in seiner langen Karriere mit seiner
manchmal breitbeinigen, schroffen Art vor den Kopf gestoßen. „Es gibt zu
viele, die mit Machnig eine Rechnung offen haben“, sagt der
Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat der taz. Hinzu käme, dass manche
Führungsleute mit CDU-Parteibuch in der GIZ Angst hätten, dass ein
SPD-Personalchef ihre Karriere in der GIZ blockieren könnte.
Ungewöhnlich deutlich ist bereits Entwicklungshilfeminister Gerd Müller
(CSU) – dessen Staatssekretär Martin Jäger dem Aufsichtsrat vorsteht – auf
Distanz zu Machnig gegangen. Die Entscheidung solle „einvernehmlich für
einen Experten oder eine Expertin fallen“, sagte er der Augsburger
Allgemeinen. Machnig dürfte er damit nicht gemeint haben.
11 Oct 2018
## AUTOREN
Gunnar Hinck
## TAGS
Matthias Machnig
GIZ
SPD
Große Koalition
Entwicklungshilfe
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