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# taz.de -- Rückwurfverbot für Beifang: Fisch über Bord
> Seit 2015 dürfen Fischer Beifang nicht ins Meer zurückwerfen. Halten sie
> sich auch dran? In der Ostsee nicht, sagen Umweltverbände.
Bild: Muss auf die Fangquote angerechnet werden: Beifang eines Krabbenkutters
Hamburg taz | Eine mangelhafte Durchsetzung des Rückwurfverbots in der
deutschen Fischerei kritisieren die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und der
Meeresschutzverband Our Fish. Trotz des Verbots werde in der Ostsee „eine
erschreckend hohe Menge an Dorsch über Bord geworfen“, heißt es in einer
aktuellen Analyse von Our Fish.
Für 2017 schätzt der Umweltverband die nicht gemeldeten Rückwürfe von
Dorsch in der Ostsee auf 10,1 Millionen Fische. Dabei beruft er sich auf
die jährliche Bewertung der Dorschbestände durch den Internationalen Rat
für Meeresforschung (ICES), der die Daten auswertet, die wissenschaftliche
Beobachter auf See erhoben haben.
Dadurch werde „deutlich, dass offensichtlich weiterhin große Mengen Fisch
aus den übernutzten Beständen ohne jegliche Meldung und Regulierung zurück
ins Meer geworfen werden“, schlussfolgert Our Fish und fordert zusammen mit
der DUH, die EU-Fischereiminister der Ostsee-Anrainerstaaten müssten auf
ihrer Oktobertagung das Anlandegebot endlich wirksam durchsetzen.
Dazu müssten die jährlichen Fanggrenzen „auf nachhaltigem Niveau“
festgelegt und mithilfe elektronischer Fernüberwachung die lückenlose
Einhaltung der Anlandeverpflichtung nachgewiesen werden. Zudem sollten die
Kontrollen an Bord durch Videoüberwachung und Beobachter ausgeweitet
werden.
„Die EU-Mitgliedsstaaten müssen geschützte Bestände und ein transparentes
Fischereimanagement gewährleisten“, fordert Rebecca Hubbard, Direktorin der
Our-Fish-Kampagne. „Deutschland muss sich für nachhaltige Fangquoten im
Jahr 2019 einsetzen“, verlangt Sascha Müller-Kraenner,
Bundesgeschäftsführer der DUH. „Ohne umfangreiche Kontrollen wird weiterhin
ungewollter Fisch, der mit an Land gebracht werden müsste, über Bord
geworfen.“
Peter Breckling hingegen sieht das Problem nicht. „Das Rückwurfverbot gilt,
und es wird eingehalten“, sagt der Generalsekretär des Deutschen
Fischereiverbandes in Hamburg. Die behördlichen Kontrollen der Schiffe und
Fänge auf See, an Bord und im Hafen seien wirksam, sagt er: „Nach meiner
Kenntnis gibt es keine Missachtung der Regeln.“ Und zudem gebe es
ausgerechnet für den Dorsch in der Ostsee keine Gefährdung der Population.
Nach Berechnungen des ICES hat sich der Bestand an Elterntieren in der
westlichen Ostsee seit dem Tiefpunkt 2013 inzwischen verdoppelt. Deshalb
gebe es auch die Empfehlung an die EU-Minister, die Fangquoten für
Ostseedorsch deutlich zu erhöhen. Die jahrelange durchaus schwierige Lage
der Dorschfischer, freut sich Breckling, „entspannt sich“.
11 Oct 2018
## AUTOREN
Sven-Michael Veit
## TAGS
Beifang
Ostsee
Fischerei
Deutsche Umwelthilfe
WWF
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