# taz.de -- Vorstand von Entwicklungsorganisation: Comeback der Wahlverliererin… | |
> Vor Kurzem haben Tanja Gönner und Karin Kortmann bitter Wahlen verloren. | |
> Nun sollen sie in den Vorstand der größten deutschen | |
> Entwicklungsorganisation wechseln. | |
Bild: Kassierte mit Stefan Mappus eine bittere Niederlage in Baden-Württemberg… | |
BERLIN taz | Tanja Gönner und Karin Kortmann verbindet bisher vor allem die | |
Erfahrung bitterer Niederlagen. CDU-Frau Gönner hat 2011 ihr Amt als | |
baden-württembergische Umwelt- und Verkehrsministerin abgeben müssen. | |
SPD-Frau Kortmann ist als Entwicklungsstaatssekretärin 2009 aus dem | |
Bundestag geflogen. Nun sollen beide nach Informationen der taz aus | |
Koalitionskreisen in den Vorstand der Gesellschaft für internationale | |
Zusammenarbeit (GIZ) wechseln. Gönner soll sogar Vorstandschefin des 17.000 | |
Personen starken Unternehmens werden. | |
Die GIZ ist das Ergebnis der Fusion dreier Entwicklungsorganisationen und | |
weltweit tätig. Sie hat Anfang 2011 offiziell die Arbeit aufgenommen. Mit | |
ihr ein neuer, umstrittener Vorstand: Sieben Männer leiten die | |
Organisation, in der Genderfragen eigentlich ein wichtiges Thema sind - an | |
der Spitze CDU-Mann Bernd Eisenblätter. Die Entscheidung für den | |
Männervorstand hat für derart viel Unmut gesorgt, dass die | |
Vorstandsverträge auf 18 Monate begrenzt wurden und eine Quote für die Zeit | |
danach festgelegt wurde: Ab Sommer 2012 sollen nur fünf Personen die | |
Organisation leiten. 40 Prozent, also zwei, müssen Frauen sein. | |
Diese Quote sorgt beim Aufsichtsrat der GIZ seitdem für Kopfzerbrechen. | |
Denn es gibt bestehende Verträge und parteipolitische Interessen. Und ein | |
Problem: Um die Quote zu erfüllen, müssen vier Männer ausscheiden. Nur zwei | |
gehen aber in den Ruhestand. | |
## Union pocht auf Spitzenposition | |
Die Union pochte schnell darauf, dass sie nach Eisenblätter, der im Sommer | |
ausscheidet, wieder die Spitzenposition besetzt. Aufsichtsratschef ist aber | |
FDP-Entwicklungsstaatssekretär Hans-Jürgen Beerfeltz, der versucht hat, den | |
Posten für die Liberalen zu ergattern. Ihm selbst wurden Ambitionen | |
nachgesagt. | |
Der Streit hat es bis ins Kanzleramt geschafft. Kanzlerin Angela Merkel war | |
die Personalie wichtig. Sie unterstützt die Kandidatur Tanja Gönners, | |
erfuhr die taz aus Unionskreisen. Damit hat Gönner beste Chancen, im März | |
tatsächlich als Vorstandssprecherin berufen zu werden. Schließlich hat | |
Merkel in der Debatte um die FDP-Personalpolitik im Entwicklungsministerium | |
auch zu Ressortchef Dirk Niebel gestanden. Gönners einziges Problem: Sie | |
hat zwar als Landesministerin Erfahrungen mit Themen wie Umwelt oder | |
Infrastruktur gesammelt, ist im internationalen Geschäft aber ein Neuling. | |
Das war allerdings diese Legislaturperiode oft kein entscheidender Faktor. | |
## Der Vorstand wird ein wenig teurer | |
Als weitere Frau wird wohl Karin Kortmann berufen werden, von 2005 bis 2009 | |
Entwicklungsstaatssekretärin unter Ministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul | |
(SPD). Kortmann hat 2009 ihr Bundestagsmandat verloren. Sie hat in ihrer | |
entwicklungspolitischen Arbeit vor allem die kirchliche Arbeit unterstützt. | |
Über die GIZ-Vorgängerorganisation GTZ sagte sie einst: "Die schmeißen das | |
Geld nach draußen wie die Kölner die Kamellen beim Karneval." | |
Nun könnte gerade Kortmann Grund dafür werden, dass der Vorstand ein wenig | |
teurer wird. Denn an ihrer Stelle müsste möglicherweise Hans-Joachim Preuß, | |
auch SPD, weichen und abgefunden werden. Die SPD streitet darüber. | |
Der neue Vorstand nimmt seine Arbeit im Juli auf. Gönner und Kortmann | |
würden es dann mit einer Organisation zu tun haben, die vom aktuellen Chef | |
Eisenblätter zunehmend als globales Unternehmen aufgebaut und auf Wachstum | |
getrimmt wurde. Das Wort Entwicklungshilfe hört man dort ohnehin nicht | |
gerne. | |
6 Feb 2012 | |
## AUTOREN | |
Gordon Repinski | |
## TAGS | |
Matthias Machnig | |
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